28.10.2009

Neues Merkblatt zur Grauen Energie in Gebäuden

Die „Graue Energie“, die in Baumaterialien und technischer Gebäudeausrüstung steckt, kann bei Niedrigenergie-Gebäuden und Passivhäusern mitunter die während im Lebenszyklus des Gebäudes verbrauchte Betriebsenergie übersteigen. Doch wie ermittelt man sie korrekt? Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) gibt nun ein neues Merkblatt heraus, das bereits in der Vorplanung Hilfestellung leisten soll.
 
Typische Werte für die Graue Energie in Gebäuden liegen zwischen 3000 und 4000 MJ je m2 Geschossfläche, das sind umgerechnet auf die Betriebsdauer des Gebäudes rund 80-100 MJ je m2 und Jahr. Damit enthalten gerade energieeffiziente Gebäude ebenso viel graue Energie, wie sie jährlich für Heizung und Warmwasser verbrauchen.
Das Merkblatt SIA 2021 „Graue Energie von Gebäuden“ erlaubt die Berechnung der „grauen Energie“ und der „grauen Treibhausgasemissionen“ nach einheitlichen Grundsätzen und auf der Basis von vergleichbarem Datenmaterial. Es enthält jedoch noch keine direkten Planungshinweise. Diese sollen erst in einer späteren Ausgabe des Merkblatts folgen, wenn genug Erkenntnisse aus dessen Anwendung in der Praxis vorliegen.
Die knapp 30-seitige Schrift stellt eine einheitliche Rechenmethode zur Verfügung, mit der sich die Graue Energie von Gebäuden ermitteln lässt, und stellt sicher, dass einheitliche Systemgrenzen und Datenquellen verwendet werden. Unter anderem legt sie Standardwerte für die Amortisationszeiten von Bauteilen und einheitlichen Schichten fest. Diese entsprechen in der Regel den Nutzungsdauern der Bauteile – denn die Graue Energie eines Gebäudes umfasst nicht nur die in dessen Errichtung und Rückbau geflossene Energie, sondern berücksichtigt auch den Austausch einzelner Bauteile.
Zur Berechnung der Grauen Energie nach SIA 2032 werden die Daten aus der Datenbank ecoinvent herangezogen. Dort sind Angaben zum kumulierten Energieaufwand, den Treibhausgasemissionen und weiteren umweltbezogenen Kennwerten von Energieträgern, Werkstoffen, Produkten und Dienstleistungen in allen Wirtschaftszweigen hinterlegt.
Für die Ermittlung der Grauen Energie bereits in der Vorstudien- und Vorprojektphase und für die Bewertung von Wettbewerbsprojekten stellt das neue Merkblatt im Anhang eine eigene Tabelle bereit. Damit können Energiegehalt und Treibhausgasemissionen einzelner Bauteile überschläglich abhängig von Bauteilfläche und gewählter Konstruktionsart ermittelt werden, ohne dass bereits detaillierte Informationen zum Schichtenaufbau vorliegen müssen.
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