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Hugo-Häring-Landespreis 2012 für neun Bauwerke
Turnhalle, Kloster, Galerie, Betriebsrestaurant und mehr – das Spektrum beim 16. Hugo-Häring-Landespreis des Bund Deutscher Architekten (BDA) in Baden-Württemberg ist weit gefächert.
Die Jury aus vier Architekten, einem Fachjournalisten und einer Person des öffentlichen Lebens wählte die neun Preisträger aus 137 nominierten Bauten aus. Sie hatten in der Vorstufe im Vorjahr eine »Hugo-Häring-Auszeichnung« erhalten. Insgesamt waren 651 Bauten zum Auszeichnungsverfahren 2011/2012 eingereicht worden.
Die Gewinner Landespreises wurden am 4. Juli 2012 in Stuttgart offiziell bekannt gegeben (Reihenfolge ohne Wertung):
• Erweiterung Hochschule für Gestaltung Pforzheim
• Kloster Hegne Marianum, Allensbach-Hegne
• Turnhalle plus X, Mannheim
• Galerie Stihl Waiblingen und Kunstschule Unteres Remstal
• Umgestaltung Kirche St. Augustinus, Heilbronn
• Sanierung und Umbau Aussegnungshalle Waldfriedhof Aalen
• Betriebsrestaurant mit Auditorium, Ditzingen
• JustK – Wohnraum für 4 Kinder und 2 Erwachsene, Tübingen
• Haus B, Stuttgart-Rotenberg
Die Projekte
Die Jury aus vier Architekten, einem Fachjournalisten und einer Person des öffentlichen Lebens wählte die neun Preisträger aus 137 nominierten Bauten aus. Sie hatten in der Vorstufe im Vorjahr eine »Hugo-Häring-Auszeichnung« erhalten. Insgesamt waren 651 Bauten zum Auszeichnungsverfahren 2011/2012 eingereicht worden.
Die Gewinner Landespreises wurden am 4. Juli 2012 in Stuttgart offiziell bekannt gegeben (Reihenfolge ohne Wertung):
• Erweiterung Hochschule für Gestaltung Pforzheim
• Kloster Hegne Marianum, Allensbach-Hegne
• Turnhalle plus X, Mannheim
• Galerie Stihl Waiblingen und Kunstschule Unteres Remstal
• Umgestaltung Kirche St. Augustinus, Heilbronn
• Sanierung und Umbau Aussegnungshalle Waldfriedhof Aalen
• Betriebsrestaurant mit Auditorium, Ditzingen
• JustK – Wohnraum für 4 Kinder und 2 Erwachsene, Tübingen
• Haus B, Stuttgart-Rotenberg
Die Projekte
Erweiterung Hochschule für Gestaltung Pforzheim
Architekt: MGF Architekten GmbH, Stuttgart
Bauherr: Land Baden-Württemberg
Architekt: MGF Architekten GmbH, Stuttgart
Bauherr: Land Baden-Württemberg
Das bereits zu seiner Entstehungszeit unvollendet gebliebene Ensemble der ehemaligen Großherzoglichen Kunstgewerbeschule aus dem Jahr 1911 wird in der Arbeit von MGF Architekten fast hundert Jahre später mit einer geglückten Erweiterung des Ostflügels abgeschlossen. Ein Haus mit zwei sehr unterschiedlichen Seiten ist entstanden, welches die Architektur des angrenzenden Jugendstilbaus, in seinem Verhältnis von Schwere und Leichtigkeit, Geschlossenheit und Öffnung, in eine neue Sprache übersetzt. Mit der zeitgenössischen, präzisen Architektur vermag es aus der Vergangenheit in die Zukunft überzuleiten, ohne die Würde der benachbarten Altbauten durch ihre Modernität zu bedrängen.
