Scharrierter Sichtbeton: Landratsamt von Steimle Architekten
Foto: Brigida González
In Bad Kissingen treffen verschiedene Epochen aufeinander: das im späten Biedermeier angelegte Kurviertel und die Altstadt mit mittelalterlichen und barocken Bauten. Diese Symbiose der Zeitschichten steht unter Ensembleschutz. Das Landratsamt befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Rathaus, am nördlichen Rand des geschützten Bereiches.
Scharriereisen und Beton
Seit dem Barock sind mit Scharriereisen behauene Sandsteinoberflächen weit verbreitet. Mit dem flachen Meißel werden vertikale Hiebe in den Stein geschlagen. Dabei entstehen schmale Rillen mit einer subtilen Haptik.
Auch in Bad Kissingen kommt diese Art der steinmetztechnischen Bearbeitung oftmals vor, daher beschlossen die Architekten, das Stilelement mit in ihren Entwurf aufzunehmen.
Zunächst kamen bei der Betonmischung Zuschläge aus Sand- und Kalkstein zum Einsatz, was eine ähnliche Farbigkeit wie beim echten Sandstein erzeugt. Die großformatigen Betonelemente sind beinahe fugenlos aneinandergefügt und an Laibungen und Sockel vertikal scharriert.
Formensprache
Die Grundform des Gebäudes besteht aus zwei ineinandergreifenden Kuben. An einem übergeordneten Raster orientiert, sitzen große Fensterflächen in repetitivem Rhythmus in der Fassade. Alle Formen sind schlicht gehalten und akzentuierte Vor- und Rücksprünge sorgen für Abwechslung und Tiefe.
Gestaffelte Raumorganisation
Im Raumprogramm enthalten ist ein Sitzungssaal, der sich mit großflächigen Verglasungen zum städtischen Kontext öffnet. Im Grundriss sitzen die Räume versetzt zueinander, was einen klassischen durchgehenden Flur vermeidet. Stattdessen entsteht ein abwechslungsreicher Erschließungskern mit Aufenthaltsflächen. Die Büros sitzen jeweils an den Außenfassaden. Sie erhalten dadurch viel natürliches Tageslicht. Zu den bereits bestehenden Räumlichkeiten des Landratsamts leitet ein gläserner Gang im zweiten Obergeschoss über.