Vorne Ziegelrot, hinten Kastaniengrün: Kita Ötztaler Straße in Stuttgart
Foto: Antje Quiram
Links das Daimler-Werk, rechts die Weinberge – und dazwischen ein kompakter Siedlungskern mit drei- bis viergeschossigen Wohnhäusern, von denen viele aus der Zeit um oder kurz nach 1900 stammen: Diese Gegensätze bestimmen den Stuttgarter Stadtteil Untertürkheim bis heute. Die sechsgruppige Kindertagesstätte von (se)arch in der Ötztaler Straße sollte sich harmonisch in das Ortsbild einfügen. Das war insofern nicht ganz leicht, als sie einen nur halb so großen Vorgängerbau gleicher Nutzung ersetzt.
Dachform, Traufe und Gebäudetiefe des Neubaus orientieren an der umliegenden Wohnbebauung. Auch das Fassadenmaterial – roter Klinker – ist in der Nachbarschaft verbreitet. Die Straßenfassade und die beiden Giebelseiten des Hauses sind aus diesem Material gemauert und werden von großen, bodentiefen Fenstern durchbrochen. Im obersten Geschoss sind diese als Gauben über die Trauflinie emporgezogen – ein Motiv, das die Architekten vom benachbarten Jugendstilbau der Untertürkheimer Wilhelmsschule entlehnten. Um die Ziegelfassaden geschlossener wirken zu lassen, als sie eigentlich sind, verbargen die Architekten weitere, kleinere Fensteröffnungen hinter vorgeblendetem Filtermauerwerk.
Ein ganz anderes Gesicht zeigt der Neubau Richtung Blockinnenraum. Hier rahmen zwei voll verglaste Treppenhäuser eine Laubengangzone, die sich über fast die ganze Gebäudelänge erstreckt. Sie öffnet sich zum Außenspielbereich der Kita mit seinen alten Kastanien, der trotz der Vergrößerung des Bauvolumens weitgehend erhalten geblieben ist. Wie auf der Straßenseite ist die Dachtraufe auch hier tief herabgezogen. Um dennoch ausreichend Licht ins zweite Obergeschoss zu bringen, platzierten die Architekten vier Lichtkamine entlang des Dachfirsts. In einen fünften, ebenso großen Dachaufbau über dem Technikraum sind die Zu- und Abluftöffnungen der hier aufgestellten Wärmepumpe integriert.
Im Inneren des Neubaus brachten die Architekten zwei Gruppenräume samt Ruheräumen pro Geschoss auf weitgehend symmetrischen Grundrissen unter. Hinzu kommen im Erdgeschoss ein großer Multifunktions- und Bewegungsraum sowie das Büro der Kita-Leitung, im ersten Obergeschoss eine Aufwärmküche und zwei Essräume sowie unter dem Dach ein Personalraum und eine Werkstatt. Alle tragenden Wände des Hauses sind betoniert. In den durchgesteckten Spielfluren und den Treppenhäusern erhielten sie Sichtoberflächen mit vertikaler Brettschalung in Kombination mit Echtholz-Akustikdecken. In den übrigen Räumen sind die Wände weiß verputzt und die Decken mit Holzwolle-Akustikplatten verkleidet.