Ein Bücherregal als Wohnzimmer: Stadtbibliothek von Dietrich Untertrifaller und Christian Schmoelz
Foto: Albrecht I. Schnabel
Der ovale Bau liegt wie ein Findling unweit des Marktplatzes von Dornbirn zwischen der orthogonalen Nachbarbebauung und ist von zwei Seiten – von der Schulgasse und der parallel verlaufenden Jahngasse – zugänglich. Während der Öffnungszeiten kann man durch das zweigeschossige Atrium hindurchgehen, wo einst der beliebte Trampelpfad verlief. Bei Nacht leuchtet die neue Stadtbibliothek in alle Richtungen.
Die vorgehängte Schicht des symbolischen Bücherregals aus 8000 Keramikstäben dient als feststehende Verschattung der geschosshohen Glasfassade aus Holz-Aluminiumrahmen und filtert den Ausblick in den umgebenden Park.
Im Inneren ist die gekrümmte Gebäudeform nur an den Leseplätzen der Freihandbibliothek entlang der Fassaden des Erd- und Obergeschosses erlebbar. Das zweigeschossige Atrium ist wie ein rechteckiger Raum ausgeschnitten und durch Oberlichter natürlich belichtet, bei schönem Wetter von Sonnenlicht durchflutet. Auch die um das Atrium gruppierten Räume sind streng orthogonal, mit Wänden und Decken aus kühlem glatten Sichtbeton. Böden und Innenausbauten aus Eiche sorgen für Wohnlichkeit. Wie ein Wohnzimmer für alle Generationen ist das Haus auch gedacht.
Als Ergänzung zum haptischen Buch in Papierform soll die mediale Ausstattung der Bibliothek die jungen und älteren Leseratten ermuntern, sich spielerisch mit den neusten digitalen Kommunikationstechnologien vertraut zu machen.
Im Untergeschoss gibt es ein umfangreiches Angebot mit Mediathek, Spielothek und Maker-Space. Hier sind die Decken und Böden mit schallabsorbierendem lehmfarbenem Langflorteppich bekleidet. In den Boden sind runde Sitzmulden eingelassenen, sodass diese Medienlounge die ältere Generation an die Pop-Art-Interiors der 1970er-Jahre erinnert.
Über das Projekt berichten wir in Detail 10.2021.