Ikone von Marcel Breuer saniert
Hotel Marcel in New Haven von Becker + Becker
© Seamus Payne
In New Haven, Connecticut haben die Architekten Becker + Becker den ehemaligen Verwaltungsbau von Armstrong Rubber umgebaut – zum ersten Passivhaus-Hotel der USA. Das von Marcel Breuer und Robert Gatje entworfene Gebäude wurde 1969 an der damals ebenfalls neuen Interstate 95 im Hafengebiet der Stadt fertiggestellt. Der mit plastisch geformten Betonfertigteilen verkleidete Stahlskelettbau ist sichtlich auf Fernwirkung hin angelegt: Über einem zweigeschossigen Sockel, der ursprünglich die Forschungslabore des Unternehmens beherbergte, schwebt ein fünfgeschossiger Büroblock. Getragen wird er von drei Erschließungskernen und acht Einzelstützen. Die Geschossdecken kragen jedoch nicht direkt von diesen aus, sondern hängen an gut 5 m hohen Stahlfachwerkträgern, die im fensterlosen Dachgeschoss des Hauses untergebracht sind.
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Diese Etage haben die Architekten, die das Projekt in Eigenregie entwickelt haben, nun erstmals zugänglich gemacht. Zwei neu angelegte, innen liegende Lichthöfe belichten die Konferenzräume, die hier zwischen den Stahlträgern neu entstanden sind.
Weiter unten setzen sich die Lichthöfe in kleineren Lichtschächten fort, um auch die nach innen orientierten Gästezimmer mit Tageslicht zu versorgen. 165 gibt es insgesamt in dem Haus, das seit seiner Eröffnung zur Tapestry Collection der Hilton-Kette gehört. Etwas verloren steht der brutalistische Betonbau auf dem Parkplatz eines Ikea-Möbelhauses.
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Für dessen Bau 2003 wurde – Anwohnerprotesten zum Trotz – auch ein Teil des Gebäudesockels abgerissen, obwohl Breuers Meisterwerk seit 1997 unter Denkmalschutz steht. In dem verbleibenden Teil haben die Architekten den Empfang, Restaurant und Bar, einen Fitnessraum und weitere Konferenzräume untergebracht.
© Seamus Payne
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Die Leistung der Architekten bei der Sanierung ist umso erstaunlicher, als sie es geschafft haben, den Bestandsbau auf Passivhausniveau zu sanieren. Die Fassaden erhielten eine Innendämmung mit Vorsatzschale aus Gipskarton, ähnlich jener, die schon zur Bauzeit dort angebracht war. Die holzgerahmten Fenster sind dreifach verglaste Nachbauten der Originale. Da sie weit innen in den Laibungen liegen, wirkt die plastisch geformte Fassade zugleich als Schatten spendendes Brise-Soleil. Neue Innenrollos schützen nun zusätzlich vor Sonne. Um Strom zu sparen, sind sie ebenso wie die Beleuchtung an ein hausinternes Power-over-Ethernet-Niedervoltsystem angeschlossen.
© Seamus Payne
Der sanierte Breuer-Bau ist als Nur-Strom-Gebäude konzipiert. Beheizt wird er über eine Wärmepumpe, die ihre Energie von den Photovoltaikanlagen auf dem Hausdach und den zahlreichen Parkplatzüberdachungen bezieht. Überschüssige Elektrizität lässt sich in einer 1 MW-Batterie einspeisen, die je nach Bedarf für die Notstromversorgung bereitsteht, den Strom ins öffentliche Netz weitergibt oder sogar einen temporären, energieautarken Betrieb des Hauses erlaubt.
Mehr dazu in Detail 1/2.2023 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur (Bestandsgebäude): Marcel Breuer, Robert Gatje
Architektur, Projektentwicklung (Sanierung): Becker + Becker Associates
Bauherr: 500, LLC
Standort: 500 Sargent Dr, New Haven, CT 06511 (US)
Tragwerksplanung: GNCB Consulting Engineers
TGA-Planung: LN Consulting
Innenarchitektur: Dutch East Design
Bauunternehmen: Babbildge Construction, Consigli Construction