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Haus ohne Heizung: Bürogebäude von Baumschlager Eberle in Lustenau
Ein Manifest gegen immer mehr Technik im modernen Bauen hat das Büro be baumschlager eberle in Lustenau bei Bregenz errichtet. Sein Bürogebäude „2226“ soll – Nomen est omen – auch ganz ohne Heizung, Kühlung und mechanische Lüftung ständig komfortable Innenraumtemperaturen zwischen 22 und 26 Grad Celsius garantieren.
Architekt: be baumschlager eberle
Standort: Millennium Park 20, 6890 Lustenau, Österreich
Architekt: be baumschlager eberle
Standort: Millennium Park 20, 6890 Lustenau, Österreich
„Atmosphäre statt Maschine“ – mit diesem Motto beschreiben die Architekten das Entwurfsziel beim Bau des neuen Firmensitzes im Gewerbegebiet von Lustenau, unweit von Bregenz an der Schweizer Grenze. Das Architekturbüro ist seit fast 30 Jahren aktiv und hat inzwischen zehn Zweigniederlassungen in Europa und Asien – doch das hier ist der erste Bürobau, den „be“ für sich selbst entworfen haben. Umso wichtiger war es den Architekten, ihre Haltung darin so ungefiltert als möglich auszudrücken. Und diese ist schon seit einigen Jahren einem merklichen Wandel unterworfen. Die transparenten Fassaden, das filigrane Holzlattenwerk von einst ist einer zunehmend steinernen Architektur gewichen, die Fensterflächen sind kleiner geworden, die Mauern dicker. Selbst historisierende Versatzstücke sind der Architektur von be baumschlager eberle heute nicht mehr fremd.
Diese Entwicklung findet nun in dem Lustenauer Neubau zu einem vorläufigen Höhepunkt: Das sechsgeschossige Haus wirkt ebenso massiv wie monumental, ein weiß verputzter Kubus mit tiefliegenden Fensteröffnungen und damit die gebaute Antithese zu den deutlich flacheren Gewerbebauten ringsum. Nicht, dass diese von minderer Qualität wären: Im „Millennium Park“ von Lustenau kommen international orientierte Unternehmen und Vorarlberger Baukunst auf das Vorteilhafteste zusammen; auch baumschlager eberle haben vor zehn Jahren bereits auf dem Nachbargrundstück die Niederlassung des italienischen Kaffeemaschinenherstellers Saeco errichtet. Aber diese Gebäude zeigen eben die typische Materialpalette moderner Büro- und Gewerbebauten: Metall, Beton und viel Glas.
Diese Entwicklung findet nun in dem Lustenauer Neubau zu einem vorläufigen Höhepunkt: Das sechsgeschossige Haus wirkt ebenso massiv wie monumental, ein weiß verputzter Kubus mit tiefliegenden Fensteröffnungen und damit die gebaute Antithese zu den deutlich flacheren Gewerbebauten ringsum. Nicht, dass diese von minderer Qualität wären: Im „Millennium Park“ von Lustenau kommen international orientierte Unternehmen und Vorarlberger Baukunst auf das Vorteilhafteste zusammen; auch baumschlager eberle haben vor zehn Jahren bereits auf dem Nachbargrundstück die Niederlassung des italienischen Kaffeemaschinenherstellers Saeco errichtet. Aber diese Gebäude zeigen eben die typische Materialpalette moderner Büro- und Gewerbebauten: Metall, Beton und viel Glas.
Man ist schnell wieder weg: das Architekturbüro im Gewerbepark
Für ein Architekturbüro ist der Gewerbepark sicher ein eher ungewöhnlicher Standort. Die Architekten erklären ihre Wahl ganz pragmatisch: Man ist hier zwar in Vorarlberg – und damit der Heimat von be baumschlager eberle – aber im Zweifelsfall genauso schnell wieder weg, sei es über die Autobahn oder per Flieger ab Zürich-Kloten, in Richtung der Projekte des Büros in aller Welt. Zugleich bot der Bauplatz ganz im Süden des Milennium Park genau die städtebauliche „tabula rasa“, die Architekten dem Klischee zufolge so gern haben, wenn sie möglichst ungestört ein bauliches Statement abliefern möchten.
