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Die Kunst der Repräsentation: Highlights der Architekturbiennale in Venedig
Foto: Andrea Avezzù
Bei dem Motto „Freespace“, das die beiden Hauptkuratorinnen Shelley McNamara und Yvonne Farrell für die diesjährige Architekturbiennale ausgegeben haben, denkt man eher an leere Räume zur freien Aneignung durch den Nutzer. Dass nun ausgerechnet Architekturmodelle eine der Hauptrollen in Venedig spielen würden, war also nicht unbedingt absehbar. Doch womöglich war die Rückkehr zu einer der traditionsreichsten Darstellungsformen in der Architektur überfällig, nachdem bei den Vorgängerbiennalen großformatige Installationen, Fotografien und Filmprojektionen einen immer breiteren Raum eingenommen hatten.
So vermittelt der Rundgang durch die diesjährige Hauptausstellung im Arsenale von Venedig nicht nur einen Eindruck, auf welch vielfältige Weise sich der „Freespace“ heute interpretieren lässt, sondern auch einen Überblick zeitgenössischer Modellbautechniken und –konzepte. Den Auftakt machen Diller Scofidio + Renfro mit ihrem eindrucksvollen, wenngleich relativ konventionellen Zwei-Meter-Modell des Vagelos Education Center, das sie vor zwei Jahren für die Medizinfakultät der Columbia University in New York fertiggestellt haben. High-Tech mit Humor verknüpfen schräg gegenüber Tezuka Architects aus Japan. Auf ein großformatiges Modell ihres Fuji-Kindergartens in Tokio projiziert ein Beamer schattenhaft das Gewusel und den Lärm der Kinder, die auf dem kreisrunden Dach umherlaufen.
Regelrecht hyperrealistisch sind die farbigen Pappmodelle, die Flores & Prats von einzelnen Räumen des Theaterzentrums „Sala Beckett“ in Barcelona gebaut haben. Ausgestellt sind diese kleinen Kunstwerke in einem Raumausschnitt des Gebäudes, das früher eine Arbeiterkooperative beherbergt hat.
Doch die Ausstellung zeigt auch sehr abstrakte Konzeptmodelle: Alison Brooks aus Großbritannien etwa hat versucht, den Raumeindruck ausgewählter Freiräume aus ihren eigenen Wohnräumen in Form großformatiger „Totems“ wiederzugeben. Grundrissreliefs, die an Ergebnisse archäologischer Ausgrabungskampagnen erinnern, zeigt dagegen die Slowenin Maruša Zorec. Paredes Pedrosa aus Spanien wiederum konzentrieren sich in ihren Modellen aus MDF und weißem Kunststoff auf die Schnittfiguren und Hohlräume im Inneren ihrer eigenen Gebäude. Auf den ersten Blick rätselhaft und bei näherem Hinsehen eindrucksvoll ist der Beitrag von Hall McKnight: Im Inneren großformatiger Guckkästen haben sie ebenfalls ausgewählte Innenräume ihrer Bauten im Modell nachgebaut. Sie sind um 90° in die Vertikale gekippt und werden über einen Spiegel betrachtet.
Das Große im Kleinen zeigen
Spiegel nutzt auch Laura Peretti, um eines der längsten Bauwerke der Architekturgeschichte im Modell wiederzugeben. Sie hat den Wettbewerb für die Sanierung des kilometerlangen Wohnblocks „Corviale“ am Stadtrand von Rom gewonnen. Ihre Biennale-Installation gibt einen guten Eindruck von der Monotonie und überwältigenden Größe dieser Architektur.
Überbordend ist auch die Materialvielfalt bei den gezeigten Modellen: Gespannte Wollfäden bei Francesca Torzos Raummodell für das Museum „Z33“ in Hasselt, Stahlblech für die Überdachung einer Trinkwasserquelle in China durch Jensen & Skodvin sowie Wellpappe, Islandmoos und Messing bei Gumuchdijan Architects. Das armenische Büro hat einen 750 Kilometer langen Wanderweg durch das Land am Kaukasus konzipiert, der Touristen auch in entlegenere Bergregionen locken soll. Einige Highlights entlang der Route haben die Architekten als kreisrunde Landschafts-Tondi in 3D dargestellt.
Beinahe zu übersehen sind die Architekturmodelle in der begehbaren Rauminstallation von Andra Matin. Und doch spielen sie auch hier die Hauptrolle. Der indonesische Architekt hat sich mit der traditionellen Wohnarchitektur seines Landes befasst und untersucht, wie diese auf die stets präsente Überflutungsgefahr reagiert. Dabei gilt: Je höher die Plattform, auf der das Modell in der Ausstellung steht, desto höher stehen auch die zugehörigen Wohngebäude über dem Meeresspiegel und desto besser sind sie geschützt.
