DETAIL 4.2019
Aus dem Editorial der Ausgabe 4.2019
Flirrende Farbspiele
Manchmal prägt sich Architektur vor allem durch ihre Farbigkeit ein. Das neue Hochhaus La Marseillaise von Jean Nouvel zum Beispiel zeigt sich als flirrende französische Trikolore. Mit seiner Fassade aus handgestrichenen Faserzementelementen in Blau-, Weiß- und Rottönen streckt sich der Verwaltungsturm in Marseille 135 m in die Höhe – ein stolzes Zeichen, das auch für die Schiffe der Hafenstadt schon von Weitem erkennbar ist. Das Haus der Musik in Innsbruck wiederum setzt mit seiner dunklen Keramikhülle einen Kontrapunkt zu den hell verputzten historischen Nachbargebäuden – die Architekten Erich Strolz und Dietrich Untertrifaller balancieren dieses Signal sorgfältig aus. Durch farbige Glaslamellen, die in unterschiedlichen Winkeln angebracht sind, verwandelt Jacques Ferrier die kommunale Zentralverwaltung in Rouen in ein dreidimensionales impressionistisches Gemälde. Die Wasseroberfläche der Seine reflektiert die Farbschattierungen der Fassade und verstärkt diesen Eindruck noch.
Für unsere April-Ausgabe hat Frank Kaltenbach diese und weitere herausragende Projektbeispiele zusammengestellt, die Architektur und Farbe mit unterschiedlichen Konzepten und Materialien zusammenführen. Die bunte Farbpalette in dieser Ausgabe wird durch den Technik-Beitrag von David Keist ab gerundet, der handwerkliche Farbtechnologien und entsprechende Materialien vorstellt. Inwiefern die Farbe Schwarz in der Bautradition verankert ist, beschreibt Anneke Bokern in ihrem Essay mit Blick auf verschiedene Beispiele aus unterschiedlichen Ländern und Epochen.