DETAIL 7-8.2019
Aus dem Editorial der Ausgabe 7-8/2019:
Alles fließt: Bauen im, am und über dem Wasser
Wasser ist Lebensgrundlage und Bedrohung, Energiequelle und Klimapuffer, Transportweg und touristische Attraktion. Es hat eine ambivalente Bedeutung für unsere Zivilisation, um das Mindeste zu sagen. Das gilt auch in der Architektur, wo das kühle Nass je nach Situation genutzt oder ferngehalten werden muss. Daraus entstehen mitunter Lebensaufgaben für Architekten und Ingenieure: Es dauerte Jahrzehnte, bis das erste wirklich dichte Flachdach erfunden war, und noch länger, bis Gebäude flächendeckend an öffentliche Trink- und Abwassernetze angeschlossen waren.
Unsere aktuelle Ausgabe vermittelt einen Eindruck der vielseitigen Beziehung zwischen Architektur und Wasser. Wir zeigen das erste Unterwasser-Restaurant Europas in Norwegen und das Rathaus von Eysturkommuna auf den FäröerInseln, das als Fußgängerbrücke einen Fluss überspannt. Im Süden Korsikas ist ein neues Werkstatt- und Lagergebäude für die örtlichen Fischer entstanden und die Kleinstadt Vreden im Münsterland hat mit einem Museumsbau ihre Altstadtkante zum Flusslauf der Berkel neu gefasst. Sehr unmittelbaren Wasserkontakt haben die Besucher des Badehauses im südschwedischen Karlshamn und des Schulschwimmbads in Ashtead bei London. Eine überaus traditionsreiche Beziehung zum Wasser pflegt die alte chinesische Handelsstadt Suzhou mit ihren weltberühmten Kanälen und Gärten. Einen Hauch dieser Atmosphäre vermittelt auch das Gemeinschaftszentrum in einem Neubauviertel am Stadtrand, das wir in diesem Heft dokumentieren.
Von Wasser als Ressource und Bedrohung handeln der Essay und der Technik-Beitrag in dieser Ausgabe. Beide widmen sich wichtigen Zukunftsthemen, namentlich dem Hochwasserschutz in Architektur und Städtebau sowie der Regen- und Grauwassernutzung in Gebäuden. Denn so ungewiss die Zukunft des Weltklimas auch sein mag, eines scheint sicher: Extreme Wetterverhältnisse, Dürre und Starkregen werden vielerorts zunehmen. Gut beraten ist, wer dagegen rechtzeitig bauliche Vorsorge trifft.