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Auf dem Weg Richtung Weltmarkt: "consense 2009" (Teil 2)
Das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen (DGNB) soll internationalisiert werden – und mit ihr die „consense“, die im Juni in Stuttgart zum zweiten Mal stattfand. Mit gutem Grund: Denn vor allem in den Wachstumsmärkten der Schwellenländer wird der Kampf gegen den Klimawandel entschieden werden. Doch bis das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen indes international etabliert ist, dürften noch einige Jahre ins Land gehen.
Wie groß ist der Markt für ein DGNB-Zertifikat tatsächlich? Laut Gregor Büchner, Direktor von Jones Lang LaSalle Deutschland, wurden bis zur consense in Deutschland 65 Gebäude zertifiziert oder zur Zertifizierung angemeldet, davon zwei Drittel durch die DGNB. Büchner schätzt die künftige Nachfrage bei Büro- und Verwaltungsbauten auf 12 bis 25 Projekte jährlich – was etwas tief gegriffen sein dürfte, weil Büchner hier nur die private Neubautätigkeit in den sechs großen deutschen Immobilienhochburgen berücksichtigt.
Tatsächlich wurden bisher bereits öffentliche wie private Objekte, teils auch in Kleinstädten und an weniger prestigeträchtigen Standorten wie Ulm, Duisburg und Eberswalde zertifiziert. Ferner bereitet die DGNB derzeit weitere Systemvarianten auch für Bestandsbauten (derzeit nur Büros), Handels-, Industrie- und Bildungsbauten. Groß ist die Nachfrage auch nach der sogenannten Portfolio-Zertifizierung, bei der Betreiber zum Beispiel großer Supermarktketten ihre (meist baugleichen) Filialen kosteneffizient mit Gütesiegeln versehen lassen können. Wobei die Kosteneffizienz ihre Grenzen haben dürfte: Für Gregor Büchner etwa ist das Deutsche Gütesiegel aufgrund seiner hohen Anforderungen klar ein „premium brand“, weniger ein Produkt für die (gebauten) Massen.
Dennoch blickt man bei der DGNB intensiv auf den internationalen Markt, da die Neubautätigkeit in Ländern wie China und Brasilien ein Vielfaches der deutschen beträgt (und in diesen Ländern, nebenbei gesagt, der Kampf gegen den Klimawandel gewonnen oder verloren wird). Prinzipiell bieten sich zwei Möglichkeiten an, um das DGNB-Label zu exportieren: die direkte Zertifizierung ausländischer Immobilien mit dem Deutschen Gütesiegel, die allerdings nur in Ländern mit ähnlichen baulichen Standards und vergleichbarer Baugesetzgebung sinnvoll sein dürfte. Und zweitens Lizenzvereinbarungen mit ausländischen Vereinigungen, die das Deutsche Gütesiegel an ihre eigenen klimatischen Gegebenheiten, Bauvorschriften, Bautraditionen und Marktstrukturen anpassen. Hier ist die Aussagekraft bei der Bewertung deutlich höher, und der Zertifizierungsaufwand für den Bauherren wird geringer. Denn Gebäudedokumentation und Berechnungen müssen nur in dem jeweils für das Land gültigen Standard erstellt werden – und nicht, wie etwa bei LEED, im amerikanischen ASHRAE-Standard, der in Europa nicht gebräuchlich ist.
„Die Stärke des Zertifizierungssystems besteht in seiner hohen Flexibilität. Es kann nicht nur hervorragend an regionale Gegebenheiten adaptiert, sondern auch an künftige technische oder gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden“, sagt Christine Lemaitre, die bei der DGNB für die Internationalisierung verantwortlich ist. Erste Erfolge der Internationalisierungsstrategie sind bereits sichtbar: Mit Partnern in China und Österreich wurden Kooperationsverträge unterzeichnet, ein Abkommen mit Bulgarien ist in Vorbereitung, und mit zahlreichen weiteren Ländern wie Brasilien oder der Schweiz bestünden enge Kontakte, betont DGNB-Präsident Sobek.
Bleibt eine Frage, die vor allem von Architekten oft geäußert wird: Sind Zertifizierungssysteme, ist das DGNB-Label etwas für Erbsenzähler? Wird die architektonische Qualität darin überhaupt angemessen gewürdigt? Die gestalterische Qualität der bisher zertifizierten Objekte lässt da durchaus Zweifel aufkeimen. Aber eine Art weltweiter Gestaltungsbeirat kann und will die DGNB aus nachvollziehbaren Gründen nicht sein. „Wir werden bei DGNB niemals Schönheit nach Punkten bewerten“, sagt DGNB-Präsident Sobek. Hans Dieter Hegner, der für die Belange des nachhaltigen Bauens zuständige Referatsleiter im Bundesbauministerium, pflichtet ihm bei: „Wir brauchen keine Gestaltungs-Gurus, die durch unsere Städte gehen und Gebäude bewerten. Wir brauchen mehr Wettbewerbe – auch und gerade im privaten Bereich!“ Es läge, so Hegner, in der Natur des DGNB-Zertifikats, dass dieses Gestaltung niemals messbar machen, sondern lediglich Anstrengungen honorieren könne, die üblicherweise zu guter Gestaltung führten – wie eben die von vielen Architekten immer wieder geforderten Wettbewerbe.