Schwer ist der Neubau zu den beiden Strassseiten der Stadt. Eine reduzierte Natursteinfassade übernimmt die Materialität des Altbaus und setzt sie in einem turmartigen Abschlussgebäude perfekt in Szene. Kleine quadratische Kastenfenster gliedern äußerst reduziert die strenge Lochfassade in Sockel, Wand und Attikageschoss. Die Übersetzung der Struktur des Altbaus wird mit den Mitteln der Reduzierungund Abstraktion im Neubau aufgenommen, auf ein Minimum reduziert und bis in die Materialbehandlung durchdekliniert: vom gestockten Sandstein im Sockel führt das Fassadendetail über die raugesägten Natursteinplatten der Lochfassade bis hin zum maßstäblich überhöhten, geschlossenen Attikageschoss. Die Architekten definieren für den Erweiterungsbau neben dem Jugendstildenkmal den Typus des »Eckrisalits«, der verblüffend selbstverständlich das Bestehende ergänzt – gleichzeitig in seiner formalen Eigenständigkeit überzeugt.
Zum Garten, zum Innenhof zeigt sich unerwartet ein ebenso präzis bearbeiteter Stahl- und Glasbau, der mit seinen leichten Balkonen und riesigen Glasflächen ein gelungenes Gegengewicht zu den schweren steinbekleideten Straßenfassaden bildet. Bemerkenswert ist für diesen Hochschulbau die Radikalität, mit der die Architekten ihre minimalistische Entwurfslösung bis ins Detail, bis hin zu den flexiblen Grundrissgestaltungsmöglichkeiten umsetzen konnten, ohne die Altbauten zu entwerten. Bemerkenswert ist, wie es den Architekten gelingt, über den Kontrast von steinerner Geschlossenheit zu transparenter Offenheit, über den kompletten Gegensatz also, einen neuen, übergeordneten Zusammenhang im Ensemble aus Alt und Neu zu schaffen und dem historischen Ensemble eine neue, gemeinsame Identität zu sichern. Der Beitrag wird nicht nur als ein gelungener Beitrag und Anregung zum zeitgenössischen Bauen im historischen Umfeld gewürdigt, er ist beispielhaft.
Schwer ist der Neubau zu den beiden Strassseiten der Stadt. Eine reduzierte Natursteinfassade übernimmt die Materialität des Altbaus und setzt sie in einem turmartigen Abschlussgebäude perfekt in Szene. Kleine quadratische Kastenfenster gliedern äußerst reduziert die strenge Lochfassade in Sockel, Wand und Attikageschoss. Die Übersetzung der Struktur des Altbaus wird mit den Mitteln der Reduzierungund Abstraktion im Neubau aufgenommen, auf ein Minimum reduziert und bis in die Materialbehandlung durchdekliniert: vom gestockten Sandstein im Sockel führt das Fassadendetail über die raugesägten Natursteinplatten der Lochfassade bis hin zum maßstäblich überhöhten, geschlossenen Attikageschoss. Die Architekten definieren für den Erweiterungsbau neben dem Jugendstildenkmal den Typus des »Eckrisalits«, der verblüffend selbstverständlich das Bestehende ergänzt – gleichzeitig in seiner formalen Eigenständigkeit überzeugt.
Zum Garten, zum Innenhof zeigt sich unerwartet ein ebenso präzis bearbeiteter Stahl- und Glasbau, der mit seinen leichten Balkonen und riesigen Glasflächen ein gelungenes Gegengewicht zu den schweren steinbekleideten Straßenfassaden bildet. Bemerkenswert ist für diesen Hochschulbau die Radikalität, mit der die Architekten ihre minimalistische Entwurfslösung bis ins Detail, bis hin zu den flexiblen Grundrissgestaltungsmöglichkeiten umsetzen konnten, ohne die Altbauten zu entwerten. Bemerkenswert ist, wie es den Architekten gelingt, über den Kontrast von steinerner Geschlossenheit zu transparenter Offenheit, über den kompletten Gegensatz also, einen neuen, übergeordneten Zusammenhang im Ensemble aus Alt und Neu zu schaffen und dem historischen Ensemble eine neue, gemeinsame Identität zu sichern. Der Beitrag wird nicht nur als ein gelungener Beitrag und Anregung zum zeitgenössischen Bauen im historischen Umfeld gewürdigt, er ist beispielhaft.
