Alta Tower in Le Havre von Hamonic + Masson

Das Zentrum von Le Havre zählt zu Europas eindrucksvollsten Bauensembles der Nachkriegszeit. Nach fast vollständiger Kriegszerstörung entwarf Auguste Perret hier ein Wohn- und Geschäftsquartier, das bis heute Maßstäbe in puncto konstruktiver Stringenz und Gebrauchstauglichkeit setzt. 1982 ergänzte Oscar Niemeyer den Stadtkern um eine Konzerthalle – im Volksmund Vulkan genannt – und eine Bibliothek.

Der Alta Tower von Hamonic + Masson & Associés greift Elemente von beiden auf: Perrets Geschossbauten mit ihrem Einheitsraster und Niemeyers Solitäre mit ihrem kühnen Schwung. 2015 hatte sich das Pariser Architekturbüro im Wettbewerb um den Neubau gegen Rudy Ricciotti und Herzog & de Meuron durchgesetzt. Das 55 m hohe, 17-geschossige Hochhaus steht an der Schnittstelle zweier gegeneinander verdrehter Straßenraster. Für die Architekten gab das den Anlass, hier etwas formal Besonderes zu wagen.

Die Balkone kragen an den Gebäudeecken bis zu 3 m weit aus. © Clément Bonnérat

64 Drei- bis Fünfzimmerwohnungen fanden in dem Turm Platz, dazu eine Kinderkrippe mit mehr als 60 Plätzen im Erdgeschoss. Für die Tragwerksplaner war es eine Herausforderung, die Drehung des Baukörpers um fast 90° herzustellen – zumal die Wohnungen im Inneren stützenfrei und ihre Grundrisse variabel konfigurierbar sein sollten. Ein zentraler, rund 6 x 6 m großer Erschließungskern trägt die Geschossdecken, die in den oberen Fassaden ohne Stützen bis zu den Fassaden durchlaufen. Außen sind daran die 1,5 bis 3 m auskragenden Balkonplatten angeschlossen. Um sie möglichst schlank zu halten, sind sie aus Spannbeton konstruiert.