Farbenspiel mit organischen Formen: Casino in Venlo
Foto: Laurens Eggen
Der Entwurf von MVSA Architects für das Casino Venlo spielt mit dem Blütenmotiv: Vier organisch geformte Geschossebenen liegen wie die Blätter einer Blütenkrone übereinander. Eine farbenprächtige Fassade untermauert den floralen Charakter des Bauwerks. Sie besteht aus einem Gitter aus runden Glasscheiben, das mit zweifarbig beschichteten Metallelementen durchsetzt ist. Deren Farbigkeit changiert je nach Blickwinkel und Tageszeit. Im Dunkeln wird sie von integrierten, frei programmierbaren LED weithin sichtbar beleuchtet. Das Innenraumkonzept entwickelten die Planer zusammen mit Gensler aus Las Vegas. Ein fein abgestimmtes Lichtkonzept setzt die fließenden organischen Formen in Szene. Das Blumenmotiv findet sich auch im Mittelpunkt des Atriums: Ein stilisierter Blütenstängel verzweigt sich zu einem geschwungenen Dachtragwerk. Um die 3,20 m starke, massive Holzsäule herum formen Fichtenbögen eine florale Skulptur, die mit Lichtbändern inszeniert wird.
Freiformtragwerk aus Holz
Man sieht der scheinbar leichten Blütenkrone nicht an, wie komplex die Tragstruktur ist, die sie in ihrer Position hält. Über einer Grundfläche von 9.500 m2 erreicht das schräg geneigte Blütendach in seiner maximalen Ausdehnung eine Fläche von 55 x 45 m. Das geschwungene Tragwerk mit seitlich gekrümmten und verdrehten „Ästen“ aus rund 300 Freiformelementen hat eine Konstruktionshöhe von 1,20 m. Die Dachbalken sind bis zu 17 m lang. Um den floralen Tragwerksentwurf nachhaltig mit Holz umzusetzen, arbeiteten die Architekten bereits in der Vorplanung mit den Freiform-Spezialisten von Blumer Lehmann zusammen, auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit der Biegeradien und der geometrischen Ausrichtung der Bauteile. Für die Holzverbindungen entwickelten sie ein vierlagiges Knotensystem, mit vier Brettschichtholzlagen in jeder Richtung. Dafür bau- und montierbare Lösungen zu finden, war eine der Herausforderungen des Projekts. Im Ergebnis variieren die Verbindungsmittel von klassischen Holz-Holz-Verbindungen über Schlitzbleche bis zu meterlangen Schrauben.
Jedes Bauteil ein Unikat
Die Elemente für die Tragkonstruktion wurden in der Schweiz vorgefertigt. Für die gesamte Konstruktion wurden über 500 m³ Fichtenholz verbaut. 2 700 Balken und 230 gebogene Rohlinge wurden mit einem Radius von 5 bis 20 m gefräst. Insgesamt gab es nur 24 gerade Zuschnitte. Jedes Bauteil ist ein Unikat. Vorgefertigt wurden auch die 48, im Grundriss runden Holzrahmen-Elemente für die Außenwand. Auch diese sind Unikate mit Höhen zwischen zwei bis sechs Meter.
Weitere Informationen:
Holzbau: Blumer-Lehmann, Gossau (CH)
Parametrisches Design: Design to Production, Erlenbach (CH)
Innenarchitektur: Gensler, Las Vegas (US)