Diese Freifläche haben die Architekten mit weißem Kies, metallgefassten Wasserbecken und neu angepflanzten Baumreihen ganz nach ihren Vorstellungen gestalten können und damit den weißen Kubus von allen Seiten freigestellt, ohne ihn dabei komplett von seinem Umfeld zu isolieren. Einen einzigen, sehr subtilen Kniff nur haben sich die Architekten erlaubt, um die monolithische Großform zu brechen: Jeweils über dem zweiten und dritten Geschoss ist der Kubus ganz leicht in sich verdreht, so als sei ihm hier ein Chirurg mit einem Skalpell zu Leibe gerückt und hätte das Gewebe anschließend, leicht gegeneinander verschoben, wieder zusammenwachsen lassen.
Für ein Architekturbüro ist der Gewerbepark sicher ein eher ungewöhnlicher Standort. Die Architekten erklären ihre Wahl ganz pragmatisch: Man ist hier zwar in Vorarlberg – und damit der Heimat von be baumschlager eberle – aber im Zweifelsfall genauso schnell wieder weg, sei es über die Autobahn oder per Flieger ab Zürich-Kloten, in Richtung der Projekte des Büros in aller Welt. Zugleich bot der Bauplatz ganz im Süden des Milennium Park genau die städtebauliche „tabula rasa“, die Architekten dem Klischee zufolge so gern haben, wenn sie möglichst ungestört ein bauliches Statement abliefern möchten.
Diese Freifläche haben die Architekten mit weißem Kies, metallgefassten Wasserbecken und neu angepflanzten Baumreihen ganz nach ihren Vorstellungen gestalten können und damit den weißen Kubus von allen Seiten freigestellt, ohne ihn dabei komplett von seinem Umfeld zu isolieren. Einen einzigen, sehr subtilen Kniff nur haben sich die Architekten erlaubt, um die monolithische Großform zu brechen: Jeweils über dem zweiten und dritten Geschoss ist der Kubus ganz leicht in sich verdreht, so als sei ihm hier ein Chirurg mit einem Skalpell zu Leibe gerückt und hätte das Gewebe anschließend, leicht gegeneinander verschoben, wieder zusammenwachsen lassen.
Die städtebauliche Situation entspricht dem Charakter des Hauses als gebautes Manifest – oder, eine Nummer kleiner ausgedrückt: als Experimentalbau mit programmatischem Anspruch. „2226“ soll ohne Heizung, ohne Kühlung und ohne Lüftungsanlage auskommen und damit so ziemlich ohne all das, was im Bürobau zwecks Komfortmaximierung eigentlich unverzichtbar scheint. Als einzige Wärmequellen im Haus dienen jene, die unvermeidlicherweise sowieso anwesend sind: die Nutzer selbst (jeder Mensch hat eine Wärmeabstrahlung von durchschnittlich 80 Watt) sowie die Rechner, Kopierer und Kaffeemaschinen in den Büroräumen.
Zu zeigen, dass es auch „ohne“ geht, ist nicht zuletzt eine Herausforderung an die Zunft der Haustechnik-Ingenieure und all jene, die das Bauen durch Techniküberfrachtung in den letzten Jahren nach Ansicht vieler Architekten allzu kompliziert gemacht haben.
Zu zeigen, dass es auch „ohne“ geht, ist nicht zuletzt eine Herausforderung an die Zunft der Haustechnik-Ingenieure und all jene, die das Bauen durch Techniküberfrachtung in den letzten Jahren nach Ansicht vieler Architekten allzu kompliziert gemacht haben.
