BIM-Strategien im Architekturbüro
Alles unter Kontrolle?
© gmp architekten von Gerkan, Marg und Partner
Die Planung mit BIM macht in den frühen Planungsphasen zwar viel Arbeit, doch dieser zahlt sich später rasch aus. Voraussetzung dafür ist, dass die Architekten durchgängig über alle Leistungsphasen beauftragt werden, sagen Christian Hellmund und Regine Saunders von gmp Architekten.
© Inga Sommer
In welchen Bereichen des Planens und Bauens hat die Digitalisierung in den letzten Jahren die größten Veränderungen gebracht?
Christian Hellmund: Die Planungsmethodik BIM ist im Kern eine Projektmanagement-Methode. Ihre Einführung hat zu tiefgreifenden Veränderungen in allen Bereichen des Bauens geführt: In der Planung, dem Kosten- und Terminmanagement, aber auch in der Visualisierung der Konzepte und nicht zuletzt im Fertigungs- und Bauprozess. Insbesondere die spartenübergreifende Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten findet durch BIM weitgehend über digitale Planungstools statt, was den Austausch sehr verbessert hat.
Regine Saunders: Der größte Vorteil für die Planung - vor allem für unsere Auftraggeber und Auftraggeberinnen - ergibt sich aus der besseren Koordination und der datenbasierten Auswertung der Modelle. Das macht die Kostenentwicklung transparent. Wo viele Beteiligte unter hohem Zeit- und Kostendruck zusammenarbeiten, ermöglicht BIM enorme Synergien. Routinen können im Hintergrund abgearbeitet und Entscheidungen modellbasiert getroffen werden, das spart Zeit und Geld. Beispielhaft sei unser Projekt Isarphilharmonie genannt, das nur mithilfe neuster Planungsmethoden im Zeit- und Kostenrahmen realisiert und von Fachwelt, Nutzern und Besuchern sehr positiv aufgenommen wurde. Ein weiterer Vorteil von BIM liegt aber auch in der Möglichkeit einer besseren Evaluierung nach Abschluss eines Projekts. Dieses Monitoring nutzen wir zur Optimierung des Workflows.
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Wo funktionieren die Dinge noch nicht so, wie Sie sich es wünschen?
Christian Hellmund: Die Digitalisierung der Planungsprozesse ist in vollem Gange, jedoch bei Weitem noch nicht überall eine Selbstverständlichkeit. Fehlendes Know-how bei einzelnen Projektpartnern reduziert die Vorteile. Auch bleiben die Chancen, die sich aus einer Nutzung digitaler Gebäudemodelle nach Abschluss der Planung ergeben, nach unserer Erfahrung bisher weitgehend ungenutzt. In Sachen Nachhaltigkeit liegt noch ein riesiges Potenzial in der Nutzung digitaler Gebäudemodelle, beispielsweise für das Monitoring und die Optimierung beim Betrieb technischer Anlagen. Oder für die zukünftige Nutzung des Gebäudes als Rohstoff im Stoffkreislauf. Wir entwickeln derzeit eine Systematik, mit der die Wiederverwendung eines Gebäudes oder einzelner Teile davon, bereits bei der Planung berücksichtigt werden.
Regine Saunders, © Katja Strempel
Christian Hellmund, © Katja Strempel
Wie hat sich Ihre Zusammenarbeit durch BIM verändert?
Christian Hellmund: Besonders am Beginn der Projekte ist unser Planungsaufwand durch BIM viel größer geworden. Die Prozesse werden von Anfang an sehr detailliert geplant. Doch der zusätzliche Aufwand zahlt sich in der Realisierungsphase über ein optimiertes Projektcontrolling aus. Voraussetzung dafür ist allerdings eine durchgehende Beauftragung.
Regine Saunders: Der Modellbezug bei BIM sorgt für eine Strukturierung der Kommunikation, viele Themen können am Modell viel konkreter besprochen werden und die Prozesse sind sehr transparent.
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Welche Fehler sollte man bei der Arbeit mit BIM in jedem Fall vermeiden?
Christian Hellmund: Eine Abstimmung des Planungsablaufs, der Projektstandards und der Projektziele vor Beginn der eigentlichen Planung mit BIM ist absolut entscheidend. Wir investieren in unserem Büro sehr viel Energie in die Erstellung der BIM-Ausführungspläne (BAP), in ihre Abstimmung mit allen Projektbeteiligten, vor allem auch mit den Auftraggebern. Inzwischen haben wir viel Erfahrung mit komplexen BIM-Projekten, an denen viele Planungspartner beteiligt sind - auch im Bestand. Ein solider BAP ist die Basis für erfolgreiche Projekte. Ist dieser nicht bindend verabschiedet, kann man sich schnell zwischen den unendlich vielen Möglichkeiten verlieren.
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Was sind die wichtigsten Bestandteile einer erfolgreichen BIM-Strategie?
Regine Saunders: Entscheidend für den Erfolg ist ein gemeinsames Verständnis im Team über die Ziele sowie über das richtige Maß für eine schrittweise Einführung. Aus der selbstkritischen Analyse unserer Pilotprojekte und der ständigen Überprüfung unserer Ziele, ergibt sich ein fortlaufender Verbesserungsprozess. Wir nutzen die durch BIM gegebene Möglichkeit, unser eigenes Tun systematisch zu hinterfragen und den gesamten Planungsprozess zugunsten einer sehr hohen Qualität zu optimieren. Davon profitieren nicht nur unsere Auftraggeber. BIM hilft uns auch, unsere Architektur in der hohen Qualität umzusetzen, die sie verdient.
Regine Saunders ist Head of BIM und Christian Hellmund ist Associate Partner bei gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner.
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