Archiv der Avantgarden in Dresden von Nieto Sobejano

Das Blockhaus gehört zu Dresden wie Frauenkirche, Stadtschloss und Semperoper: Unmittelbar gegenüber der Altstadt erhebt sich der trutzige, quadratische Bau am Elbufer. Errichtet wurde er ab 1732 als Wachgebäude, kurze Zeit später aufgestockt und schließlich im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. 35 Jahre lang blieb das Blockhaus Ruine, wurde dann wieder aufgebaut und diente unter anderem der Sächsischen Akademie der Künste als Hauptsitz.

Ort der Sammlung und Präsentation

Ab dem 5. Mai 2024 beginnt nun ein neues Kapitel der Gebäudehistorie: Dann eröffnet im neuerlich umgestalteten Blockhaus das „Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona“, wie die Einrichtung offiziell heißt. Für den Umbau zeichneten Nieto Sobejano Arquitectos als Sieger eines Architektenwettbewerbs 2018 verantwortlich.

Vom Futurismus bis zur HfG Ulm

Namensgeber der Institution und Stifter des Inhalts ist der 1944 in Bielefeld geborene italienische Kunstsammler Egidio Marzona. Er vermachte den Sächsischen Kunstsammlungen Dresden 2016 ein Konvolut von mehr als 1,5 Millionen Objekten – Kunstwerken, Designstücken, aber auch Plakaten, Katalogen, Briefen und vieles mehr – zu den Avantgarden des 20. Jahrhunderts vom Futurismus über den Surrealismus, den Dadaismus und das Bauhaus bis zur HfG Ulm und dem Black Mountain College aus er Nachkriegszeit.

Hinter der restaurierten Fassade ist alles neu

Im Elbhochwasser 2013 war das Blockhaus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Jetzt haben Nieto Sobejano die Fassaden originalgetreu restauriert, das Gebäudeinnere aber komplett entkernt. Herzstück des Ganzen bildet nun ein scheinbar schwebender, dreigeschossiger Betonkubus. Er beherbergt das Archiv des Sammlers und wird beidseitig von einem Treppenhaus- und einem Aufzugskern erschlossen.

Raumskulpturen aus Sichtbeton

Das zweite skulpturale Element in der sonst weitgehend freigeräumten Gebäudemitte ist eine Wendeltreppe, ebenfalls aus Sichtbeton. Sie erschließt die umlaufenden offenen Galerien, die für eine flexible Nutzung in Form öffentlicher Veranstaltungen, Wechselausstellungen, Workshops und Konferenzen bereitstehen.

Axonometrie des Archivs der Avantgarden, Grafik © Nieto Sobejano Arquitectos

Außerdem gibt es auf den rund 1900 m² Nutzfläche Arbeitsfläche für Kunsthistoriker und andere Wissenschaftler. Auf diese Weise soll das Archiv der Avantgarden ein Ort der Forschung und des öffentlichen Kulturgenusses gleichermaßen sein.