14.09.2023 Julia Voitl

Architektur als Manifestation von Protestbewegungen

Protest gegen Atommüll-Endlager, Republik Freies Wendland, 1980, © Hans-Hermann Müller

„Protest“ wird heutzutage mit Klimaklebern der letzten Generation assoziiert, die durch Stadtraumblockaden in das alltägliche Geschehen eingreifen. Der negative Beiklang des Wortes überschattet jedoch dessen Ursprung. Protestbewegungen haben sich seit der Nachkriegszeit für Menschenrechte und gegen politische Korruption eingesetzt, um soziale Gerechtigkeit, Inklusion und Klimaschutz zu verwirklichen. Die Initiativen prägen dabei den öffentlichen Raum und hinterlassen architektonische Überreste, die sogenannte Protestarchitektur. 

Bad im Protestcamp, Republik Freies Wendland, 1980, © Hans-Hermann Müller

Raum für Protest

Die Ausstellung „Protest/ Architektur. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber“ im Interimsquartier des Deutschen Architekturmuseums (DAM) präsentiert eine Rauminstallation aus globalen Protesten, die zwischen 1968 und 2023 stattgefunden haben. In Zusammenarbeit mit dem Wiener Museums für angewandte Kunst (MAK) stellt die Forschung die Ereignisse im Sinne baulicher Aspekte gegenüber. 

Vorhandenes nutzen

Für die Ausstellungsgestaltung wurden recycelte oder bereits vorhandene Elemente verwendet, um sich bewusst von der aktuellen, massenhaften Abfallproduktion zu distanzieren. Neben Fotos und Modellen werden auch Bauteile aus Protestsiedlungen und Leihgaben aus dem Kriminalmuseum des Frankfurter Polizeipräsidiums gezeigt. Die Filminstallation des Regisseurs Oliver Hardt ergänzt die multimediale Ausstellung.

Umbrella Movement, Hongkong Camplager, 2014, © Vicky Chan

Temporär oder dauerhaft?

Proteste manifestieren sich in vielen Formen. Von mobilen Camp-Zelten über fest errichtete Baumhäuser zu einzelnen Badewannen, Architektur spielt eine wichtige Rolle. Sie schützt bei gewaltsamen Auseinandersetzungen, ermöglicht eine schnelle Anpassung an die Begebenheiten oder umgeht strenge Gegenmaßnahmen von oben, wie das Demonstrationsverbot. Der angeeignete Raum wird meist auf kurze oder lange Sicht wieder aufgelöst, doch die Proteste bewirken eine medienwirksame Aufmerksamkeit, die in Erinnerung bleibt. 

Besetzung seit 2012, Baumhaussiedlung im Hambacher Forst, © Tim Wagner

Ist Protestarchitektur ein Indikator für den (Miss-)Erfolg einer Bewegung? Diese Frage soll im Rahmen der Ausstellung durch das große Spektrum an historischen Protestbewegungen geklärt werden. Ein umfangreiches, mehrsprachiges Lexikon soll dabei die erforschten und neu gewonnenen Erkenntnisse festhalten. Bis Januar 2024 kann die Ausstellung noch im Ausweichquartier des DAMs besichtigt werden, ab Februar ist sie dann in Wien (MAK) zu sehen. 


Ausstellung: Protest/ Architektur. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber
Ausstellungsort: Im Interimsquartier des Deutschen Architekturmuseums DAM Ostend, Henschelstr. 18, 60314 Frankfurt am Main (DE)
Ausstellungsdauer: 16. September 2023 bis 14. Januar 2024
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12–18 Uhr, Mittwoch 12–19 Uhr,  Samstag bis Sonntag 11–18 Uhr, montags geschlossen


Weitere Informationen: dam-online.de

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