05.07.2012 Linder@detail.de

Auftakt für ein Mammutprojekt

Noch bis 2016 wird im fränkischen Haßfurt das Schulzentrum – ein Gebäudekomplex für 2050 Schüler und 75 Klassen – nach Plänen des Büros BAURCONSULT generalsaniert. Der erste Bauabschnitt, ein Ersatzneubau für die Naturwissenschaften, wurde soeben fertiggestellt. Architekten: BAURCONSULT Architekten + Ingenieure, Haßfurt
Standort: Tricastiner Platz 1, D-97437 Haßfurt

Foto: Gerhard Hagen

Das 1975 errichtete Schulzentrum Haßfurt liegt im Norden der Stadt auf einem großzügigen Gelände. Nach wie vor funktioniert der Gebäudekomplex in seiner Struktur und seinen Abläufen und kann daher zum großen Teil erhalten werden.

Bei der Sanierung stehen die sicherheitstechnischen, baukonstruktiven und haustechnischen Mängel im Vordergrund. Die technische Gebäudeausrüstung wird vollständig erneuert und die zum Teil erheblichen Mängel des vorbeugenden Brandschutzes beseitigt. Die Sanierung umfasst fünf Bauabschnitte,  deren erster - ein Ersatzneubau für die naturwissenschaftlichen Fächer – unlängst fertig gestellt wurde. Er stellt die benötigten Ersatzräume bereit für die spätere abschnittsweise Sanierung.

Aus wirtschaftlichen Gründen hatte der Bauherr beschlossen, den bestehenden naturwissenschaftlichen Trakt nicht zu sanieren, sondern ihn durch einen Neubau zu ersetzen. Vor allem die Ausstattung und Aufteilung der Räume genügte nicht mehr den heutigen Anforderungen. Der Erweiterungsneubau für die Naturwissenschaften wurde mit einem Energiestandard der ENEV 2009 –20% ausgeführt. Der dreigeschossige Neubau schließt den bestehenden Gebäudekomplex Richtung Osten ab, öffnet sich jedoch zugleich zum anschließenden Landschaftsraum. Von der zentralen Erschließungsspange des Schulzentrums (hier „Schulstraße“ genannt) zweigen zwei im stumpfen Winkel zu einander stehende Neubauflügel ab, die im Inneren wiederum einhüftig erschlossen sind.
Spirale in Weiß und Magenta
Äußerlich hüllt sich der Neubau komplett in Weiß – wobei als Fassadenverkleidung hinterlüftete Holzwerkstoffplatten verwendet wurden. Während die Ostseite sich als eher zurückhaltende Lochfassade präsentiert, sind die Fensteröffnungen im Norden und Süden (den Stirnseiten des Gebäudes) als Kuben – teilweise schräg – aus der Gebäudevolumen ausgestülpt. Als Blickfang und Sonnenschutz zugleich dient die Verkleidung der Südwestfassade. Sie löst sich vor der Glasfront der Flure in mehrgeschossige, vertikale Bänder aus Holzwerkstoffplatten auf, die spiralförmig in sich verdreht sind und in der Vertikalen einen Farbwechsel von Weiß zu Magenta und zurück zu Weiß vollziehen.

Foto: Gerhard hagen

Für die Sanierung des Bestandsgebäudes, die in diesem Jahr begonnen hat und noch bis 2016 andauern soll, verwenden die Architekten hingegen eine hinterlüftete, gedämmte Aluminiumfassade.  Sie wird auf die bestehenden Betonsandwichplatten aufgebracht. Maßgeblich für die Auswahl war hier das geringe Flächengewicht und der zügige Bauablauf, den sich die Architekten von diesem Fassadentyp versprechen.Die Farbgebung wird jener des Neubaus ähneln; die Profilierung der Aluminiumfassade wird hingegen die Vor- und Rücksprünge der bestehenden Stahlbetonkonstruktion neu interpretieren.
Strom und Wärme aus Biogas
Auch die Haustechnik des Schulzentrums wird im Laufe der Sanierung komplett erneuert. Kernpunkt ist dabei der Aufbau einer neuen Wärmeerzeugung über ein zentrales Blockheizkraftwerk, das durch eine benachbarte Biogasanlage mit Brennstoff versorgt wird. Auch die Heizleitungen werden komplett erneuert. Das BHKW deckt nicht nur den Strombedarf für Beleuchtung, Lüftungsanlage, IT und andere Elektrogeräte, sondern liefert darüber hinaus Strom zur sommerlichen Kühlung einzelner, kritischer Räume an der Südseite. Spitzenlasten beim Wärmebedarf im Winter decken zwei ebenfalls mit Biogas betriebene Brennwertkessen. Da auch der Gesamtenergiebedarf durch die Sanierung deutlich sinkt, sollen auf diese Weise bis zu 90% des Energieverbrauchs aus regenerativen Quellen gedeckt werden. Sämtliche gebäudetechnischen Komponenten werden über eine Gebäudeleittechnik vernetzt.

Foto: Gerhard Hagen

Drei unterschiedliche Lüftungskonzepte
Die innen liegenden Bereiche im Altbau werden künftig mechanisch be- und entlüftet. Die Klassenzimmer erhalten CO2-Ampeln, die das Lehrpersonal rechtzeitig vorwarnen, wenn die Fenster zu öffnen sind. Im Ersatzneubau hingegen versorgen dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung die Fachräume mit Zuluft. Die Geräte sind mit den Laboreinbauten gekoppelt und reagieren über Volumenstromregler auf die Anforderungen aus dem Versuchsbetrieb. Auch in diesem Gebäudeteil sind sämtliche Komponenten über die Gebäudetechnik miteinander vernetzt.

Foto: Gerhard Hagen

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