Architektur als Camouflage: Schutzhütte in Telemark
Foto: Mariana de Delás
Wer Ruhe sucht, hat es selbst in manchen Gegenden Norwegens inzwischen schwer. Das „Allemannsretten“ (Jedermannsrecht), gestattet es in dem Land ebenso wie in Schweden und Finnland allen Bürgern, auch fremde Grundstücke zu betreten und in vielen Fällen dort sogar zu campen. Das hat dazu geführt, dass man praktisch jederzeit mit Kontakt mit Fremden rechnen muss.
Den Auftrag für die Schutzhütte an einem See in der Region Telemark gab eine Familie, die auf der anderen Seeseite ein bereits recht abgelegenes Bauerngehöft bewohnt. Sie will den Neubau vor allem zum Angeln, Schwimmen und als Rückzugsort über Nacht nutzen. Erreichbar ist die Hütte ausschließlich auf dem Wasserweg.
Tarnkleid aus Birkenreisig
Den Entwurf lieferten das norwegische Büro Gartnerfuglen und ihre spanische Kollegin Mariana de Delás. Die Osloer Architekten haben sich auf kleinere, oft unkonventionelle Bauten und Interventionen spezialisiert, mit denen sie besondere Orte in der Landschaft inszenieren. Gemeinsam mit Delás realisierten sie bereits mehrere Projekte auf Mallorca. Die Hütte wird von einer Holzstruktur getragen und ist außen mit Birkenzweigen verkleidet, die sie erst auf den dritten Blick vom Wasser aus erkennbar machen. Im Winter soll sich zwischen ihnen eine zusätzliche, dämmende Luftschicht unter dem Schnee bilden. Einzig die rostroten Tür- und Fensterrahmungen heben den Neubau aus seiner natürlichen Umgebung heraus. Die Möblierung des Innenraums ist auf das Nötigste reduziert: ein Schreibtisch am Fenster mit Ausblick auf den See, und zwei um zwei Treppenstufen erhöhte Holzbetten, von denen aus man nachts durch eine Öffnung im Pyramidendach in den Sternenhimmel blicken kann.