28.05.2019 Sabina Strambu

Die Ästhetik roher Materialien: Wenn Sichtbeton auf Kalksandstein trifft

Foto: Hélène Binet

Das Hafven Coworking and Maker Space beherbergt ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das sich als Kreativ- und Innovationsnetzwerk versteht. Wer die Räume nutzen möchte, kann bei Zahlung eines monatlichen Beitrags der Community beitreten. Über 1200 Mitglieder zählt die Kreativschmiede inzwischen, die durch Veranstaltungen und ein offenes Café auch das weitere Publikum an Konzept und Architektur teilhaben lässt.

Das architektonische Volumen füllen Werkstätten, Büroarbeitsplätze und das sogenannte Cafve, die sich auf zwei Ebenen verteilen und um einen großzügigen Innenhof gruppieren. Während die Räume zur Straßenseite hin weitgehend abgeschirmt sind, öffnen sie sich zum lichtspendenden Atrium über vollverglaste Wände. Die Erschließung erfolgt ebenso über den Innenhof samt Freitreppe und Laubengang.

Sichtbeton dominiert nicht nur die äußere Gebäude- sondern auch die innere Raumhülle. Einigen der rohen Betonflächen im Inneren sind nichttragende Wände aus Kalksandstein vorgestellt. Anstatt eine homogene Wandfläche zu bilden, liegen die Kalksandsteinwände auf den Betonwänden auf und schließen bewusst nicht bündig. So bleiben die einzelnen Volumina erlebbar, wie die in Berlin angesiedelten Architekten Anca Timofticiuc und Marius Mensing in einem Kurzinterview erklären:

Wie kam es zur Materialwahl im Projekt Hafven und welche Kriterien sprachen für die prädominante Verwendung des Baustoffs Beton?
Wir haben eine Strategie entwickelt, die beim Bau des Hafven angewendet worden ist. Statt Qualitäten auf viele unterschiedliche Schichten und Materialien zu verteilen, verdichtet sich die Konstruktion auf ein Material, das alles leisten kann: Boden, Decke, Stütze und Außenwand aus Beton sind monolithisch miteinander vergossen und bilden eine Ganzheit, die Struktur des Hauses.

Wie kam es zur Auswahl von Kalksandstein für Teile der Innenwände und welche Vorteile und Materialeigenschaften trugen dazu bei?
Wir waren auf der Suche nach einem Wandsystem, das eine nachhaltige Flexibilität ermöglicht, ergänzend zu der unveränderlichen Struktur des Hauses aus Beton. Nach der Beschäftigung mit Trockenbausystemen haben wir uns letztendlich für eine alte Konstruktionsweise entschieden: das Mauerwerk. In unserem Gebäude ist dieses Kalksandsteinmauerwerk nicht tragend, es lässt sich einfach auf- und abbauen. Es ist wunderbar robust und passt somit zur Nutzung des Gebäudes. Die Kalksandsteinwände wurden so detailliert, dass sie sich auf die Betonwände legen. Die Wände verdoppeln sich somit und das Volumen der Kalksandsteinwand und der Betonwand bleiben erlebbar. Des Weiteren haben wir die Kalksandsteinwand mit einer lichtgrauen, leicht körnigen Schlammfarbe verfremdet. Damit hat sie keinen zu starken Kontrast zum Beton und wirkt frischer und moderner. Die charakteristische Kalksandsteinoberfläche bleibt aber ersichtlich.

Welche Rolle spielt die Materialität generell in Ihrem kreativen Entwurfsprozess?
Die Sprache des Architekten ist das Bauen. Gedachtes wird durch eine Materialisierung zur Architektur. Ein Gebäude sollte aus einem vorherrschenden Material bestehen, vielleicht sogar aus einem einzigen. So vermuten wir, dass aus einer erdachten räumlichen Intention die bestmögliche Wirkung zu erzielen ist.

Für das Gebäude Hafven wurden die Architekten gemeinsam mit dem Bauherrn, der Plimo GmbH & Co. KG mit dem Niedersächsischen Staatspreis für Architektur 2018 ausgezeichnet. Bereits ein Jahr nach Fertigstellung gab es für das Projekt eine Anerkennung im Rahmen des Deutschen Architekturpreises 2017.

Foto: Hélène Binet

Foto: Hélène Binet

Foto: Hélène Binet

Foto: Hélène Binet

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