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BIM im internationalen Vergleich
Foto: © Tim Westphal
Sie kennen beide Märkte gut: USA und UK. Wo steht BIM dort aktuell?
Phil Bernstein: Der UK-Markt zeigt im Moment eine viel stärkere Durchdringung des Themas BIM als der amerikanische. Der amerikanische Markt wird aber in absehbarer Zeit aufholen.
Marc Bew: In Großbritannien haben wir in den vergangenen Jahren viel in Richtung BIM und Digitalisierung im Bauwesen vorangetrieben. Der Brexit erfordert es jetzt, dass Länder wie Deutschland, Frankreich und UK in den kommenden Jahren noch enger auf technologischer Ebene zusammenarbeiten.
Wie müssen die Universitäten auf die neue Situation mit BIM reagieren?
Marc Bew: Im UK hat sich in Hinblick auf die BIM-Ausbildung in den vergangenen vier Jahren einiges getan. Jetzt kommen die ersten Abgänger von den Hochschulen und wir werden sehen, was es gebracht hat. Die Generation der Millennials ist diesen Technologiethemen ohnehin viel näher als wir. Es muss also weiterhin viel Arbeit in Schulung, Ausbildung und Training gesteckt werden, um BIM im Bau-Bereich weiter zu verankern und die Leute auf die digitale Planung zu schulen.
Phil Bernstein: In den USA kamen erste Impulse pro BIM an den Universitäten aus der Studentenschaft selbst. Vor einigen Jahren sprachen Studierende der Universität von Connecticut im Büro des Rektors vor und sagten: Wir finden keine Jobs. Weil ihr uns das Falsche beibringt. Es muss sich noch einiges ändern in den Köpfen der Lehrenden.
Was ist denn der größte Unterschied in Hinblick auf BIM in den USA und UK?
Phil Bernstein: Der größte Unterscheid ist, dass die Regierung in UK einen viel stärkeren Einfluss auf die Bauindustrie nimmt, als die amerikanische Regierung.
Ist eine solche Einflussnahme denn nötig?
Marc Bew: Ein Großteil der öffentlichen Investitionen geht in den Infrastrukturbereich. Hier die notwendigen Werkzeuge zu haben, Transparenz bei den Ausgaben, ist wichtig – letztlich sind es Steuergelder und der Steuerzahler möchte wissen, wo sein Geld bleibt. Wir sparen viel Geld mit BIM.
Phil Bernstein: Die Botschaft aus UK ist eindeutig: Wir arbeiten mit BIM. Wir sparen viel Steuergeld damit. Wir können damit andere Institutionen wie Schulen, Universitäten, soziale Einrichtungen unterstützen. Der soziale Aspekt ist also sehr wesentlich. In den USA ist die Situation schon allein deshalb eine andere, weil wir so viele Verwaltungsebenen haben: die Bundesebene, Landesebene, Bezirksebene, Stadtebene. Diese stimmen sich bei öffentlichen Bauaufgaben nicht miteinander ab, was ihre Vorgehensweise und Strategie betrifft. Ein weiterer Grund ist, dass die Bauindustrie in den USA sehr konservativ ist und seit jeher eigenständig arbeitet und eine Einmischung der Regierung nicht akzeptieren würde. Das war ganz anders, als Marc Bew vor einigen Jahren mit den großen Baufirmen im UK zusammensaß und diese zu ihm sagten: Ja, das ist genau das was wir wollen. Bringt es auf den Regierungstisch. BIM ist unser Wunsch. Die US Regierung hatte einen BIM-Rat auf Bundesebene, in den verschiedene Regierungsbereiche eingebunden waren. Das Verteidigungsministerium, das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur etc. Sie saßen an einem Tisch und haben ihre Standards verglichen. 22 Leute an einem Tisch – 22 Standards. Das ist ein großes Problem!
Was ist denn die größte Herausforderung, bei der weiteren Etablierung von BIM?
Marc Bew: Das Datenmanagement. In den vergangenen Jahren haben wir die technische Basis geschaffen, nun müssen wir die zahlreichen Bereiche und ihre Anforderungen zusammenbringen und gemeinsam Standards entwickeln.
Phil Bernstein: Das sehe ich wie Marc. Es müssen alle zusammen auf einen Nenner kommen. Denn wenn der Entwurfsprozess beginnt, muss klar sein: Wer benötigt welche Informationen? Und wie müssen diese in das BIM-Modell einfließen? Hinzu kommt, dass die Kommunikation verbessert werden muss. Der Netzwerkgedanke hinter BIM geht von einer reibungslosen Kommunikation aus. Doch das ist im Baubereich noch lange nicht so. Verschiedene Softwarelösungen, unterschiedliche Ausstattungsstandards etc. Das hemmt Innovationen wie BIM und mindert deren effizienten Einsatz.
