DETAIL 3.2022
Aus dem Editorial DETAIL 3.2022
Sonne, Luft und Licht - und Urbanität!
„Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße...“. So beginnt Kurt Tucholsky sein Gedicht „Das Ideal“ aus dem Jahr 1927. Das Wunschbild vom urbanen Wohnen, das Tucholsky nachzeichnet, mag in Berlin unerreichbar sein. Aber es gibt Städte, wo es Realität geworden ist. Tauscht man die Ostsee durch den Zürichsee oder das Mittelmeer und die Friedrichstraße durch die Bahnhofstraße oder die Rambla aus, kann man den Genossinnen vom Zollhaus in Zürich und von La Balma in Barcelona nur gratulieren.
„Urbanität bedeutet, das Fremde auszuhalten“, versucht der Münchner Soziologe Armin Nassehi das Phänomen zu definieren. Zurück zu Barcelona: Hier hat Mies van der Rohe 1929 mit dem Deutschen Expo-Pavillon eine hedonistische Sehnsucht des freien Wohnens geweckt, die mit sozialen und urbanistischen Kriterien heute nicht mehr vereinbar scheint. Hier hat aber auch in den 1930er-Jahren das Architektenkollektiv Gatepac den ersten Sozialwohnungsbau Spaniens errichtet, die Casa Bloc mit 207 Maisonettewohnungen, die bis heute alle Kriterien des urbanen Wohnens erfüllt: Läden und Gemeinschaftseinrichtungen im Erdgeschoss, Kommunikationsflächen auf Laubengängen und Terrassen sowie zwei grüne Höfe, von denen das gesamte Quartier profitiert.