Das Passiv-Haus, das keines sein soll
Am Komfort soll es den Nutzern des Hauses dennoch nicht gebrechen. Die etwas kryptische Bezeichnung „2226“ entspricht eben jenem Temperaturbereich, in dem sich das Innenraumklima im Haus auf ganz natürliche Weise einpendeln soll – zwischen 22 und 26 Grad Celsius. Damit ist der Neubau im Grunde das, was er nach dem Willen von Dietmar Eberle nie sein sollte: ein Passiv-Haus in der eigentlichen, ursprünglichen Bedeutung des Wortes. Für die notwendige Temperaturstabilität sorgt vor allem eine enorme thermische Masse: Die Außenwände bestehen aus 76 Zentimetern Ziegelmauerwerk, gegliedert in eine innere, 38 Zentimeter starke Schicht aus tragenden Hochlochziegeln und weitere 38 Zentimeter Dämmziegel mit größerem Lochanteil. Die Wände erhielten beidseitig einen glatten Kalkputz, der auf der Außenseite – so die Hoffnung der Architekten – im Laufe der Zeit unter der Sonneneinstrahlung immer härter und schmutzabweisender werden soll. Von Algenbewuchs, wie man ihn bei Wärmedämmverbundsystemen kennt, dürfte diese Fassade daher verschont bleiben.
Aus Ziegeln gemauert sind auch die Innenwände und sogar der Aufzugsschacht des Hauses. Die Geschossdecken hingegen bestehen aus Betonfertigteilen mit einer Schicht Aufbeton. Darauf wiederum wurde mithilfe einer Lattung ein Hohlraumboden erstellt, der nach oben mit einer Holzschalung, einer Schicht Trittschalldämmung und einem Anhydritestrich abschließt. Letzterer dient direkt als Nutzoberfläche und wirkt in den noch nicht vermieteten Flächen noch jungfräulich: Die Architekten haben bauseits keine Kabelauslässe vorgesehen. Wenn irgendwo ein Elektroanschluss benötigt wird, sollen die Nutzer einfach ein Loch durch den Oberboden bis in den Hohlraum bohren und ihre Leitungen dann bedarfsgerecht verlegen. Als zentrale Verteiler sind holzüberdeckte Kabelkanäle im Fußboden entlang der Innenwände vorgesehen.
Am Komfort soll es den Nutzern des Hauses dennoch nicht gebrechen. Die etwas kryptische Bezeichnung „2226“ entspricht eben jenem Temperaturbereich, in dem sich das Innenraumklima im Haus auf ganz natürliche Weise einpendeln soll – zwischen 22 und 26 Grad Celsius. Damit ist der Neubau im Grunde das, was er nach dem Willen von Dietmar Eberle nie sein sollte: ein Passiv-Haus in der eigentlichen, ursprünglichen Bedeutung des Wortes. Für die notwendige Temperaturstabilität sorgt vor allem eine enorme thermische Masse: Die Außenwände bestehen aus 76 Zentimetern Ziegelmauerwerk, gegliedert in eine innere, 38 Zentimeter starke Schicht aus tragenden Hochlochziegeln und weitere 38 Zentimeter Dämmziegel mit größerem Lochanteil. Die Wände erhielten beidseitig einen glatten Kalkputz, der auf der Außenseite – so die Hoffnung der Architekten – im Laufe der Zeit unter der Sonneneinstrahlung immer härter und schmutzabweisender werden soll. Von Algenbewuchs, wie man ihn bei Wärmedämmverbundsystemen kennt, dürfte diese Fassade daher verschont bleiben.
Aus Ziegeln gemauert sind auch die Innenwände und sogar der Aufzugsschacht des Hauses. Die Geschossdecken hingegen bestehen aus Betonfertigteilen mit einer Schicht Aufbeton. Darauf wiederum wurde mithilfe einer Lattung ein Hohlraumboden erstellt, der nach oben mit einer Holzschalung, einer Schicht Trittschalldämmung und einem Anhydritestrich abschließt. Letzterer dient direkt als Nutzoberfläche und wirkt in den noch nicht vermieteten Flächen noch jungfräulich: Die Architekten haben bauseits keine Kabelauslässe vorgesehen. Wenn irgendwo ein Elektroanschluss benötigt wird, sollen die Nutzer einfach ein Loch durch den Oberboden bis in den Hohlraum bohren und ihre Leitungen dann bedarfsgerecht verlegen. Als zentrale Verteiler sind holzüberdeckte Kabelkanäle im Fußboden entlang der Innenwände vorgesehen.