Wann kommt ein einheitlicher BIM-Standard?
Marc Bew: Wir sitzen aktuell mit Bauunternehmern und Architekten zusammen, versuchen ein solches Netzwerk zu gestalten. Wir haben unser Programm zur verbindlichen Einführung von BIM. Und wir wissen: BIM erhöht die Effizienz um bis zu 50 % und spart bis zu 20 % Kosten in einem Projekt. Das können wir inzwischen über verschiedene Werkzeuge zur Auswertung und Vergleichsprojekte nachweisen.
Welchen Risiken müssen wir uns stellen?
Phil Bernstein: BIM ist ein Werkzeug, hinter dem Daten stehen. Die Frage ist also: was bedeuten all diese Daten? Aktuell werden die Daten zu Zeichnungen verarbeitet. Doch sie sind dann nur Abbilder, Diagramme von Daten. Und nicht mehr so nützlich wie die Daten selbst. Aktuell gibt es eine hitzige Diskussion in den USA darüber, wie stark das maschinelle Lernen, Programmierung und Berechnung den Entwurfsprozess beeinflussen werden. Es gibt zwei Lager unter den Architekten und Lehrenden. Die einen, die sagen, dass wir Architekten nie durch Computer ersetzen können. Und die anderen, die meinen: wenn wir die Qualität der Werkzeuge, die Datenqualität und die Informationstiefe verbessern – können wir dann die nicht auch die Gestaltungsqualität erhöhen? Die Frage ist also, ob sich Architekten darauf reduziert lassen, »Kisten« zu entwerfen für die sie in ihrem parametrischen Computer-Programm die Anforderungen eingeben oder ob sie die veränderten Planungsprozesse aktiv mitgestalten wollen.
Marc Bew: Das größte Risiko für die Architekten, ist einfach gar nichts zu tun. Es gibt einen globalen Wettbewerb um die Projekte, in dem BIM einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Damit muss sich jeder auseinandersetzen und dafür gerüstet sein.
Was kommt nach BIM?
Phil Bernstein: Ich sehe das aus dem technischen Blickwinkel. Es sind die Informationen, die im Projekt liegen und ihre Verarbeitung, ihr Handling. Unabhängig davon, mit welcher Software ich arbeite, muss der Zugriff von einem zentralen Punkt und die zentrale Kommunikation miteinander möglich sein. Das wird eine andere Sichtweise sein, auf das Projekt zu schauen – die Beziehungen zwischen den Werkzeugen und Daten werden neu interpretiert werden.
Phil Bernstein: Der UK-Markt zeigt im Moment eine viel stärkere Durchdringung des Themas BIM als der amerikanische. Der amerikanische Markt wird aber in absehbarer Zeit aufholen.
Marc Bew: In Großbritannien haben wir in den vergangenen Jahren viel in Richtung BIM und Digitalisierung im Bauwesen vorangetrieben. Der Brexit erfordert es jetzt, dass Länder wie Deutschland, Frankreich und UK in den kommenden Jahren noch enger auf technologischer Ebene zusammenarbeiten.
Wie müssen die Universitäten auf die neue Situation mit BIM reagieren?
Marc Bew: Im UK hat sich in Hinblick auf die BIM-Ausbildung in den vergangenen vier Jahren einiges getan. Jetzt kommen die ersten Abgänger von den Hochschulen und wir werden sehen, was es gebracht hat. Die Generation der Millennials ist diesen Technologiethemen ohnehin viel näher als wir. Es muss also weiterhin viel Arbeit in Schulung, Ausbildung und Training gesteckt werden, um BIM im Bau-Bereich weiter zu verankern und die Leute auf die digitale Planung zu schulen.
Phil Bernstein: In den USA kamen erste Impulse pro BIM an den Universitäten aus der Studentenschaft selbst. Vor einigen Jahren sprachen Studierende der Universität von Connecticut im Büro des Rektors vor und sagten: Wir finden keine Jobs. Weil ihr uns das Falsche beibringt. Es muss sich noch einiges ändern in den Köpfen der Lehrenden.
Was ist denn der größte Unterschied in Hinblick auf BIM in den USA und UK?
Phil Bernstein: Der größte Unterscheid ist, dass die Regierung in UK einen viel stärkeren Einfluss auf die Bauindustrie nimmt, als die amerikanische Regierung.
Ist eine solche Einflussnahme denn nötig?
Marc Bew: Ein Großteil der öffentlichen Investitionen geht in den Infrastrukturbereich. Hier die notwendigen Werkzeuge zu haben, Transparenz bei den Ausgaben, ist wichtig – letztlich sind es Steuergelder und der Steuerzahler möchte wissen, wo sein Geld bleibt. Wir sparen viel Geld mit BIM.
