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Art Nouveau trifft Passivhaus
Brüssel gilt als Wiege des Art Nouveau – und hier steht seit einigen Wochen das vermutlich erste „Jugendstilhaus“ mit Passivhausstandard. R2D2 Architectes realisierten das Gebäude im Vorort Ixelles, das als erster Sozialwohnungsbau in Belgien diesen Energiestandard erfüllt.
Der Vorort Ixelles südöstlich der Brüsseler Innenstadt ist für seine gut erhaltenen Jugendstil-Straßenzüge bekannt. Zu ihnen zählt auch die Rue de la Brasserie, die an dieser Stelle mit der Rue Gray und der Avenue de la Couronne einen ungewöhnlich großen Straßenblock bildet.
Am Standort des Neubaus klaffte lang Zeit eine Baulücke, die als Zugang ins Blockinnere mit seinen Hinterhäusern sowie kleinen Gewerbe- und Atelierbauten diente. R2D2 Architectes griffen die Bautypologie der Nachbarschaft auf, indem sie das geforderte Bauvolumen auf ein fünfgeschossiges Vorderhaus und ein zweistöckiges Rückgebäude mit Sheddach verteilten. Im Erdgeschoss des Vorderhauses bleibt eine Durchfahrt frei, die den gartenähnlich angelegten Innenhof und das Rückgebäude erschließt.
Beide Gebäude zusammen umfassen insgesamt 12 Wohnungen mit 30 Zimmern, wobei die drei Maisonnette-Wohnungen im Hinterhaus mit ihren je 4 Wohnungen die größten sind. Beim Vorderhaus stellte sich den Architekten die Herausforderung, ihren Neubau in die fast lückenlose Jugendstilarchitektur der Straßenfront einzugliedern. Sie lösten das Problem durch eine mehrschichtige Fassadenkonstruktion: Die eigentliche Holz-/Ziegelfassade ist um einen Meter aus der Straßenflucht nach hinten gerückt, wodurch Raum frei blieb für schmale, gebäudebreite Balkone. Diese wiederum werden nach vorne von ornamentalen Metallgittern abgeschlossen, die deutliche Anklänge an den Art Nouveau zeigen.
Da die Straßenfassade zugleich die Südfassade ist, liegen hier vorwiegend die Wohnräume; die Schlafzimmer weisen dagegen zum ruhigeren, schattigen Innenhof. Schallschutztechnisch war diese Raumzonierung ebenso sinnvoll wie hinsichtlich des Innenraumklimas.
Mit Dämmstärken von bis zu 30 cm für die Fassaden, 20 cm für die Bodenplatte und 40 cm für das Dach erreicht der Neubau den Passivhausstandard. Um die thermische Speichermasse zu maximieren, aber zugleich die „graue Energie“ in der Gebäudekonstruktion gering zu halten, entschieden sich die Architekten für eine ungewöhnliche Materialkombination: Die Primärtragkonstruktion besteht aus Beton, während die nichttragenden Wand- und Fassadenelemente in Holzbauweise erstellt wurden. Überdies erhielten die Fassaden eine Vormauerung aus Ziegeln als Wetterschutz.
Beheizt wird das Gebäude ausschließlich über die Zuluft. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist an einen Erwärmekanal gekoppelt, der die Zuluft im Winter vorwärmt und im Sommer abkühlt.