Lüftung durch Klappen statt Kanäle
Natürlich ist „2226“ kein wirkliches Passivhaus, auch wenn die Außenwände mit ihrem U-Wert von ca. 0,14 W/m²K diesem Standard durchaus Genüge täten. Auch die dreifach verglasten Fenster mit überdämmten (wenn man denn 78 Zentimeter Ziegel als Dämmung versteht) Rahmen sind ein bewährtes Utensil aus dem Passivhaus-Baukasten. Dem Bürohaus in Lustenau fehlt jedoch die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Statt dessen optierten die Architekten für eine Fenster- oder vielmehr Klappenlüftung mithilfe schmaler, holzverkleideter Lüftungsflügel in der Fassade. Diese werden mechanisch und computergesteuert betrieben – zum einen, um nutzerunabhängig eine ausreichende Frischluftzufuhr sicherzustellen, aber auch, um ein Auskühlen des Gebäudes im Winter (bzw. ein Überhitzen im Sommer) zu verhindern.
Die Klappen werden sensorgesteuert immer dann geöffnet, wenn der CO2-Gehalt in der Raumluft ein bestimmtes Niveau übersteigt. In Sommernächten wird das Haus außerdem durch eine nächtliche „Frischluftspülung“ gekühlt. Dabei unterstützen die großen lichten Raumhöhen (4,21 Meter im Erdgeschoss und 3,36 Meter in den Obergeschossen) die Luftzirkulation. Die Nutzer können die Automatiksteuerung jederzeit übergehen und die Klappen auch selbst öffnen - das Schließen geschieht dann aber wiederum automatisch nach zehn Minuten. Denn auf Nachlässigkeiten reagiert das Haus ohne Heizung in der Tat sensibel, wie Willem Bruijn, Managing Partner bei be baumschlager eberle, erläutert.
Natürlich ist „2226“ kein wirkliches Passivhaus, auch wenn die Außenwände mit ihrem U-Wert von ca. 0,14 W/m²K diesem Standard durchaus Genüge täten. Auch die dreifach verglasten Fenster mit überdämmten (wenn man denn 78 Zentimeter Ziegel als Dämmung versteht) Rahmen sind ein bewährtes Utensil aus dem Passivhaus-Baukasten. Dem Bürohaus in Lustenau fehlt jedoch die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Statt dessen optierten die Architekten für eine Fenster- oder vielmehr Klappenlüftung mithilfe schmaler, holzverkleideter Lüftungsflügel in der Fassade. Diese werden mechanisch und computergesteuert betrieben – zum einen, um nutzerunabhängig eine ausreichende Frischluftzufuhr sicherzustellen, aber auch, um ein Auskühlen des Gebäudes im Winter (bzw. ein Überhitzen im Sommer) zu verhindern.
Die Klappen werden sensorgesteuert immer dann geöffnet, wenn der CO2-Gehalt in der Raumluft ein bestimmtes Niveau übersteigt. In Sommernächten wird das Haus außerdem durch eine nächtliche „Frischluftspülung“ gekühlt. Dabei unterstützen die großen lichten Raumhöhen (4,21 Meter im Erdgeschoss und 3,36 Meter in den Obergeschossen) die Luftzirkulation. Die Nutzer können die Automatiksteuerung jederzeit übergehen und die Klappen auch selbst öffnen - das Schließen geschieht dann aber wiederum automatisch nach zehn Minuten. Denn auf Nachlässigkeiten reagiert das Haus ohne Heizung in der Tat sensibel, wie Willem Bruijn, Managing Partner bei be baumschlager eberle, erläutert.
