Mitmach-Datenbank
Abriss-Atlas
Der Abriss-Atlas macht auf die unzähligen Abrisse in Deutschland aufmerksam. © Abriss-Atlas Deutschland
Der Abriss-Atlas ist ein Onlineportal, das geplante und vor kurzem durchgeführte Abrisse in Deutschland dokumentiert. Die gesammelten, nutzergenerierten Daten sollen den aktuellen Abrisswahn verdeutlichen und einen gesellschaftlichen Wandel hin zu Erhalt, Sanierung, Umbau und Weiterbauen im Bestand anregen.
Im Abriss-Atlas werden neben dem Standort und Funktion auch historische und architektonische Besonderheiten des Gebäudes und Hintergründe zum Abriss festgehalten. © Abriss-Atlas Deutschland
Renovieren statt demolieren
Jedes Jahr werden in Deutschland mindestens 14 000 Gebäude abgerissen. Dadurch fallen jede Sekunde mehr als 7 t Bauschutt an, hat das Umweltbundesamt herausgefunden. Abrisse verursachen jedoch nicht nur mehr als die Hälfte des deutschen Abfalls, sie zerstören auch bedeutende historische Baukultur und soziale Strukturen. Die in Gebäuden gespeicherte graue Energie hätte zudem oft weitere Jahrzehnte lang den Gebäudebetrieb ermöglicht. Die Deutsche Umwelthilfe betont, dass die Klimaziele im Gebäudesektor nur erreichbar sind, wenn der gesamte Lebenszyklus von Gebäuden betrachtet und die Lebensdauer von bestehenden Gebäuden durch energetische Sanierungen, Umnutzungen oder Erweiterungen verlängert wird.
Vorbild Schweiz
Der Abriss-Atlas orientiert sich an dem gleichnamigen Schweizer Vorbild. Die Idee stammt ursprünglich von Countdown 2030, Verein für zukunftsfähige Baukultur, Basel. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, einer großen Zahl von Architekten und Planerinnen die Auswirkungen ihres beruflichen Handelns auf den Klimawandel bewusst zu machen.
Eine Galerie zeigt Bilder von Gebäuden, die abgerissen wurden oder von einem Abriss bedroht sind. © Abriss-Atlas Deutschland
Das Initiatorenbündnis des Abriss-Atlas Deutschland, bestehend unter anderen aus Architects for Future, dem BDA, der Deutschen Umwelthilfe und dem Denkmalnetz Bayern, appelliert an Politik und Gesellschaft für einen gewissenhaften Umgang mit Bestandsbauten. Die Website verweist auf das Abriss-Moratorium, einem offenen Brief an Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Veranlasser Alexander Stumm, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kassel, fordert darin gemeinsam mit Institutionen, Professoren und Architektinnen die Schaffung politischer und rechtlicher Grundlagen, die sicherstellen sollen, dass Abrisse einer Genehmigung mittels Prüfung sozialer und ökologischer Umwelteinwirkungen bedürfen.
Die geplanten und durchgeführten Abrisse werden auf einer Karte verortet. © Abriss-Atlas Deutschland
Besser Bauen mit Bestand
Der Abriss-Atlas wurde erstmals auf der Ausstellung „Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand“ in Hannover präsentiert. Die Besucherinnen und Besucher erwartet dort internationale Projekte renommierter Architekturbüros sowie Entwürfe von Studierenden der Leibniz Universität Hannover. Letztere haben schon einen guten Start für den Abriss-Atlas geleistet, indem sie gezielt Gebäude in und um Hannover dokumentiert haben, die abgerissen wurden oder von einem Abriss bedroht sind.
Abriss-Atlas Deutschland: abriss-atlas.de
Ausstellung: Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand
Ausstellungsort: aufhof, Seilwinderstraße, Hannover (DE)
Ausstellungsdauer: 30. September bis 9. November 2023
Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr
Weitere Informationen zur Ausstellung: nicht-neues.com
Themenbezogene Publikationen von Detail Edition und Detail Green Books:
Atlas Sanierung: Instandsetzung, Ergänzung, Umbau
Lebenszyklusanalyse in der Gebäudeplanung: Grundlagen, Berechnung, Planungswerkzeuge
Energetische Sanierung: Grundlagen, Details, Beispiele
Weiter/Nutzen: Umgebaute Bauernhäuser im Allgäu
Atlas Recycling: Gebäude als Materialressource