Weinkeller im offenen Raum: Umbau einer Brauerei von Chybik + Kristof
Neben der Kapelle aus dem 9. Jahrhundert und einer gotischen Kirche, die sich durch die neuen Fenster des House of Wine betrachten lassen, bietet die tschechische Stadt Znaim auch in der direkten Nachbarschaft des Projektes eine Collage der unterschiedlichen Bauzeiten. Die Architekten von Chybik + Kristof erhielten den Auftrag, eine Brauerei aus dem 19. Jahrhundert mit Anbau aus den 1970er Jahren für eine Weinbar umzugestalten.
Um beiden Gebäuden angemessen zu begegnen, wandten sie gegensätzliche Renovierungskonzepte an. Das ehemalige Brauereigebäude stufen die Architekten als Denkmal ein und ließen die Bausubstanz unverändert. Durch Einbauten wird es zum Flaschenlager und Raum für Weinproben.
Ganz anders verhalten sie sich zur Technikhalle. Die Struktur bleibt erhalten, aber die alten Öffnungen der Fassade wurden zugemauert und neue frei nach Bedarf eingeschnitten. Die leere Hülle dienst als Basis für den neuen Entwurf. Während bei der Brauerei die Restaurierung und Erhaltung im Vordergrund stehen, konnten die Architekten beim zweiten Gebäudeteil also einen experimentellen und unorthodoxen Weg wagen, erklärt Ondřej Chybík, Gründungspartner des Büros.
Auf Straßenniveau ermöglichen zwei große Fenster Einblicke für Passanten. Asymmetrisch verteilen sich die weiteren Öffnungen über die Fassade. Sie sind auf den Einbau im Innenraum und die Position der Tische ausgerichtet und vermitteln so die neue Kleinteiligkeit des House of Wine nach außen. Die Mauersteine, mit denen die alten Öffnungen geschlossen sind, bleiben genauso wie die Ziegel der alten Stützpfeiler sichtbar– der helle Anstrich lässt sie als Relief durchscheinen.
Ein skulpturaler Einbau mit abgerundeten Kanten erschließt den ehemaligen Technikraum in voller Höhe. Die verzweigten Wege und die Unterteilung in mehrere, nach oben offene Nischen ist dem Maßstab und der Atmosphäre traditioneller Weinkeller entlehnt. Auf den teilweise auskragenden Plattformen können die Gäste den Wein der Südmährischen Region genießen, während sie auf die facettenreiche Architektur der Stadt blicken.
Weitere Informationen:
Team: Ondřej Chybik, Michal Krištof, Ondřej Mundl, Luděk Šimoník, Martin Holý, Roman Koplík, Lenka Vořechovská, Vratislav Zika, Hanka AlGibury, Petr Novák, Michal Klimeš
Gesamtfläche: 550 m2
Kosten: 550000 €