Auch Fiktion kann eine gute Inspirationsquelle für Architekturmodelle sein. Das zeigen die schwedischen Architekten Krupinski/Krupinska in ihrem Beitrag „Naturalis Brutalis“, der in dem ehemaligen Gewächshaus „Serra dei Giardini“ unmittelbar außerhalb des eigentlichen Biennale-Geländes zu sehen ist. Nach ihrer Darstellung ist Naturalis Brutalis eine bislang unbekannte, offenbar mit dem Biber verwandte Kreatur, die in den nordischen Wäldern haust und dort durch Zerstörungswut und Kunstsinn gleichermaßen auffällt. Drei Resultate ihres Schaffens in Form ikonischer, aus Baumstämmen geschnittener Architekturmodelle, haben die Architekten in einer innen verspiegelten Transportkiste nach Venedig geschafft und präsentieren sie nun der staunenden Weltöffentlichkeit.
So vermittelt der Rundgang durch die diesjährige Hauptausstellung im Arsenale von Venedig nicht nur einen Eindruck, auf welch vielfältige Weise sich der „Freespace“ heute interpretieren lässt, sondern auch einen Überblick zeitgenössischer Modellbautechniken und –konzepte. Den Auftakt machen Diller Scofidio + Renfro mit ihrem eindrucksvollen, wenngleich relativ konventionellen Zwei-Meter-Modell des Vagelos Education Center, das sie vor zwei Jahren für die Medizinfakultät der Columbia University in New York fertiggestellt haben. High-Tech mit Humor verknüpfen schräg gegenüber Tezuka Architects aus Japan. Auf ein großformatiges Modell ihres Fuji-Kindergartens in Tokio projiziert ein Beamer schattenhaft das Gewusel und den Lärm der Kinder, die auf dem kreisrunden Dach umherlaufen.
Regelrecht hyperrealistisch sind die farbigen Pappmodelle, die Flores & Prats von einzelnen Räumen des Theaterzentrums „Sala Beckett“ in Barcelona gebaut haben. Ausgestellt sind diese kleinen Kunstwerke in einem Raumausschnitt des Gebäudes, das früher eine Arbeiterkooperative beherbergt hat.
Doch die Ausstellung zeigt auch sehr abstrakte Konzeptmodelle: Alison Brooks aus Großbritannien etwa hat versucht, den Raumeindruck ausgewählter Freiräume aus ihren eigenen Wohnräumen in Form großformatiger „Totems“ wiederzugeben. Grundrissreliefs, die an Ergebnisse archäologischer Ausgrabungskampagnen erinnern, zeigt dagegen die Slowenin Maruša Zorec. Paredes Pedrosa aus Spanien wiederum konzentrieren sich in ihren Modellen aus MDF und weißem Kunststoff auf die Schnittfiguren und Hohlräume im Inneren ihrer eigenen Gebäude. Auf den ersten Blick rätselhaft und bei näherem Hinsehen eindrucksvoll ist der Beitrag von Hall McKnight: Im Inneren großformatiger Guckkästen haben sie ebenfalls ausgewählte Innenräume ihrer Bauten im Modell nachgebaut. Sie sind um 90° in die Vertikale gekippt und werden über einen Spiegel betrachtet.
Das Große im Kleinen zeigen
Spiegel nutzt auch Laura Peretti, um eines der längsten Bauwerke der Architekturgeschichte im Modell wiederzugeben. Sie hat den Wettbewerb für die Sanierung des kilometerlangen Wohnblocks „Corviale“ am Stadtrand von Rom gewonnen. Ihre Biennale-Installation gibt einen guten Eindruck von der Monotonie und überwältigenden Größe dieser Architektur.
Überbordend ist auch die Materialvielfalt bei den gezeigten Modellen: Gespannte Wollfäden bei Francesca Torzos Raummodell für das Museum „Z33“ in Hasselt, Stahlblech für die Überdachung einer Trinkwasserquelle in China durch Jensen & Skodvin sowie Wellpappe, Islandmoos und Messing bei Gumuchdijan Architects. Das armenische Büro hat einen 750 Kilometer langen Wanderweg durch das Land am Kaukasus konzipiert, der Touristen auch in entlegenere Bergregionen locken soll. Einige Highlights entlang der Route haben die Architekten als kreisrunde Landschafts-Tondi in 3D dargestellt.
