DETAIL Award 2024
Sozialwohnungsbau aus Lehm auf Ibiza
© José Hevia
Innenhöfe regulieren das Klima
Die Verwendung von Wänden aus Lehmziegeln – maschinell gepresst und durch Bindemittel stabilisiert – verbessert die Energieeffizienz und den Komfort des Gebäudes. Durch die bewusste Entscheidung, ganz auf aktive Heiz- und Kühlsysteme zu verzichten, konnten die Kohlenstoffemissionen um 60 % reduziert werden. Stattdessen sind die Ausrichtung und die Konstruktion des Gebäudes so konzipiert, dass das Innenklima durch Innenhöfe reguliert wird, die im Winter als Atrien und im Sommer als Sonnenkamine fungieren. Die Lehmziegel bieten eine erhebliche thermische Trägheit und Masse, wodurch die akustische Trennung zwischen den Nachbarn mit einer einschaligen Konstruktion wirksam geregelt und gleichzeitig die relative Luftfeuchtigkeit in der Umgebung reguliert wird. Das Material hat einen geringen CO₂-Fußabdruck, benötigt weniger Energie für die Herstellung und erzeugt geringere CO₂-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Bausystemen. Das Projekt bietet außerdem eine nicht-hierarchische Wohnlösung mit gleich großen Räumen, die sowohl ökologische als auch soziale Strategien integriert, um nachhaltige, komfortable Lebensräume zu schaffen.
© José Hevia
Jury Statement
Das Sozialwohnungsprojekt „Raw Rooms“ befindet sich am Stadtrand von Ibiza, getrennt vom Meer durch zwei Reihen von Wohnblocks und Hotelgebäuden. Seine Umgebung ist durch das Fehlen einer erkennbaren städtischen Ordnung gekennzeichnet. Unter diesen Bedingungen errichteten Peris + Toral Arquitectes einen Wohnblock von beachtlicher Dichte, der nicht nur viele seiner architektonischen Prinzipien, sondern auch sein städtebauliches Umfeld auf der Grundlage von Umweltprinzipien wie Sonneneinstrahlung und Wind entwickelt.
Um jede der drei vertikalen Erschließungen herum sieht das Projekt eine Gruppe gleichgroßer Räume von 4 x 3 Metern vor, die in Reihen senkrecht zur Küste angeordnet und durch mehrere große Öffnungen in den Trennwänden verbunden sind. Jede Wohnung hat somit eine doppelte Ausrichtung - zum Meer hin und vom Meer weg - was nicht nur für die Aussicht, sondern vor allem auch für die Querlüftung wichtig ist. Die Trennwände zwischen den 4 x 3 Meter großen Räumen bestehen aus Sichtziegeln, die sowohl Wärmespeicherung als auch verbesserte Feuchtigkeitsregulierung bieten. Das architektonische Prinzip der „Rohheit“ bezieht sich jedoch nicht nur auf diese materielle Beschaffenheit von Sichtziegeln und Betondecken, sondern verbindet sie erfolgreich mit der typologischen Offenheit des Projekts, die auf der fehlenden funktionalen Benennung vieler Räume beruht.
Die Jury würdigt das gründlich entwickelte Projekt, das ein breites Spektrum an Wohnqualitäten bietet, von der programmatischen Unbestimmtheit des grundlegenden Raummoduls und der Vielzahl von Verbindungen zwischen einigen Räumen bis hin zu den sorgfältig durchdachten Vorstellungen von Komfort, die eher mit architektonischen als mit technischen Mitteln erreicht werden.
Architektur: Peris + Toral Arquitectes
Projektleiter: Marta Peris, Jose Toral
Bauherr: Institut Balear de l’Habitatge (IBAVI)
Standort: C/ Maria Teresa de Leon 8-14, 07800 Ibiza (ES)
Fertigstellung: 2022
Bruttorauminhalt: 11 432 m³