Sanierung eines Nationaldenkmals
Álvaro Siza erweitert Kloster Leça do Balio
Álvaro Siza erweitert das Kloster Leça do Balio um eine Kapelle aus weißem Beton. © Alexandre Delmar
Das ehemalige Kloster Leça do Balio ist seit 1910 ein Nationaldenkmal. Seine Ursprünge gehen auf das 11. Jahrhundert zurück. Über die Jahrhunderte wurde es mehrfach umgebaut und an verschiedene Nutzungen angepasst. 2016 wurde Álvaro Siza Vieira damit beauftragt das Kloster nördlich von Porto zu sanieren und zu erweitern. Die Restaurierungsmaßnahme wurde 2024 fertiggestellt und umfasst die Sanierung und Umnutzung des Klosters, die Neugestaltung seiner Höfe, den Neubau einer Cafeteria und die Gartengestaltung samt einem monumentalen Bau, welches eine Erweiterung des Klosters darstellt. Die angrenzende Kirche Santa Maria de Leça do Balio war nicht Teil der Umbauarbeiten.
Sensibler Umgang mit dem Bestand
Im Kloster befindet sich heute die Stiftung Livraria Lello, die das Lesen und kritische Denken fördert. Das Bestandsgebäude wurde an die Bedürfnisse der Stiftung angepasst. Durch den sensiblen Umgang mit dem Gebäude bleibt der ursprüngliche Charakter des Klosters jedoch erhalten oder wird wiederhergestellt. Die Stiftung möchte das Klostergelände durch Ausstellungen und Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Südlich des Bestandes befindet sich in einem Neubau mit begrüntem Flachdach eine Cafeteria.
Das Kloster wurde behutsam saniert. © Filipe Braga
Monument aus weißem Beton
Auf dem Klostergelände ist außerdem der Jardim do Pensamento (Garten der Gedanken) entstanden, der von dem Landschaftsarchitekten Sidónio Pardal gestaltet wurde. Álvaro Siza hat für diesen Garten eine Kapelle entworfen, die als Andachtsstätte für Pilgernde des Jakobswegs dient: ein 400 m² großer, geschlossen wirkender Bau aus weißem Sichtbeton. Sechs Meter hohe Wände umschließen einen geschützten Innenhof. Zwei dreieckige, zwölf und 14 Meter hohe Türme an den beiden gegenüberliegenden Ecken verleihen dem Bauwerk etwas Monumentales. Der weiße Stahlbeton ist 25 cm dick und weist eine glatte Oberfläche auf. Lediglich die regelmäßige Schaltung des Betons ist noch ablesbar.
Der Blick wird durch den Innenhof auf die Kapelle gelenkt. © Alexandre Delmar
Spiel zwischen Licht und Form
Einer der Türme kennzeichnet den Eingang dieses Rückzugsorts. Gegenüberliegend erhebt sich die eigentliche Kapelle, ebenfalls aus weißem Beton, die vom zweiten Turm gekrönt wird. Im Innenhof steht eine Skulptur von Álvaro Siza namens Viandante (Wanderer), die geradewegs auf den Andachtsraum zuzuschreiten scheint. Der Raum verfügt über Öffnungen, durch die indirektes Tageslicht ins Innere fällt und mit der Form des Gebäudes interagiert. Das einfallende Licht verleiht dem Raum einen andächtigen Charakter. Bänke im Inneren laden zum Verweilen ein. Álvaro Siza schafft eine Umgebung, dessen Atmosphäre zum Innehalten und Besinnen anregt.
Architektur: Arquitecto Álvaro Siza Vieira
Bauherr: Fundação Livraria Lello
Standort: R. do Mosteiro, 4465–703 Leça do Balio (PT)
TGA-Planung: GET
Tragwerksplanung: GOP
Akustikplanung: Inacoustics
Landschaftsplanung: Sidónio Pardals
Bauunternehmen: AOF
HLS-Planung: Raquel Fernandes
Elektroplanung: GPIC