Kloster Hegne Marianum, Allensbach-Hegne
Architekt: Prof. Arno Lederer + Jórunn Ragnarsdóttir + Marc Oei, Stuttgart
Bauherr: Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz von Ingenbohl in Hegne
Architekt: Prof. Arno Lederer + Jórunn Ragnarsdóttir + Marc Oei, Stuttgart
Bauherr: Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz von Ingenbohl in Hegne
Die Erweiterung einer Klosterschule nahmen die Architekten nicht in Form einer freien Addition vor, sondern sie nutzten den historischen Typus des Bestandsbaus, um ihn durch ein modern gestaltetes Pendant zu einer symmetrischen Anlage zu spiegeln. Die daraus entstehende »herrschaftliche« Bauform wird im Sinne einer heiteren, landschaftsbezogenen Anlage mit Blick auf den See und das Schweizer Panorama uminterpretiert. Durch die verbindende Arkadenarchitektur entstehen vielfältige offene und halboffene Aufenthaltsräume, zum Beispiel als gedeckter Freisitz für die Mensa. An der Nordseite ist mit einer Pergola und dem zeichenhaften Glockenturm eine freundliche Eingangssituation formuliert. Die Pergola und weitere Bauteile mit sekundären Nutzungen sind so angeordnet, dass Höfe und Freiflächen unterschiedlichen Charakters entstehen. Die Schule eröffnet Schülern und Lehrern durch die räumliche Vielfalt und ihre Anmutungs- und Erlebnisqualitäten eine Vielzahl an Aktions- und Aufenthaltsmöglichkeiten.
JustK – Wohnraum für 4 Kinder und 2 Erwachsene, Tübingen
Architekt: amunt - architekten martenson und nagel theissen, Aachen/Stuttgart
Bauherr: Katrin Martenson und Dr. Dominik Bless-Martenson
Architekt: amunt - architekten martenson und nagel theissen, Aachen/Stuttgart
Bauherr: Katrin Martenson und Dr. Dominik Bless-Martenson
Betriebsrestaurant mit Auditorium, Ditzingen
Architekt: Barkow Leibinger Architekten, Berlin
Bauherr: TRUMPF GmbH + Co. KG
Architekt: Barkow Leibinger Architekten, Berlin
Bauherr: TRUMPF GmbH + Co. KG
Eine enge Beziehungen zwischen Architekt und Auftraggeber und optimale finanzielle Voraussetzungen müssen nicht unbedingt ein herausragendes Ergebnis garantieren. Die Gestalter dieses Bauvorhabens haben es aber verstanden, solch seltene Bedingungen in einen preisgekrönten, ebenso spektakulären wie soliden Entwurf zu übersetzen. Auffallend ist die handwerkliche Disziplin und Präzision, mit der auf dem Firmengelände der TRUMPF GmbH in Ditzingen eine Raumvorstellung ins Bauliche transformiert wurde.
Über ein großzügig modelliertes Gelände spannt sich ein Dach, das sich aus einer Vielzahl gleicher bzw. ähnlicher fünfeckiger Holzwaben zusammensetzt. Eine komplexe und kunstvolle Bauidee, die durch ihre konsequente und in Hinblick auf Akustik und Raumklima äußerst professionelle Umsetzung besticht. Eine einzige durchgehende Raumlandschaft schafft unterschiedliche Milieus und viele Möglichkeiten für eine breite Nutzung. Ein attraktiver Ort für die Mitarbeiter, gleichzeitig ein Aufsehen erregendes, bereits vielfach veröffentlichtes Bauwerk und als Beispiel ungewöhnlicher Architektur auch ein erfolgreiches branding für das weltweit vernetzte Unternehmen.
