Atelier in Bobingen von Ludwig Zitzelsberger

Bobingen ist eine 15 000-Einwohner-Stadt rund 20 km südlich von Augsburg – doch wirklich urban wirkt sie mit ihrer lockeren, dörflichen Bebauung selbst im Zentrum nicht. Zurückgesetzt von der Hauptstraße und erreichbar über eine lange Auffahrt, wollte sich eine Künstlerin hier am Ort ihrer Kindheit ein neues Atelier errichten. Der Bauplatz ist umgeben von Ein- und kleinen Mehrfamilienhäusern, Scheunen und kleinen Gewerbebauten. Die meisten stammen aus der Nachkriegszeit, doch ganz in der Nähe steht auch ein Patrizierwohnsitz aus dem Jahr 1540, der älteste Profanbau des Orts.

Der Münchener Architekt Ludwig Zitzelsberger entwarf seiner Bauherrin einen 18 m langen, schlanken Holzbau mit markantem Satteldach und noch markanterer Farbgebung: Die Holzverschalung der Fassaden und die beschieferte Bitumendachbahn sind einheitlich in Grün gehalten. An den Traufseiten knicken die zwei Dachflächen wie gestutzte Flügel nach oben und bilden Regenrinnen. 

An den Traufseiten knicken die zwei Dachflächen wie gestutzte Flügel nach oben und bilden Regenrinnen. © Sebastian Schels

Innen zoniert ein Treppenhauskern mit tragenden Holzständerwänden den Raum in zwei Bereiche: das Atelier und den Wohnbereich. Letzterer nimmt nicht die ganze Gebäudehöhe ein – auf einer eingezogenen Zwischendecke gibt es hier Platz zum Lagern der Kunstwerke. Neben der Treppe im Erdgeschoss finden außerdem ein Bad und eine Küchenzeile Platz.  Die Konstruktion hat Ludwig Zitzelsberger bewusst einfach gehalten: Die unbewehrte Bodenplatte aus Beton wurde lediglich flügelgeglättet. Im Gegensatz zur Außenhülle sind die Dachbalken und die innere Dachverschalung weiß lasiert – ein ruhiger, neutraler Hintergrund für die Werke der Künstlerin. Die großzügigen Fassadenöffnungen lassen sich wie bei einer Scheune mit großen Toren öffnen oder schließen.