22.10.2009

Sparsam im Extremklima: Manitoba Hydro Place in Winnipeg

Der neue Hauptsitz des viertgrößten kanadischen Energieversorgers muss extremen Klimaschwankungen standhalten: Zwischen Winter- und Sommertemperaturen bestehen in der kanadischen Prärie Unterschiede von gut und gern 75 Grad Celsius. Dennoch unterschreitet das Bauwerk die Vorgaben der kanadischen Energierichtlinien um 65 Prozent.
Der 22 Stockwerke hohe Büroturm von Manitoba Hydro in der Innenstadt von Winnipeg gilt schon jetzt als eines der energiesparendsten und umweltfreundlichsten Bürogebäude in dem nordamerikanischen Staat. Im US-amerikanischen Zertifizierungssystem LEED wird für Manitoba Hydro Place die höchste Bewertungsstufe angestrebt, der Platinum-Standard. Entworfen wurde das im Grundriss A-förmige Bauwerk von Kuwabara Payne McKenna Blumberg aus Toronto in Zusammenarbeit mit Smith Carter Architects aus Winnipeg und den deutschen Energieplanern von Transsolar aus Stuttgart.

Dank der passiven Nutzung lokal vorhandener Energiequellen erzielt das Gebäude eine Energieeinsparung von mehr als 65% gegenüber dem in Kanada gesetzlich vorgeschriebenen Standard und bietet den Mitarbeitern gleichzeitig rund um die Uhr eine natürliche Belüftung.

Foto: Gerry Kopelow

Das Klima in Winnipeg ist alles andere als günstig für den energieeffizienten Betrieb von Gebäuden: Im Winter fallen die Temperaturen auf -40 °C, im Sommer können sie dagegen auf +35 °C steigen. „Paradoxerweise ergab sich, dass ein Glasbau unter den gegebenen extremen Wetterbedingungen am energieeffizientesten ist. Bei extremer Kälte ist es in Winnipeg gleichzeitig sehr sonnig?, erklärt Bruce Kuwabara, der Designpartner von KPMB. „Wir haben 15 Optionen untersucht und drei davon simuliert, um festzustellen, welche Lösung die Sonnen- und Windenergie am besten nutzen und am meisten zum öffentlichen Leben der Stadt beitragen würde."

Eines der Kennzeichen des Entwurfs ist der 115 m hohe Solarkamin, der mit Aluminiumpaneelen in Bronze- und Blautönen verkleidet wurde. Die Farben sollen Assoziationen an Luft und Wasser hervorrufen, den beiden Haupt-Energiequellen für Manitoba Hydro.

Foto: Gerry Kopelow

„Das Gebäude ist wie ein lebendiger Organismus?, sagt Thomas Auer von Transsolar. „Das Strahlungssystem passt zum geothermalen System, die Fassade passt zur Entlüftung und die Form des Gebäudes passt zur Sonneneinstrahlung. Die Energiesysteme und das Gebäude funktionieren vollkommen integral mit der Struktur und den mechanischen Systemen."

Foto: Gerry Kopelow

Neben einer hoch gedämmten Gebäudehülle trägt vor allem das größte Geothermalsystem der Provinz Manitoba(280 Bohrlöcher von 125 m Tiefe)zur günstigen Energiebilanz des Gebäudes bei. Drei nach Süden gerichtete, jeweils sechsgeschossige Wintergärten fungieren als „Lungen“ des Gebäudes. In jedem von ihnen stürzt ein künstlicher Wasserfall 24 m in die Tiefe, der die Luftfeuchtigkeit im Gebäude reguliert. Eine Reihe begrünter Dächer auf dem Sockelbau sind u.a. mit Süßgras bewachsen, einer für die Ureinwohner heiligen Pflanze.

Foto: Gerry Kopelow

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