Schlafen über Wildtieren: Pfahlbau in Südschweden
Foto: Lindman
Getarnte Übernachtungsmöglichkeiten in der Wildnis stellen inzwischen beinahe eine eigene Typologie dar. Da gibt es den grünen Rückzugsort auf der Insel und die mit Birkenreisig eingepackte Schutzhütte oder gleich eine ganze Feriensiedlung, die auch bestehende Gebäude nutzt, um unentdeckt zu bleiben. Und das sind nur die neueren skandinavischen Beispiele. Nun reiht sich ein Neuzugang ein, der seine Gäste näher an die Natur bringt, indem er sich vom Boden abhebt.
Synvillan – so nennen die Architekten von Sandell Sandberg das aktuellste Haus – heißt auf Schwedisch optische Täuschung. Die 50 m2 „Villa“ täuscht mit ihrer reflektierenden Verkleidung aus verbeultem und poliertem Stahl vor, gar nicht da zu sein. Auf vier Meter hohen Pfählen schwebt sie über dem Boden und spiegelt flimmernd die Farben ihrer Umgebung wider. Über eine lange Außentreppe gelangen die Gäste auf eine vorgelagerte Terrasse und schließlich in das Haus. Innen können bis zu vier Personen schlafen und sich mit einer kleinen Einbauküche versorgen, doch das Highlight ist das vierte Fenster des Hauses. Es befindet sich nicht etwa an der Außenfassade, sondern ist in den Boden des Wohnzimmers eingelassen. Direkt darunter liegt die Futterstelle und mit etwas Glück kommen dort Wisente, Rotwild, Damwild, Mufflons und Wildschweine auf ihren Streifzügen durch das Wildreservat Eriksberg vorbei. Das Reservat bemüht sich sehr um Biodiversität, und dank der neuen Unterkunft können Besucherinnen und Besucher aus nächster Nähe beobachten, ohne die Tiere zu stören.
Sandell Sandberg Architekten greifen mit dem reetgedeckten Walmdach die lokale Bauweise auf und kombinieren sie mit modernen Elementen. Die Energieversorgung erfolgt mit Solarenergie und Gas, wobei die Solaranlage auch als Firstschmuck durchgehen würde.
Weitere Informationen:
Fotos: Åke E:son Lindman