Beinahe zu übersehen sind die Architekturmodelle in der begehbaren Rauminstallation von Andra Matin. Und doch spielen sie auch hier die Hauptrolle. Der indonesische Architekt hat sich mit der traditionellen Wohnarchitektur seines Landes befasst und untersucht, wie diese auf die stets präsente Überflutungsgefahr reagiert. Dabei gilt: Je höher die Plattform, auf der das Modell in der Ausstellung steht, desto höher stehen auch die zugehörigen Wohngebäude über dem Meeresspiegel und desto besser sind sie geschützt.
Auch Fiktion kann eine gute Inspirationsquelle für Architekturmodelle sein. Das zeigen die schwedischen Architekten Krupinski/Krupinska in ihrem Beitrag „Naturalis Brutalis“, der in dem ehemaligen Gewächshaus „Serra dei Giardini“ unmittelbar außerhalb des eigentlichen Biennale-Geländes zu sehen ist. Nach ihrer Darstellung ist Naturalis Brutalis eine bislang unbekannte, offenbar mit dem Biber verwandte Kreatur, die in den nordischen Wäldern haust und dort durch Zerstörungswut und Kunstsinn gleichermaßen auffällt. Drei Resultate ihres Schaffens in Form ikonischer, aus Baumstämmen geschnittener Architekturmodelle, haben die Architekten in einer innen verspiegelten Transportkiste nach Venedig geschafft und präsentieren sie nun der staunenden Weltöffentlichkeit.
Diller Scofidio + Renfro
Elizabeth Diller; Charles Renfro; Ricardo Scofidio; Benjamin Gilmartin
Elizabeth Diller; Charles Renfro; Ricardo Scofidio; Benjamin Gilmartin
Tezuka Architects
Takaharu Tezuka; Yui Tezuka
Fuji Kindergarten, 2007
(Exhibition work: 2018)
Model
Takaharu Tezuka; Yui Tezuka
Fuji Kindergarten, 2007
(Exhibition work: 2018)
Model
Flores & Prats
Eva Prats; Ricardo Flores
Eva Prats; Ricardo Flores
Alison Brooks Architects
Alison Brooks
ReCasting, 2018
CNC milled Poplar plywood, carbon steel screws, timber sealant, mirrors
Alison Brooks
ReCasting, 2018
CNC milled Poplar plywood, carbon steel screws, timber sealant, mirrors
Arrea architecture, Maruša Zorec and associates
Maruša Zorec
UNVEIL THE HIDDEN, 2018
site specific installation
Maruša Zorec
UNVEIL THE HIDDEN, 2018
site specific installation
Paredes Pedrosa Arquitectos
Angela Garcia de Paredes; Ignacio G. Pedrosa
The Dream of Space Produces Forms, 2018
Site-specific Installation
Angela Garcia de Paredes; Ignacio G. Pedrosa
The Dream of Space Produces Forms, 2018
Site-specific Installation
Hall McKnight
Alastair Hall; Ian McKnight
Unique Instruments: Expectant Spaces, 2018
Construction / Installation, timber
Alastair Hall; Ian McKnight
Unique Instruments: Expectant Spaces, 2018
Construction / Installation, timber
Laura Peretti
Francesca Torzo Architetto
Francesca Torzo
Z33, house for contemporary art, 2011-2018
Mixed media
Francesca Torzo
Z33, house for contemporary art, 2011-2018
Mixed media
Jensen & Skodvin Arkitekter AS
Jan Olav Jensen; Børre Skodvin; Torunn Golberg; Torstein Koch
Protective roof over Moya Spring water source, 2018
Steel
Jan Olav Jensen; Børre Skodvin; Torunn Golberg; Torstein Koch
Protective roof over Moya Spring water source, 2018
Steel
Vector Architects
Gong Dong
Connecting Vessel, 2018
Steel Structure Installation
Gong Dong
Connecting Vessel, 2018
Steel Structure Installation
Gumuchdjian Architects
Philip Gumuchdjian
Tread Lightly - A Linear Festival along the Transcaucasian Trail, 2018
Architectural models on rammed earth plinths
Philip Gumuchdjian
Tread Lightly - A Linear Festival along the Transcaucasian Trail, 2018
Architectural models on rammed earth plinths
andramatin
Andra Matin
Elevation, 2018
Installation, cross laminated timber joinery system
Andra Matin
Elevation, 2018
Installation, cross laminated timber joinery system
Krupinski/Krupinska Arkitekter