Das Betriebsrestaurant war 2009 mit dem DAM-Preis ausgezeichnet worden. Zum Bericht
DETAIL stellte das Projekt in der Ausgabe 1+2/2009 vor. Zum Archiv
JustK von architekten martenson und nagel theissen schafft für eine mindestens 6-köpfige Familie Wohnraum, der auf einem vergleichsweise kleinen Grundstück den größtmöglichen ökologischen Standards eines Passivhauses gerecht wird und später auch in zwei Wohneinheiten unterteilt werden kann. Die Anpassung an das städtebauliche Umfeld der Tuffsteinarchitekturen aus den 1920er Jahren und eine Blickachse vom nachbarlichen Grundstück auf das Tübinger Schloss zählten zu den weiteren Vorgaben für dieses Bauvorhaben.
Auch wenn der Typus des Einfamilienhauses zur Schaffung von neuem Wohnraum als richtungweisende Reaktion auf die komplexen Problemstellungen des 21. Jahrhunderts erachtet werden kann, spricht die Jury nach eingehender Diskussion, dem kleinen Projekt einen Hugo-Häring-Landespreise zu. Beispielhaft ist die Konsequenz aus den bauphysikalischen Anforderungen an Passivhäuser, der schnellen Bauzeit sowie Überlegungen zur Nachhaltigkeit. Das Gebäude ist konsequent in Massivholzbauweise ausgeführt und die Möglichkeiten der Vorfertigung wurden intensiv genutzt.
Ohne Ausnahme zieht sich das Material Holz durch die Konstruktion und sämtliche Oberflächen im Inneren. Die Außenhaut aus schwarzen Kunststoffbahnen spannt über sämtliche Dachflächen und Fassaden des Gebäudes und sorgt im Außenbereich für ein (wie im Gebäudeinneren erzieltes) einheitliches, heiter skulpturales Raumwerk. Dabei wird von den Architekten die Qualität nicht durch die Summe der gelungenen, sichtbaren Details erzielt, sondern ganz im Gegenteil, es ist ihr Mut zum Außergewöhnlichen.
Haus B, Stuttgart-Rotenberg
Architekt: Prof. Christine Remensperger, Stuttgart
Bauherr: Heike und Markus Berner
Architekt: Prof. Christine Remensperger, Stuttgart
Bauherr: Heike und Markus Berner
Das Haus B von Christine Remensperger liegt innerhalb einer denkmalgeschützten Ensemblebebauung am Fuße der Weinberge auf dem Rotenberg. Eine heikle Aufgabe, die hier souverän gemeistert wurde. Im Innenausbau verleihen wenige ausgewählte Materialien, wie rau geschliffener Estrich, Sichtbeton und edel eingesetzte Nussbaumhölzer bürgerlichen Zeitgeist. Zwischen Außen- und Innenhüllen befindet sich traditionelles Ziegelmauerwerk.
Die zunächst vertraut und angepasst wirkenden Fassaden hingegen erfahren durch die besondere Verwendung der weißen Farbe einen eigentümlichen surrealen Anschein. Die weiße Kulisse als Projektionsfläche im Siedlungsverband fasziniert. Der dritte Blick klärt, was so beispielhaft und so richtungweisend an diesem Gebäude ist: das Haus B setzt sich vordergründig nicht selbst als zeitgemäße Architektur ins Bild - vermutlich würde in dieser Baulücke, in dieser historischen Umgebung der Minimalismus einer klassischen Moderne wieder nur scheitern können – sondern die bestehende historisch gewachsene, zurückhaltende und bescheidene Architektur des Ensembles, wird auf originelle Weise wiederholbar.
Die Grenzen zwischen Reduktion und Banalität, Interpretation und Kitsch liegen dabei ganz nahe beisammen und müssen bisweilen überschritten werden – es lohnt sich, denn so entsteht Architektur auf Messers Schneide.