Gründerzeit trifft moderne Technologie
Hohe Räume, 76 Zentimeter Ziegelmauern – mit diesen Attributen greift „2226“ letztlich ebenjene Qualitäten auf, die viele Menschen an den Wohnungsbauten der Gründerzeit schätzen. Doch natürlich ist das Haus keine bloße baukonstruktive Rückwendung um 120 Jahre. Das zeigt schon die Fenstersteuerung. Aber auch in puncto Material kommt der Neubau nicht ohne die bauchemischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts aus. Das Flachdach erhielt einen klassischen Aufbau mit Folienabdichtung, 30 bis 40 Zentimetern XPS-Gefälledämmung und Kiesschüttung. Und die Lüftungsflügel in der Fassade enthalten im Inneren eine Vakuumdämmung – und damit das Leistungsfähigste, was die Dämmbranche uns derzeit zur Verfügung stellt.
„2226“ ist ein einfaches Haus – und wie so viele einfache Häuser das Resultat eines umso vielschichtigeren, komplexen Denk- und Planungsprozesses. Dabei stellten die Architekten rasch fest, dass die den Energieausweisen zugrundeliegenden Berechnungsnormen ihnen nicht weiter halfen. Weder bilden die Normen die enorme Speichermasse des Gebäude adäquat ab noch den wahren Lüftungswärmeverlust bei automatischer Fensterlüftung. Stattdessen verließen sich be baumschlager eberle bei dem Entwurf vor allem auf ihre Erfahrung – und auf dynamische Simulationsrechnungen, die Experten aus den USA für sie anfertigten.
Hohe Räume, 76 Zentimeter Ziegelmauern – mit diesen Attributen greift „2226“ letztlich ebenjene Qualitäten auf, die viele Menschen an den Wohnungsbauten der Gründerzeit schätzen. Doch natürlich ist das Haus keine bloße baukonstruktive Rückwendung um 120 Jahre. Das zeigt schon die Fenstersteuerung. Aber auch in puncto Material kommt der Neubau nicht ohne die bauchemischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts aus. Das Flachdach erhielt einen klassischen Aufbau mit Folienabdichtung, 30 bis 40 Zentimetern XPS-Gefälledämmung und Kiesschüttung. Und die Lüftungsflügel in der Fassade enthalten im Inneren eine Vakuumdämmung – und damit das Leistungsfähigste, was die Dämmbranche uns derzeit zur Verfügung stellt.
„2226“ ist ein einfaches Haus – und wie so viele einfache Häuser das Resultat eines umso vielschichtigeren, komplexen Denk- und Planungsprozesses. Dabei stellten die Architekten rasch fest, dass die den Energieausweisen zugrundeliegenden Berechnungsnormen ihnen nicht weiter halfen. Weder bilden die Normen die enorme Speichermasse des Gebäude adäquat ab noch den wahren Lüftungswärmeverlust bei automatischer Fensterlüftung. Stattdessen verließen sich be baumschlager eberle bei dem Entwurf vor allem auf ihre Erfahrung – und auf dynamische Simulationsrechnungen, die Experten aus den USA für sie anfertigten.
Experiment mit Erfolgsüberprüfung
Ob ihr Experiment am Ende erfolgreich ist, wird letztlich vor allem von zwei Faktoren abhängen: den Komfortbedingungen im Innenraum und dem Energieverbrauch im Gebäude. Letzterer wird ebenso ständig gemessen wie die Innenraumtemperatur, die Luftfeuchte und der CO2-Gehalt der Luft in den Räumen. Alle Ergebnisse sollen nach dem Ende der ersten, einjährigen Messperiode der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die erste, mehrwöchige Hitzeperiode kurz nach Inbetriebnahme im Sommer 2013 überstand das Gebäude ohne wesentliche Probleme, ebenso die mehr als zweiwöchigen Betriebsferien über Weihnachten. Letzteres ist deswegen nicht ganz selbstverständlich, als in den Ferien die inneren Wärmelasten deutlich geringer ausfallen als sonst. Aber auch in der obersten, noch komplett leer stehenden Etage erweist sich die Raumtemperatur als bemerkenswert stabil: Zur Zeit unseres Besuchs lag sie bei 19,7 Grad Celsius.
