Tiny House für vier Familien: Casa El Gauchal in Navidad
Foto: Bruno Giliberto
Die Casa El Gauchal in der Nähe des chilenischen Surferparadieses Matanzas zählt zu jenen Gebäuden, die Rätsel aufgeben über ihren Inhalt. Drei Geschosse hoch ragt der schlanke Baukörper empor. Nur wenige Fenster gliedern die hell lasierte Kiefernholzfassade, die Ton in Ton gehalten ist mit dem flachgeneigten Stehfalzdach. Die Giebelform des Dachs kehrt, in die Vertikale geklappt, in einem leichten Knick der Nordostfassade wieder. Nur der Annex mit seinem abgeschnittenen Pyramidendach vermittelt zu den deutlich flacheren Gebäuden in der Nachbarschaft.
Der nicht ganz alltägliche Entwurf hat eine ungewöhnliche Vorgeschichte: Gleich vier Familien teilten sich die Bauherrschaft des Wochenendhauses. Ihre Vorstellungen musste der Architekt Iván Bravo unter einen Hut bekommen, ohne einer der Familien eine Sonderbehandlung zuteil werden zu lassen. Dazu gesellte sich der Wunsch nach freiem Meeresblick – daher die vertikale Form – und möglichst großzügig bemessenen Gemeinschaftsflächen.
Das Ergebnis der Überlegungen: Vier exakt gleich kleine Schlafzimmer mit je zwei bis drei Betten, zwei Bäder und eine Dachterrasse umgeben das dreigeschossige Atrium mit der Treppe, das seinerseits die vertikale Erweiterung des Wohn- und Essbereichs im Erdgeschoss darstellt. Die geschosshohen Verglasungen im Erdgeschoss lassen sich mit Holzschiebeläden verschließen. Auf den Etagen darüber hat jedes Schlafzimmer ein großzügiges, bodentiefes Fenster. Das Haus ist ein Holzskelettbau mit Punktfundamenten und offen liegenden Holzbalkendecken im Inneren, auf die ein Fußboden aus flügelgeglättetem Beton aufgebracht wurde. Innen sind die Wände mit den gleichen, weiß lasierten Kiefernholzbrettern verschalt wie die Fassaden.