Haus B gewann im Februar 2012 den Deutschen Ziegelpreis. Zum Bericht
Galerie Stihl Waiblingen und Kunstschule Unteres Remstal
Architekt: hartwig schneider architekten, Stuttgart
Bauherr: Stadt Waiblingen
Architekt: hartwig schneider architekten, Stuttgart
Bauherr: Stadt Waiblingen
Die beiden Baukörper der Galerie und der Kunstschule präsentieren sich vor der historischen Kulisse der Altstadt als typologisch völlig neue Elemente, die durch ihre Andersartigkeit und Extravaganz den Rand der Altstadt nicht verunklären, sondern respektieren. Wie überdimensionale Flusskiesel liegen sie in der Flussaue vor den Toren. Gleichzeitig sind sie ein neuer kultureller Ort an der Uferterrasse und erreichen eine räumliche Fassung der Fußwegverbindung zwischen Remsbrücke und Altstadt.
Formale und technische Innovation gehen Hand in Hand. Neue bautechnische Möglichkeiten wie transluzente Wärmedämmung ist verwendet worden, um nahtlos umlaufende, lichtdurchlässige Wände zu schaffen, die Galerie und Kunstschule gleichermaßen optimale Belichtungsmöglichkeiten bieten. Durch sorgfältige Detaillierung ist es gelungen, die klare und stringente Architektursprache auf ebenso klare und präzise Weise auszuformulieren, sodass die Suggestivkraft der auf Abstraktion angelegten Raumkonzeption ganz zur Wirkung kommt.
Formale und technische Innovation gehen Hand in Hand. Neue bautechnische Möglichkeiten wie transluzente Wärmedämmung ist verwendet worden, um nahtlos umlaufende, lichtdurchlässige Wände zu schaffen, die Galerie und Kunstschule gleichermaßen optimale Belichtungsmöglichkeiten bieten. Durch sorgfältige Detaillierung ist es gelungen, die klare und stringente Architektursprache auf ebenso klare und präzise Weise auszuformulieren, sodass die Suggestivkraft der auf Abstraktion angelegten Raumkonzeption ganz zur Wirkung kommt.
Turnhalle plus X, Mannheim
Architekt: scholl architekten partnerschaft, Stuttgart | scholl.balbach.walker
Bauherr: Stadt Mannheim | GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH
Architekt: scholl architekten partnerschaft, Stuttgart | scholl.balbach.walker
Bauherr: Stadt Mannheim | GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH
Die Turnhalle plus X im Stadtteil Jungbusch in Mannheim ist neben seiner architektonisch räumlichen und städtebaulichen Qualität ein Beispiel für den sozialen Stellenwert, den Architektur in einer Gesellschaft mit divergierenden Ansprüchen einnehmen kann. Die Mehrfachprogrammierung der Nutzungen, von Sport-, Freizeit- und Stadtteilzentrum, bildet die Basis für die Ausbildung eines Ortes der Identifikation, dem es gelingt, das Bewusstsein und die Verantwortung für den öffentlichen Raum zu stärken und als wichtigen Ort der Kommunikation für den Stadtteil Jungbusch zugänglich zu machen.
Das intelligente Zusammenführen einzelner Nutzungsteile, das nuancierte Abwägen von halböffentlich, öffentlich und permanent zugänglichen Flächen, z. B. die Art der Bespielung der Dachflächen, zeigt auf, wie für ein heterogenes Umfeld ein gemeinsamer Identifikationspunkt geschaffen werden kann. Die Aneignung gelingt hier trotz oder vielleicht aufgrund divergierender kultureller Ansprüche der Freizeitgestaltung, Muße, Chillen, Spiel, Leistungssport, Hoch- und Subkulturveranstaltung finden in Akzeptanz und auf Augenhöhe zusammen. Dieses Projekt macht neugierig und lädt mit einem landschaftlich und robust gestalteten Außenraum in einen Innenraum, der durch den Einsatz weniger, zurückhaltender Mittel zu einem subtilen Raumerlebnis führt. Die formale Eigenartigkeit der Trägerkonstruktion zur Begrenzung der Außenspielfläche steigert die Signifikanz des Gebäudes als Objekt und kann als »Stadtteilkrone« gelesen werden.