„Die Stärke des Zertifizierungssystems besteht in seiner hohen Flexibilität. Es kann nicht nur hervorragend an regionale Gegebenheiten adaptiert, sondern auch an künftige technische oder gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden“, sagt Christine Lemaitre, die bei der DGNB für die Internationalisierung verantwortlich ist. Erste Erfolge der Internationalisierungsstrategie sind bereits sichtbar: Mit Partnern in China und Österreich wurden Kooperationsverträge unterzeichnet, ein Abkommen mit Bulgarien ist in Vorbereitung, und mit zahlreichen weiteren Ländern wie Brasilien oder der Schweiz bestünden enge Kontakte, betont DGNB-Präsident Sobek.
Bleibt eine Frage, die vor allem von Architekten oft geäußert wird: Sind Zertifizierungssysteme, ist das DGNB-Label etwas für Erbsenzähler? Wird die architektonische Qualität darin überhaupt angemessen gewürdigt? Die gestalterische Qualität der bisher zertifizierten Objekte lässt da durchaus Zweifel aufkeimen. Aber eine Art weltweiter Gestaltungsbeirat kann und will die DGNB aus nachvollziehbaren Gründen nicht sein. „Wir werden bei DGNB niemals Schönheit nach Punkten bewerten“, sagt DGNB-Präsident Sobek. Hans Dieter Hegner, der für die Belange des nachhaltigen Bauens zuständige Referatsleiter im Bundesbauministerium, pflichtet ihm bei: „Wir brauchen keine Gestaltungs-Gurus, die durch unsere Städte gehen und Gebäude bewerten. Wir brauchen mehr Wettbewerbe – auch und gerade im privaten Bereich!“ Es läge, so Hegner, in der Natur des DGNB-Zertifikats, dass dieses Gestaltung niemals messbar machen, sondern lediglich Anstrengungen honorieren könne, die üblicherweise zu guter Gestaltung führten – wie eben die von vielen Architekten immer wieder geforderten Wettbewerbe.
Wie wird es weitergehen mit der consense? Die gegenüber der ersten Veranstaltung 2008 deutlich gestiegenen Besucherzahlen lassen durchaus Hoffnung auf eine positive Entwicklung keimen. Bei der DGNB arbeitet man intensiv an einer wirklichen Internationalisierung der Veranstaltung. Noch ist auch das Thema Nachhaltigkeitszertifizierung „frisch“ und beweglich genug, um damit eine Reihe weiterer interessanter Zwei-Tages-Kongresse zu bestreiten.
Irgendwann wird sich die consense jedoch am Scheideweg befinden und sich fragen müssen: Was will ich eigentlich sein? Ein Forum, auf dem Eingeweihte Detailfragen zur Zertifizierung diskutieren? Dies wäre ein gangbarer Weg, der allerdings wohl auf Kosten der Resonanz in der Öffentlichkeit gehen würde. Ein Marktplatz für alles und jedes, für Produkte und Projekte des nachhaltigen Bauens? Damit wäre die Veranstaltung auf einen Schlag ihr Profil los. Oder eine Plattform für den weltweiten Erfahrungsaustausch über Zertifizierungssysteme? Vieles spricht für eine Entwicklung in diese Richtung. Allerdings wird das Deutsche Gütesiegel sich wohl erst eine Weile lang am internationalen Markt etablieren müssen, bevor sich dieses Vorhaben in die Tat umsetzen lässt.
Irgendwann wird sich die consense jedoch am Scheideweg befinden und sich fragen müssen: Was will ich eigentlich sein? Ein Forum, auf dem Eingeweihte Detailfragen zur Zertifizierung diskutieren? Dies wäre ein gangbarer Weg, der allerdings wohl auf Kosten der Resonanz in der Öffentlichkeit gehen würde. Ein Marktplatz für alles und jedes, für Produkte und Projekte des nachhaltigen Bauens? Damit wäre die Veranstaltung auf einen Schlag ihr Profil los. Oder eine Plattform für den weltweiten Erfahrungsaustausch über Zertifizierungssysteme? Vieles spricht für eine Entwicklung in diese Richtung. Allerdings wird das Deutsche Gütesiegel sich wohl erst eine Weile lang am internationalen Markt etablieren müssen, bevor sich dieses Vorhaben in die Tat umsetzen lässt.