27.06.2014 Eva Janusch

Axiale Geometrie: Büroturm von LAN Architecture

Blickpunkt am Ende einer großen Straße und Nachbar eines alten Friedhofs, so positioniert sich das »Euravenir«-Bürogebäude in der Stadtmitte von Lille. 1988 wurden OMA mit dem Masterplan für die Neubebauung des Bahnhofsquartiers beauftragt. Dieser thematisiert die schnellen Verbindungen zwischen drei großen europäischen Städten London – Paris – Brüssel. Mit Fertigstellung des »Euravenir«-Büroturms ist die Bebauung der letzten freien Parzelle der ersten Bauphase des »Euralille«-Projekts abgeschlossen. LAN Architekten machen die innerstädtische Lage und die außergewöhnliche Form des Baugrunds zum zentralen Thema ihres Entwurfs.

Architekten: LAN Architecture, Paris
Standort: Rue de Luxembourg/Rue du Faubourg de Roubaix, F-59000 Lille

Foto: Julien Lanoo

Art und Lage des Grundstücks in Lille sind besonders. Zwischen altem Friedhof und am Endpunkt der Avenue Le Corbusier, inmitten verschiedener Umweltfaktoren – Autobahn, Bahnhöfe, Friedhof, neue Stadtmitte – war es für die Architekten nicht leicht, eine passende Form zu finden. Sie stellten sich die Frage, ob es möglich sei, mit Architektur eine Stadt wiederzubeleben. Die Lage an verschiedenen wichtigen Verkehrsachsen führte zum Ergebnis einer komplexen und sehr angepassten Gebäudeform, mit Bezug auf die bestehende Stadtstruktur und den Zuschnitt des Baugebiets. Daraus wiederum formte sich eine interessante Hochhauskonstruktion, ein Blickfang als Abschluss der Avenue Le Corbusier.

Lageplan: LAN Architecture

Blick von der Avenue Le Corbusier, Foto: Julien Lanoo

Die Weiterführung der bestehenden wichtigen Achsen führte zu einem komplexen Grundgerüst für die Kubatur des neunstöckigen Bürogebäudes. Um alle Linien zu transformieren, nimmt das Bauwerk vier verschiedene Grundrissformen auf. Der Eingang hebt sich durch einen innenliegenden Kolonnadengang ab. Er bietet Schutz vor schlechtem Wetter und bildet eine Übergangszone zwischen der lauten Straße und dem Inneren des Gebäudes. Zwei Gastronomiebetriebe siedeln sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss an. Alle Stockwerke sind flexibel und frei bespielbar. Sie werden durch einen mittig sitzenden Betonkern erschlossen. Dadurch ist es in allen Ebenen möglich, den Kern einmal zu umrunden mit schöner Aussicht auf Lille.

Foto: Julien Lanoo

Axonometrie: LAN Architecture

Grundriss Erdgeschoss: LAN Architecture

Grundriss 1. Obergeschoss: LAN Architecture

Grundriss 4. Obergeschoss: LAN Architecture

Grundriss 8. Obergeschoss: LAN Architecture

Fotos: Julien Lanoo

Mit Fingerspitzengefühl für Material und Farbe, ummantelt die Fassade das Gebäude homogen und raffiniert. Durch den zentralen Konstruktions- und Erschließungskern ist es möglich, den Baukörper komplett zu verglasen und einen 360°-Panoramablick auf Lille zu ermöglichen. Die Gitterhaut besteht aus flächigen Einzelteilen und vielen senkrecht aneinander gereihten Kupferelementen. Diese sind nach Orientierung, Nutzung und thermischen Anforderungen geplant. Zur genauen Regulierung des Lichteinfalls sind die Fassadenteile unterschiedlich durchlässig. Auf alle Seiten der Gebäudehülle, legt sich ein vertikales Raster mit 1,35 Meter breiten Kupferpaneelen. Horizontale Unterbrechungen gibt es an drei Stellen, wodurch eine optische Abhebung der geteilten Außenverkleidung entsteht. Glasflächen mit und ohne Kupfer variieren spielerisch und befreien somit von einer klar ablesbaren Geschossigkeit. Die Verwendung von Kupfer resultiert aus dem Wunsch einer visuellen Neugestaltung der Stadt.

Foto: Julien Lanoo

Der »Euravenir«-Turm wurde mit dem »SMABTP-Pyramides d’Argent«-Preis ausgezeichnet. Der Baukörper wirkt wie ein geometrischer Stecksatz der sich zurücknimmt, aber gleichzeitig auch durch seine Stärke überzeugt. Mit der Fertigstellung des »Euralille«-Masterplans durch LAN, setzen die Architekten dem umfangreichen Städtebauprojekt ein gut integriertes kupfernes Sahnehäubchen auf.

Projektdaten:

Grundfläche: 3.486 m²
Kosten: 5.900.000 €
Bauzeit: 2010-2014
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