Delle oder Dauerphänomen? Nachfrage nach Büros sinkt
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Manche Dinge existieren jahrelang in der Nische, bevor die Massen sie für sich entdecken. Ein Beispiel ist das Home Office, das 2020 corona-bedingt eine Hochkonjunktur erlebte. Für den Büroimmobilienmarkt bedeuteten Heimarbeit und Pandemie indes eine Flaute: 35 % weniger Büroflächen wurden nach Angaben des Immobilienspezialisten Colliers International in den sieben größten deutschen Städten angemietet als noch im Jahr zuvor. Auch verglichen mit dem Zehnjahres-Durchschnitt lag die Nachfrage etwa ein Viertel niedriger. Der Büroleerstand stieg leicht, liegt aber immer noch bei niedrigen 3,5 %.
Der mit Abstand größte deutsche Büromarkt ist Berlin, gefolgt von München, Hamburg und Frankfurt. In München fiel der Nachfragerückgang auch spürbar geringer aus als in den anderen Städten. Besonders betroffen waren Frankfurt und Köln, wo die Nachfrage um mehr als ein Drittel unter dem langjährigen Durchschnitt lagen und sogar das Krisenjahr 2009 noch untertroffen wurde. All das drückt sich auch in stark unterschiedlichen Leerstandquoten aus: In Berlin liegt sie gerade mal bei 1,2 %, in Frankfurt stehen immerhin 7,1 % aller Büroflächen leer – und das, obwohl im vergangenen Jahr ein großes Bürogebäude zu Wohnungen umgewidmet wurde. Berlin ist mit 28,70 Euro Durchschnittsmiete pro Quadratmeter auch die bei weitem teuerste Stadt in Deutschland zum Arbeiten. Mit respektvollem Abstand folgen hier Frankfurt mit 23 €/m2 und München mit 21,50 €/m2. In den vier anderen Städten liegen die Durchschnittsmieten zwischen 15,90 und 17,10 €/m2.
Wie es weitergeht, ist naturgemäß schwer zu prognostizieren. Colliers International rechnet für 2021 erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Erholung. Von 2,5 Millionen Quadratmetern in 2020 dürfte der Flächenumsatz jetzt wieder auf rund 3,5 Millionen steigen, so die Immobilienexperten. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau sieht Colliers International jedoch noch nicht.