Durchaus bemerkenswert ist das Experiment auch deswegen, weil die Architekten den Neubau zwar finanzierten, ihn aber nicht allein nutzen. Ihr Büro belegt derzeit nur zwei Etagen; eine weitere ist an drei Planungsbüros vermietet, mit denen die Architekten häufig zusammenarbeiten. Im Erdgeschoss haben sich ein Restaurant sowie die Zweigstelle einer in München und Zürich ansässigen Kunstgalerie eingemietet. Den eigenen Mitarbeitern kann man vielleicht noch den dicken Pullover anempfehlen, wenn die Temperaturregelung einmal versagt – bei Fremdmietern dürfte eine solche Bevormundung eher auf Unverständnis stoßen. In gewisser Weise ist „2226“ also zum Erfolg verdammt.
Ob ihr Experiment am Ende erfolgreich ist, wird letztlich vor allem von zwei Faktoren abhängen: den Komfortbedingungen im Innenraum und dem Energieverbrauch im Gebäude. Letzterer wird ebenso ständig gemessen wie die Innenraumtemperatur, die Luftfeuchte und der CO2-Gehalt der Luft in den Räumen. Alle Ergebnisse sollen nach dem Ende der ersten, einjährigen Messperiode der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die erste, mehrwöchige Hitzeperiode kurz nach Inbetriebnahme im Sommer 2013 überstand das Gebäude ohne wesentliche Probleme, ebenso die mehr als zweiwöchigen Betriebsferien über Weihnachten. Letzteres ist deswegen nicht ganz selbstverständlich, als in den Ferien die inneren Wärmelasten deutlich geringer ausfallen als sonst. Aber auch in der obersten, noch komplett leer stehenden Etage erweist sich die Raumtemperatur als bemerkenswert stabil: Zur Zeit unseres Besuchs lag sie bei 19,7 Grad Celsius.
Durchaus bemerkenswert ist das Experiment auch deswegen, weil die Architekten den Neubau zwar finanzierten, ihn aber nicht allein nutzen. Ihr Büro belegt derzeit nur zwei Etagen; eine weitere ist an drei Planungsbüros vermietet, mit denen die Architekten häufig zusammenarbeiten. Im Erdgeschoss haben sich ein Restaurant sowie die Zweigstelle einer in München und Zürich ansässigen Kunstgalerie eingemietet. Den eigenen Mitarbeitern kann man vielleicht noch den dicken Pullover anempfehlen, wenn die Temperaturregelung einmal versagt – bei Fremdmietern dürfte eine solche Bevormundung eher auf Unverständnis stoßen. In gewisser Weise ist „2226“ also zum Erfolg verdammt.
Zeitgeistig, aber nicht modisch
Schon bald nach seiner Fertigstellung ist der Neubau von be baumschlager eberle zum vielbesuchten Identifikationsobjekt für Architekten und viele andere Bauschaffende geworden. Er trifft einen Nerv unserer Zeit, die sich, getrieben von Vorschriften und Notwendigkeiten, nach dem Luxus der Einfachheit sehnt und die immaterielle Werte wieder zu schätzen lernt. Der Luxus von „2226“ liegt in seiner räumlichen Großzügigkeit, hochwertigen Materialien und dem Bewusstsein, ein Haus mit einer auf 200 Jahre angelegten Lebensdauer zu bewohnen. Er liegt auch in den 76 Zentimeter dicken Außenmauern, die bei innerstädtischen Investorenbauten, bei denen jeder vermietbare Quadratzentimeter zählt, sicher unvorstellbar wären. Ein teures Haus war „2226“ trotz alledem nicht: Willem Bruijn beziffert die Baukosten gemäß ÖNORM 1801 auf 950 Euro/m² – netto, ohne Mobiliar und Grundstückskosten. Die Mehrkosten gegenüber einem Durchschnittsgebäude, die sie für die enormen Raumhöhen, die zusätzliche Masse und die Langlebigkeit aufwendeten, sparten die Architekten also durch den Verzicht auf technische Ausstattung wieder ein.