Das intelligente Zusammenführen einzelner Nutzungsteile, das nuancierte Abwägen von halböffentlich, öffentlich und permanent zugänglichen Flächen, z. B. die Art der Bespielung der Dachflächen, zeigt auf, wie für ein heterogenes Umfeld ein gemeinsamer Identifikationspunkt geschaffen werden kann. Die Aneignung gelingt hier trotz oder vielleicht aufgrund divergierender kultureller Ansprüche der Freizeitgestaltung, Muße, Chillen, Spiel, Leistungssport, Hoch- und Subkulturveranstaltung finden in Akzeptanz und auf Augenhöhe zusammen. Dieses Projekt macht neugierig und lädt mit einem landschaftlich und robust gestalteten Außenraum in einen Innenraum, der durch den Einsatz weniger, zurückhaltender Mittel zu einem subtilen Raumerlebnis führt. Die formale Eigenartigkeit der Trägerkonstruktion zur Begrenzung der Außenspielfläche steigert die Signifikanz des Gebäudes als Objekt und kann als »Stadtteilkrone« gelesen werden.
Umgestaltung Kirche St. Augustinus, Heilbronn
Architekt: Pfeifer Kuhn Architekten, Freiburg
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde St. Augustinus
Architekt: Pfeifer Kuhn Architekten, Freiburg
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde St. Augustinus
Die Verkleinerung eines im Krieg um die innere raumbildende Holzschale beraubten Kirchenschiffes aus dem Jahr 1926 (Architekt: Hans Herkommer) ist im vorliegenden Projekt Anlass für die Architekten zum Nachdenken über die Sanierung von Kirchenbauten aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie haben erkannt, dass Kirchenräume bei ständig kleiner werdenden Gemeinden sich neuen Nutzungs- und Raumanforderungen stellen müssen.
Gewürdigt wird eine auch für die Zukunft architektonisch gültige Transformation eines bestehenden Kirchenbaues in einen Versammlungsraum eigener Prägung und subtiler architektonischer Qualität. Die zerstörte hölzerne Raumschale wird nicht einfach wiederhergestellt, sondern als Raumschale in materialer, baukonstruktiver und energietechnologischer Hinsicht völlig neu interpretiert. Die transluzente Schicht aus Polycarbonatplatten, eine sorgfältig detaillierte stählerne, sichtbare Raumfachwerkkonstruktion, erzeugen mit einem ausgeklügelten Energiekonzept den Gesamteindruck einer ganzheitlich durchdachten Planung, welche in Raumbildung, Lichtführung und Maßnahmen zur energetischen Ertüchtigung einen vorbildlichen Beitrag für Sanierungsaufgaben darstellt.
Dabei ist die neue Raumaufteilung von Kapelle und Kirchenschiff bereits als sehr gelungene funktionale Verbesserung des Altbaus zu würdigen. Der neugeschaffene, weiche Lichteindruck der transluzenten Raumschale mit den dahinter durchschimmernden bestehenden Kirchenfenstern ist ebenso beeindruckend wie die feine zurückhaltende Eleganz der Konstruktion und die minimalistische Ausarbeitung des gesamten Kirchenraumes in den Ausbau- und Materialdetails. Dass dabei das farbige Glas in der Chorrosette wie selbstverständlich erhalten bleiben kann und eben nicht einer konsequenten »Rundumsanierung« in Polycarbonat weichen muss, ist ein weiterer Vorzug dieser hervorragenden, die bestehende Architektur fortschreibenden, komplexen Arbeit: Ein Glücksfall.
