Abrahamic Family House von David Adjaye

Im Saadiyat Cultural District in Abu Dhabi ist ein neues Gemeinschaftszentrum für die Glaubensausübung der drei abrahamitischen Religionen und den interreligiösen Dialog entstanden. Das Abrahamic Family House von Adjaye Associates vereint eine Moschee, eine Kirche und eine Synagoge auf einem eingeschossigen 180 m langen, 112 m breiten und 6 m hohen Sockel. Das Empfangszentrum im Erdgeschoss sowie der Garten, der sich auf dem Sockel befindet, dienen als verbindende Elemente zwischen den drei Gotteshäusern und bieten Platz für den zwischenmenschlichen Austausch. Besucher können alle drei Gotteshäuser besichtigen, an Gottesdiensten teilnehmen und sakrale Rituale miterleben.

Klare Formensprache

Alle drei Kuben aus Kalkstein haben den gleichen quadratischen Grundriss und die gleiche Höhe. Sie unterscheiden sich in der Gestaltung der Außenfassade und der Inneneinrichtung, deren Details Bezug auf die jeweilige Religion nehmen. Darüber hinaus hat jedes Gotteshaus einen Innenhof mit dreieckigen Wasserspielen, die gleichzeitig für die Kühlung der Körper eingesetzt werden. Das Hauptgestaltungselement des gesamten Komplexes ist das Sonnenlicht, das zu unterschiedlichen Tageszeiten die jeweiligen Gotteshäuser mit Licht durchflutet.

Imam-Al-Tayeb-Moschee

Sieben langgestreckte Bögen umgeben die Außenseite der Imam-Al-Tayeb-Moschee, die nach Mekka ausgerichtet ist und 322 Gebetsplätze bietet. Die dahinterliegenden Wände sind mit mehr als 470 beweglichen Paneelen aus filigranen GFK-Gittern versehen. Die sogenannten Mashrabiya-Scheiben dienen dabei nicht nur als dekoratives Element, sondern lassen die Luft im Innenraum zirkulieren und schützen zusätzlich vor Sonnenlicht. An der einzigen geschlossenen und gewölbten Wandfläche der Moschee liegt die Mihrab. In zwei Nebenräumen befinden sich Waschräume für die weibliche und männliche Waschung. Bronzetore sorgen für Privatsphäre in diesen zwei Bereichen.

Moses Ben Maimon-Synagoge

Die Moses Ben Maimon-Synagoge ist die erste Synagoge für die Vereinigten Arabischen Emirate. Das Gotteshaus ist nach Jerusalem ausgerichtet und bietet insgesamt 200 Sitzplätze. Drei V-förmige Säulenreihen umgeben das Gebäude von außen. Sie sollen auf die sich überlappenden Schichten von Palmwedeln auf der Sukka – einer Hütte, die für das siebentägige Sukkot Fest gebaut wird – verweisen. Im Innenraum hängt vom zentralen Oberlicht an der Decke ein baldachinartiges Netz aus Bronze herab – ähnlich einer Chuppa, die bei jüdischen Hochzeiten verwendet wird. Dieses Netz bricht das Tageslicht, das durch die Kolonnaden in den Innenraum fällt. Die Bestuhlung besteht aus Eichenholz und nimmt das V-förmige Motiv der Säulenreihen auf. In einem Nebenraum befindet sich die Mikwe.

Moses Ben Maimon-Synagoge, © Dror Baldinger

Seine Heiligkeit Franziskus Kirche

Die Kirche Seiner Heiligkeit Franziskus bietet Sitzplätze für bis zu 300 Gläubige. Den nach Osten ausgerichteten Kubus umgeben hoch aufragende Säulen, die den Altarraum morgens mit Tageslicht durchfluten und mittags vor der heißen Sonne schützen. Ein Holzportal führt in den Gemeinderaum der Kirche, in der Sitzbänke aus Eichenholz zum Altar aus Marmor ausgerichtet sind. Auch hier nehmen die Sitzbänke die Gestaltung der Fassade auf. Das Gewölbe bilden lineare, von der Decke herabhängende Holzlatten, die in der Mitte aufsteigen und an den Seiten länger nach unten ragen. Insgesamt sind hierfür 13 000 lfm Holz verwendet worden. Den Nebenraum bildet ein achteckiges Baptisterium.

Landschaftsarchitektur

Im Garten sorgen 430 Bäume und andere Wüstenpflanzen mit geringem Bewässerungsbedarf für schattige Plätze. Jedes Gotteshaus wird im Innenhof durch eine andere Art von Zitrusbaum repräsentiert. Innerhalb des erhöhten Gartens schaffen drei Ghaf-Bäume, der Nationalbaum der Vereinigten Arabischen Emirate, eine Verbindung zwischen den Gotteshäusern und ihrem Standort. Ein über 100 Jahre alter Olivenbaum symbolisiert den Frieden, der für diesen Gebäudekomplex von besonderer Bedeutung ist.