16 Geschosse stützenfrei: Biozentrum der Universität Basel von Ilg Santer Architekten

Basels schon bisher recht ansehnliche Skyline ist um eine Dominante reicher: 16 Geschosse hoch erhebt sich das neue Biozentrum über den Life Cycle Campus der Universität Basel im Viertel St. Johann. Der Neubau von Ilg Santer Architekten ging 2010 aus einem Wettbewerb hervor, den das erst drei Jahre zuvor gegründete Büro aus Zürich gegen namhafte Konkurrenz wie David Chipperfield Architects und Dominique Perrault gewonnen hatte.
Die Schwierigkeit dabei: Zum Zeitpunkt des Wettbewerbs war der städtebauliche Rahmenplan für den Life Cycle Campus Schallemätteli, dessen Scharnier und Mitte der Neubau einmal bilden sollte, noch nicht bekannt.
Der Neubau beeindruckt daher vor allem als Solitär: ein 16-geschossiger, fein strukturierter Kubus, an dessen Fassade sich großformatige Closed-Cavity-Fensterelemente und Edelstahlbleche abwechseln.  Und doch macht der Hochhausturm nur rund 60 % der 23.400 m² Bruttogrundfläche aus. Die übrigen 40% liegen in drei weitaus großflächigeren Untergeschossen. Insgesamt finden im Haus 400 Forscher und Forscherinnen aus aller Welt und Hörsaalkapazitäten für 900 Studierende Platz.
In den Obergeschossen des Hauses teilen sich je vier Professuren eine Etage. Jede von ihnen besetzt einen Quadranten des Grundrisses, die Mittelzone wird von allen gemeinsam genutzt. Bei der Entwicklung der Grundrisstypologie gingen die Architekten neue Wege: Das Haus hat vier statt einem Erschließungskern und die Versorgungsschächte sind nicht in der Mitte des Hauses konzentriert, sondern liegen, in die großen H- und C-förmigen Betonstützen integriert, direkt hinter den Fassaden. Die Fassaden selbst sind als Vierendeelträger ausgebildet und steifen das Hochhaus gegen Horizontalkräfte aus. Die Innenräume bleiben komplett stützenfrei. Innerhalb dieser Struktur lassen sich die Forschungslabore flexibel nach den Bedürfnissen der einzelnen Professuren und Teams gliedern und einrichten.
Räumlichen Mehrwert schufen Andreas Ilg und Marcel Santer auch in den unteren Geschossen des Gebäudes, indem sie die dreigeschossige Eingangshalle als öffentliches, städtisches Forum konzipieren. Die Grundrisstypologie indes ist hier eine völlig andere als auf den oberen Ebenen: Eingestellte, kreisförmige Nutzungseinheiten stehen zur freien Aneignung bereit und bilden einen spannungsvollen Kontrast zur orthogonalen Gebäudestruktur.

Weitere Informationen:

Landschaftsarchitektur: Krebs und Herde
TGA-Planung: Stokar + Partner
Fassadenplanung: GKP Fassadentechnik
Bauphysik und Akustik: Bakus
Lichtplanung: Licht Kunst Licht
Laborplanung: Dr. Heinekamp Labor- und Institutsplanung