DETAIL 1/2.2020
Aus dem Editorial DETAIL 1/2.2020
Was kommt, was bleibt?
Die aktuelle Detail-Ausgabe hat einen Dauerbrenner der Architektur zum Thema: die Fassadengestaltung und die Rolle von Fenstern in der Gebäudehülle. War die Fassade – dem lateinischen Begriff „facies“ entsprechend – in früheren Epochen vor allem das Gesicht eines Gebäudes, wurde sie im Lauf des 20. Jahrhunderts zu einer zunehmend technisch aufgerüsteten Gebäudehülle. Dabei sind die Grundfunktionen von Fassaden stets dieselben geblieben: Wärme- und Sonnenschutz, Lichttransmission, Luftzufuhr und nicht zuletzt Bild- und Bedeutungsträger.
Unsere Projektauswahl in diesem Heft zeigt, mit welch radikal unterschiedlichen Lösungen sich diese Funktionen je nach Standort und Gebäudetypologie erfüllen lassen. Beim Kulturzentrum Ithra im saudi-arabischen Dhahran haben die Architekten von Snøhetta Dach und Fassade, Fenster und geschlossene Gebäudehülle zu einem filigranen, an die Strukturen eines Fingerabdrucks erinnernden Linienwerk verschmolzen. Bei ihrem Wohnhaus in Zürich hingegen zelebrieren Fuhrimann Hächler Architekten die ruppige Einfachheit der Außenwandkonstruktion und die vielschichtige Multifunktionalität der darin integrierten Metallfenster. Großflächig und minimalistisch ist die Fassadengestaltung beim Schulungszentrum in Genk von Kempe Thill Architekten, eklektizistisch-verspielt mit Anklängen an lokale Bautraditionen dagegen bei der Schule in Orsonnens von Ted’A und Rapin Saiz Architectes. Und was könnte die Vielfalt zeitgenössischer Fassadengestaltung besser illustrieren als die weich gepolsterte Hülle des Kulturzentrums in Prag von Petr Hájek und der Betonbrutalismus der Norra Tornen-Wohntürme in Stockholm von OMA?