DETAIL 12.2019
Aus dem Editorial der Ausgabe 12/2019:
Sanieren, erweitern oder doch rekonstruieren?
Der sensible Umgang mit dem Bestand führt meistens zu Sanierungen, die oft mit einer Umnutzung und Erweiterung einhergehen. Was aber, wenn sich die vorgefundene Bausubstanz als so marode entpuppt, dass eine Sanierung nicht möglich ist? Kann die Orientierung am Bestand auch in eine ebenso bedachte wie sinnvolle Rekonstruktion münden? In einen Neubau, der gezielt Strukturen und Prinzipien seines Vorgängergebäudes aufgreift, sie ergänzt und in ein neues Konzept überführt? Welche architektonischen Aspekte sind für Gebäude wichtig, die sich als Interpretation des Bestands verstehen und sich in die lokale Architekturtradition einfügen, ohne ihren zeitgenössischen Charakter zu verleugnen?
Bei der Projektauswahl zu unserer Dezember-Ausgabe haben wir uns diese Fragen gestellt und entschieden, neben Sanierungen auch zwei Neubauten in den Dokumentationsteil des Hefts aufzunehmen. Wir glauben, dass die Rekonstruktion als Disneyland-Inszenierung wenig Sinn macht. Doch beim Lissaboner Stadthaus von Daniel Zamarbide und Leopold Banchini war der Fall anders gelagert. Auf der Grundfläche des Bestands schufen die beiden Architekten ein neues Gebäude, das seine Geschichte in der Fassade ablesbar macht und sich in die Altstadt einfügt, eigenständig und doch so, als ob das Wohnhaus schon immer an diesem Platz gewesen wäre (Seite 54ff.).
Die weiteren Projektdokumentationen in dieser Ausgabe, die unsere Redakteurin Barbara Zettel koordiniert hat, zeigen Lernzentren, Hochschulen und Markthallen. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt außerdem bei der Sanierung von Wohngebäuden, deren Bewohner nach der sorgfältigen Intervention von A2M in Brüssel einer gesicherten Zukunft entgegenblicken können (Seite 46ff.). Andreas Putz erläutert in seinem Essay (Seite 30ff.) verschiedene Strategien zur Sanierung des sozialen Massenwohnungsbaus. Und der Technik-Beitrag von Heide Wessely (Seite 86ff.) beschreibt den aufwendigen Sanierungsprozess der Terrassenwohnhäuser auf dem Münchner Olympiagelände. Die Gebäude aus den 1970er-Jahren werden derzeit von bogevischs buero an zeitgenössische Standards angepasst, wobei die bauphysikalische und statische Ertüchtigung unter Denkmalschutzauflagen teils komplizierte technische Lösungen erforderlich machte.