Loftartige Büros
98-100 De Beauvoir Road in London von Henley Halebrown
Aus dem neuen Dachgeschoss fällt der Blick weit über die umliegenden Wohngebiete. © Nick Kane
Der Gebäudeblock auf der Ostseite der De Beauvoir Road ist eine eigentümliche industrielle Enklave inmitten der Reihenhäuser im Ost-Londoner Stadtteil Hackney. Wie auch das umliegende Wohngebiet De Beauvoir Town ist er Teil des Benyon Estate und damit seit seiner Errichtung im Besitz der gleichnamigen Familie. Die Wohnhäuser entstanden ab den 1820er-Jahren, die Industriebauten Mitte des 19. Jahrhunderts.
Mit bis zu vier Geschossen überragen die beiden Industriebauten die De Beauvoir Town deutlich. © Nick Kane
Geöffnete Innenhöfe
Zwei der einprägsamen Ziegelbauten haben Henley Halebrown nun zu Büros umgestaltet und dabei auch die völlig verbauten Höfe ringsum neu geordnet. Auf die beiden Freibereiche mit Bodenbelag aus roséfarbenem Beton orientieren sich nun die Büroebenen. Sie sind so konzipiert, dass sie sich entweder einzeln oder die Häuser als Ganzes vermieten lassen.
Londoner Ziegelfassaden
Die Ziegelfassaden aus typischem Londoner „fletton brick“ prägen nach wie vor das Äußere der beiden Gebäude. Ergänzt wurden sie durch Dachaufbauten unterschiedlicher Ausprägung: Das zweigeschossige Haus 98 De Beauvoir Road erhielt ein Dachgeschoss aus Stahl und Holz, das sich zur Straße hinter einer Pergola aus Weißbeton verbirgt. Im rückwärtigen Flügel des Gebäudes wurde das Sheddach erneuert. Hier ist nun ein lichtdurchflutetes Großraumbüro entstanden.
Im Dachgeschoss von 98 De Beauvoir Road wurde die Sheddachkonstruktion erneuert. © Nick Kane
Tarnkleid aus Dachbahnen
Ganz in schwarze EPDM-Bahnen hüllt sich dagegen das Dachgeschoss im Haus Nr. 100. Innen überrascht es mit offen liegendem Dachstuhl und regelmäßig verteilten Flachdachfenstern. Die großzügig verglasten Räume umgeben U-förmig eine kleine Dachterrasse. Von dort aus führen offene Galerien und Fluchttreppen hinunter in den hinteren Hof. Ihre Stahlkonstruktion balanciert auf einer einzigen, schlanken Stützenreihe.
Auf der Rückseite grenzt das Bürogebäude direkt an die benachbarten Reihenhausgärten. © Nick Kane
Zwei neue Treppenhäuser
Auch im Gebäudeinneren waren zwei neue Treppenverbindungen erforderlich – jeweils eine pro Haus. Henley Halebrown gaben ihnen komplett unterschiedlichen Charakter: Das Treppenhaus in 98 De Beauvoir Road ist eine Stahlbetonkonstruktion mit markant geschwungenen Fertigteil-Läufen. Auch die umliegenden Galerien sind aus Betonfertigteilen gefügt, deren Unterseiten kleine Kappengewölbe bilden.
Das neue Treppenhaus im Gebäude Nr. 100 erinnert an die Anarchitecture-Interventionen von Gordon Matta-Clark. © Nick Kane
Zerstörung schafft Verbindung
Eher als „destruction“ in der Tradition Gordon Matta-Clarks kommt dagegen die Treppe in Haus Nr. 100 daher. Hier ließen die Architekten runde Öffnungen in die bestehenden Holzbalkendecken sägen, in die sie Stahltreppen mit Holzbelag einbauten. Die Deckenuntersichten wurden grau gestrichen. Auf der Oberseite wurden die Balkendecken mit einem Doppelboden versehen, der die in Bürogebäuden unvermeidlichen Elektro- und Datenleitungen aufnimmt.
Architektur: Henley Halebrown
Bauherr: The Benyon Estate
Standort: 98-100 De Beauvoir Road, London (GB)
Tragwerksplanung: Parmarbrook Limited
Städtebau: CMA Planning
TGA-Planung: AJ Energy
Bauunternehmen: Sullivan Brothers Construction
Kosten- und Terminplanung: Castle-Davis, Richard Collis