The Human Scale: Dokumentarfilm zum Thema Stadtplanung

Der Mensch und sein Leben in Megacities: funktional, kontrolliert, effizient. Mit künstlich anmutenden, aber beeindruckenden Bildern zeigt uns der Regisseur Andreas M. Dalsgaard in „The Human Scale“ den Wahnsinn, den wir heute in einem Irrgarten von Autos, Gebäuden und Smog leben.
Der Mensch verschwindet in diesem städtischen Irrgarten wie ein Nichts. Der Architekt und Stadtplaner Jan Gehl aus Kopenhagen allerdings will einen Ausweg aus diesem unnatürlichen Labyrinth gefunden haben. Seit über 40 Jahren befasst er sich mit dem Lebenswerten in Städten und der Frage, was der Mensch zum Menschsein eigentlich braucht. Gehl geht also auf die Straße, zählt Fußgänger, beobachtet ihre Aktivitäten. Das Ergebnis: Menschen wollen sich an der Straßenecke unterhalten, sich auf einem Stuhl in der Abendsonne niederlassen und mit ihren Nachbarn Schach spielen. In fünf Kapiteln zeigt „The Human Scale“ die Möglichkeiten und auch Schwierigkeiten einer menschen- und umweltfreundlichen Stadtplanung.

Times Square, NYC, Foto: Adam Morris Philp

Gehl und sein Team bescheren Kopenhagen Fußgängerzonen und wunderbare Plätze, dem Times Square Fahrradwege und dem Broadway mehr Sitzgelegenheiten. Ein Exkurs in die Architektur der Moderne will die Wurzeln der menschenfeindlichen Stadtplanung, den Boom der Automobilindustrie, Hochhäuser und Flyovers erklären. Architekten und Stadtplaner wie Le Corbusier hatten nie den Menschen im Blick, so der Vorwurf. Der „Gehlsche“ Ansatz versucht nun den menschlichen Bedürfnissen wieder Raum zu schaffen, er sucht nach den Schwachpunkten der Megacities, in denen der Mensch nicht mehr vorkommt. In Melbourne sind es die engen Gassen hinter den Wolkenkratzern, die er mit bunten Cafés und kleinen Läden zu Begegnungspunkten umformt. Besonders an den Beispielen China und Bangladesch zeigt der Film, wie schwierig ein solcher Ansatz mit einer herkömmlichen Verkehrs- und Stadtplanung zu vereinen ist.

Bangladesch, Foto: Adam Morris Philp

Der Film portraitiert – mehr als dass er dokumentiert - Großstädte, in denen Architekten versuchen, das städtische Leben umzustrukturieren, auch wenn sie auf Widerstände stoßen. Allerdings klammert der Film dabei aus, dass der Motor des modernen Menschen vor allem Profit, Effizienz und Funktion ist. Es ist anzunehmen, dass sich Gehl und sein Team sehr kritisch mit diesem Problem auseinandersetzen. Der Film schafft es aber nicht auch diese Seite zu zeigen. Er verharrt in einer utopischen Darstellung. Es bleibt eine romantische Vorstellung, dass in einer Großstadt weniger Autos, mehr Fahrradwege und Grünflächen ein harmonisches Miteinander hervorrufen. Und trotzdem wird deutlich, wie wir durch einfache und kleine Änderungen in der Planung das Leben in den Städten verändern können, wenn wir nur den Fokus ein wenig verschieben.

Jan Gehl in Italien, Foto: Heikki Färm

»The Human Scale« läuft seit 31. Oktober 2013 in ausgewählten Kinos. Mehr Infos zum Film unter: www.thehumanscale-derfilm.de/
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