Mass is More versus Less is More
Mies van der Rohe Pavillon in Barcelona – aber bitte aus Holz
© Adriá Goula
Klimaneutralität war für Mies van der Rohe kein Thema, als er 1929 den Pavillon für die Weltausstellung entwarf. Wie aber würde er ihn heute bauen? Würde er Marmor und Travertin durch Holz ersetzen?
© Adriá Goula
Der Mies van der Rohe Pavillon in Barcelona ist ein Architektenmagnet. Kein Vertreter unserer Zunft kommt in die Stadt, ohne dem berühmten Bauwerk einen Besuch abzustatten. Entsprechend groß ist die Strahlwirkung von Installationen, die dort nicht allzu häufig stattfinden. Bis zum 9. Oktober ist nun „Mass is More“ zu sehen. Die Ausstellung widmet sich dem Thema, wie der Zauber von Marmor und Travertin mit Massivholz nachgezeichnet werden könnte. Und nicht ganz unwichtig dabei: Welche Klimabilanz würde das Bauwerk aus Holz ergeben?
Architektonisch arbeiten die Urheber ebenso mit Scheiben, Licht, Schatten und Oberflächen, wie es das Original tut. Statt der grünen Marmorwand im Hauptraum, sorgt das Spiel unterschiedlicher Holzfarben dort derzeit für den visuellen Reiz. Unterschiedliche Hölzer wurden dafür laminiert und unterschiedlich tief gefräst.
© Adriá Goula
So ist die Oberfläche wellig und je nach Tiefe der Fräsung, kommen unterschiedliche Hölzer mit unterschiedlichen Farben und Maserungen zum Vorschein. Im selben Raum zeigt ein 4,8 m langes Diorama den Weg des Holzes als Kohlenstoffspeicher vom Wald bis zur Stadt.
© Adriá Goula
© Adriá Goula
Interaktiv können die Besucher die Umweltauswirkungen des Barcelona-Pavillons von 1929 und die der Installation aus Massivholz vergleichen. Dafür wurden die Bauteile Dach, Wände, Stützen und Boden berücksichtigt. Die vergleichende Analyse umfasst den gebundenen Kohlenstoff in jedem Element im Hinblick auf die verbrauchte Energie, die Abbau, Herstellung, Montage und Transport erfordert haben. Auf analogen Tafeln an einzelnen Bauteilen lassen sich konkret in Zahlen, CO2-Emission in kg, Transportweg in km und die Anzahl der Arbeitsschritte von der Gewinnung des Materials bis zum montierten Bauteil vergleichen.
© Adriá Goula
Mit ihrer Installation wollen die Urheber einen Anstoß geben, wie Holz auch großmaßstäblich in Städten eingesetzt werden könnte. Holz ist in Spanien als Baumaterial noch eher selten. Die Diskussion darüber wird bei den Besuchern des Pavillons sicher entfacht – das ein oder andere Mal sicher auch als Klage darüber, dass die Klimadiskussion derzeit alles überdeckt, auch den beliebten Mies-Pavillon.
Architektur: Daniel Ibánez (IAAC), Vicente Guallart (IAAC), Alan Organschi (Bauhaus Erde)
Projektbeteiligte: IAAC, Bauhaus Earth, Mass Madera, Built by Nature
Standort: Pavelló Mies Van Der Rohe, Av. Francesc Ferrer i Guàrdia, 7, 08038 Barcelona (ES)
Installation: Bestiario
Bauunternehmen: Finsa and Xilonor