Dabei ist die neue Raumaufteilung von Kapelle und Kirchenschiff bereits als sehr gelungene funktionale Verbesserung des Altbaus zu würdigen. Der neugeschaffene, weiche Lichteindruck der transluzenten Raumschale mit den dahinter durchschimmernden bestehenden Kirchenfenstern ist ebenso beeindruckend wie die feine zurückhaltende Eleganz der Konstruktion und die minimalistische Ausarbeitung des gesamten Kirchenraumes in den Ausbau- und Materialdetails. Dass dabei das farbige Glas in der Chorrosette wie selbstverständlich erhalten bleiben kann und eben nicht einer konsequenten »Rundumsanierung« in Polycarbonat weichen muss, ist ein weiterer Vorzug dieser hervorragenden, die bestehende Architektur fortschreibenden, komplexen Arbeit: Ein Glücksfall.
Sanierung und Umbau Aussegnungshalle Waldfriedhof Aalen
Architekt: kaestle ocker roeder architekten bda, Stuttgart
Bauherr: Stadt Aalen
Architekt: kaestle ocker roeder architekten bda, Stuttgart
Bauherr: Stadt Aalen
Die Sanierung der 1954 von Prof. Karl Gonser gestalteten Aussegnungshalle durch kaestle ocker roeder Architekten zeigt auf verblüffend einfache Weise, wie sich Architektur nach 60-jähriger Nutzung erneuern kann, ohne die ursprünglichen Qualitäten zu überformen. Die Sanierung zieht sich dabei nicht auf eine diffuse Position der Fortschreibung zurück, vielmehr wird die vorhandene Raumgestalt nach eingehender Bestandsanalyse nachdrücklich verbessert. Gerade die ausgewogene Mischung aus Bestandserhalt und selbstbewusster Ergänzung bzw. Rückbau zeigt Respekt vor dem vorgefundenen Werk.
Darüber hinaus bestand die zentrale Gestaltungsaufgabe darin, dem Abschiednehmenden eine angemessene Raumstimmung anzubieten, die sowohl als Aufbruch als auch als Ort des Rückzugs verstanden werden kann. Dies gelingt in herausragender Weise durch eine baldachinartige Verkleidung aus Weidengeflecht, die bündig zwischen die Stahlbetonrundbogenkonstruktion eingefügt wurde und die dem Raum eine ruhige, freundliche Konzentriertheit verleiht. Das assoziative Flechtwerk bietet verschiedene Interpretationsspielräume an, die sich bewusst jeder Festschreibung enthalten.
Der eigentliche Kunstgriff besteht darin, dass die räumliche Gestalt der Aussegnungshalle, den unterschiedlichen Erwartungen und dem für jede Person individuell zu meisternden Abschied, unterschiedliche Interpretationsmuster anbietet, ohne eine feste Atmosphäre festschreiben zu wollen. Die neue Lichtführung unterstützt dieses irdische Erlebnis des künstlichen, handwerklichen Himmels.
Jury
Die Preise werden am 26. Oktober 2012 unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Kretschmann im Heidelberger Schloss überreicht. Zur Preisverleihung erscheint Band 10 der Reihe »Architektur in Baden-Württemberg«.
Der Hugo-Häring-Landespreis ist der bedeutendste baden-württembergische Architekturpreis, der seit 1969 im Abstand von drei Jahren vom BDA Baden-Württemberg an Architekten und Bauherren für ihr gemeinsames Werk verliehen wird.
- Prof. Hannelore Deubzer, Berlin/München (Vorsitzende)
- Prof. Mark Blaschitz, Graz
- Prof. Jörg Friedrich, Hamburg
- Dipl.-Ing. Jens Ludloff, Berlin
- Prof. Dr. Falk Jaeger, Architekturkritiker, Berlin
- Axel Vornam, Intendant Theater Heilbronn
Die Preise werden am 26. Oktober 2012 unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Kretschmann im Heidelberger Schloss überreicht. Zur Preisverleihung erscheint Band 10 der Reihe »Architektur in Baden-Württemberg«.
Der Hugo-Häring-Landespreis ist der bedeutendste baden-württembergische Architekturpreis, der seit 1969 im Abstand von drei Jahren vom BDA Baden-Württemberg an Architekten und Bauherren für ihr gemeinsames Werk verliehen wird.