Phil Bernstein: Die Botschaft aus UK ist eindeutig: Wir arbeiten mit BIM. Wir sparen viel Steuergeld damit. Wir können damit andere Institutionen wie Schulen, Universitäten, soziale Einrichtungen unterstützen. Der soziale Aspekt ist also sehr wesentlich. In den USA ist die Situation schon allein deshalb eine andere, weil wir so viele Verwaltungsebenen haben: die Bundesebene, Landesebene, Bezirksebene, Stadtebene. Diese stimmen sich bei öffentlichen Bauaufgaben nicht miteinander ab, was ihre Vorgehensweise und Strategie betrifft. Ein weiterer Grund ist, dass die Bauindustrie in den USA sehr konservativ ist und seit jeher eigenständig arbeitet und eine Einmischung der Regierung nicht akzeptieren würde. Das war ganz anders, als Marc Bew vor einigen Jahren mit den großen Baufirmen im UK zusammensaß und diese zu ihm sagten: Ja, das ist genau das was wir wollen. Bringt es auf den Regierungstisch. BIM ist unser Wunsch. Die US Regierung hatte einen BIM-Rat auf Bundesebene, in den verschiedene Regierungsbereiche eingebunden waren. Das Verteidigungsministerium, das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur etc. Sie saßen an einem Tisch und haben ihre Standards verglichen. 22 Leute an einem Tisch – 22 Standards. Das ist ein großes Problem!
Was ist denn die größte Herausforderung, bei der weiteren Etablierung von BIM?
Marc Bew: Das Datenmanagement. In den vergangenen Jahren haben wir die technische Basis geschaffen, nun müssen wir die zahlreichen Bereiche und ihre Anforderungen zusammenbringen und gemeinsam Standards entwickeln.
Phil Bernstein: Das sehe ich wie Marc. Es müssen alle zusammen auf einen Nenner kommen. Denn wenn der Entwurfsprozess beginnt, muss klar sein: Wer benötigt welche Informationen? Und wie müssen diese in das BIM-Modell einfließen? Hinzu kommt, dass die Kommunikation verbessert werden muss. Der Netzwerkgedanke hinter BIM geht von einer reibungslosen Kommunikation aus. Doch das ist im Baubereich noch lange nicht so. Verschiedene Softwarelösungen, unterschiedliche Ausstattungsstandards etc. Das hemmt Innovationen wie BIM und mindert deren effizienten Einsatz.
Wann kommt ein einheitlicher BIM-Standard?
Marc Bew: Wir sitzen aktuell mit Bauunternehmern und Architekten zusammen, versuchen ein solches Netzwerk zu gestalten. Wir haben unser Programm zur verbindlichen Einführung von BIM. Und wir wissen: BIM erhöht die Effizienz um bis zu 50 % und spart bis zu 20 % Kosten in einem Projekt. Das können wir inzwischen über verschiedene Werkzeuge zur Auswertung und Vergleichsprojekte nachweisen.
Welchen Risiken müssen wir uns stellen?
Phil Bernstein: BIM ist ein Werkzeug, hinter dem Daten stehen. Die Frage ist also: was bedeuten all diese Daten? Aktuell werden die Daten zu Zeichnungen verarbeitet. Doch sie sind dann nur Abbilder, Diagramme von Daten. Und nicht mehr so nützlich wie die Daten selbst. Aktuell gibt es eine hitzige Diskussion in den USA darüber, wie stark das maschinelle Lernen, Programmierung und Berechnung den Entwurfsprozess beeinflussen werden. Es gibt zwei Lager unter den Architekten und Lehrenden. Die einen, die sagen, dass wir Architekten nie durch Computer ersetzen können. Und die anderen, die meinen: wenn wir die Qualität der Werkzeuge, die Datenqualität und die Informationstiefe verbessern – können wir dann die nicht auch die Gestaltungsqualität erhöhen? Die Frage ist also, ob sich Architekten darauf reduziert lassen, »Kisten« zu entwerfen für die sie in ihrem parametrischen Computer-Programm die Anforderungen eingeben oder ob sie die veränderten Planungsprozesse aktiv mitgestalten wollen.
Marc Bew: Das größte Risiko für die Architekten, ist einfach gar nichts zu tun. Es gibt einen globalen Wettbewerb um die Projekte, in dem BIM einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Damit muss sich jeder auseinandersetzen und dafür gerüstet sein.
Was kommt nach BIM?
Phil Bernstein: Ich sehe das aus dem technischen Blickwinkel. Es sind die Informationen, die im Projekt liegen und ihre Verarbeitung, ihr Handling. Unabhängig davon, mit welcher Software ich arbeite, muss der Zugriff von einem zentralen Punkt und die zentrale Kommunikation miteinander möglich sein. Das wird eine andere Sichtweise sein, auf das Projekt zu schauen – die Beziehungen zwischen den Werkzeugen und Daten werden neu interpretiert werden.