Schon bald nach seiner Fertigstellung ist der Neubau von be baumschlager eberle zum vielbesuchten Identifikationsobjekt für Architekten und viele andere Bauschaffende geworden. Er trifft einen Nerv unserer Zeit, die sich, getrieben von Vorschriften und Notwendigkeiten, nach dem Luxus der Einfachheit sehnt und die immaterielle Werte wieder zu schätzen lernt. Der Luxus von „2226“ liegt in seiner räumlichen Großzügigkeit, hochwertigen Materialien und dem Bewusstsein, ein Haus mit einer auf 200 Jahre angelegten Lebensdauer zu bewohnen. Er liegt auch in den 76 Zentimeter dicken Außenmauern, die bei innerstädtischen Investorenbauten, bei denen jeder vermietbare Quadratzentimeter zählt, sicher unvorstellbar wären. Ein teures Haus war „2226“ trotz alledem nicht: Willem Bruijn beziffert die Baukosten gemäß ÖNORM 1801 auf 950 Euro/m² – netto, ohne Mobiliar und Grundstückskosten. Die Mehrkosten gegenüber einem Durchschnittsgebäude, die sie für die enormen Raumhöhen, die zusätzliche Masse und die Langlebigkeit aufwendeten, sparten die Architekten also durch den Verzicht auf technische Ausstattung wieder ein.
Besichtigungsmöglichkeit im Mai 2014
Das Bürohaus 2226, seine Architektur und die Frage „Wieviel Technik ist notwendig?“ werden auch bei der Konferenz „tri 2014“ (8.-10. Mai 2014 Bregenz) eine Hauptrolle spielen. Die „tri“ findet seit 1996 im zweijährigen Rhythmus in Bregenz statt und widmet sich der Wechselwirkung von Energieeffizienz, Architektur und Gestaltung. Bei seiner zehnten Ausgabe in diesem Jahr wird der Kongress den Blick nicht zuletzt in die Vergangenheit richten und Fragen stellen wie: Was ist uns in den vergangenen 20 Jahren im energieeffizienten Bauen gelungen? Was waren die hilfreichsten Irrtümer? Und welche Zukunftsbilder (und womöglich Dogmen) gelten im Bauen heute noch? Ein vielversprechendes Zukunftsbild ist „2226“ allemal. Ob es sich letztendlich als wegweisend oder als folgenloser Versuchsballon erweist, wird dann bei einer erneuten Rückschau in 20 Jahren zu klären sein.
Das Bürohaus 2226, seine Architektur und die Frage „Wieviel Technik ist notwendig?“ werden auch bei der Konferenz „tri 2014“ (8.-10. Mai 2014 Bregenz) eine Hauptrolle spielen. Die „tri“ findet seit 1996 im zweijährigen Rhythmus in Bregenz statt und widmet sich der Wechselwirkung von Energieeffizienz, Architektur und Gestaltung. Bei seiner zehnten Ausgabe in diesem Jahr wird der Kongress den Blick nicht zuletzt in die Vergangenheit richten und Fragen stellen wie: Was ist uns in den vergangenen 20 Jahren im energieeffizienten Bauen gelungen? Was waren die hilfreichsten Irrtümer? Und welche Zukunftsbilder (und womöglich Dogmen) gelten im Bauen heute noch? Ein vielversprechendes Zukunftsbild ist „2226“ allemal. Ob es sich letztendlich als wegweisend oder als folgenloser Versuchsballon erweist, wird dann bei einer erneuten Rückschau in 20 Jahren zu klären sein.