VORTRÄGE UND REFERENTEN
Bericht zum Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen und zur Wohnungsbau-Offensive
Michael Neitzel, InWIS Forschung & Beratung GmbH, Bochum
Mitte März wurde der Bericht zur »Wohnungsbau-Offensive« gegen den Mangel an Wohnungen in Deutschland beschlossen. Dieser wurde im Rahmen des »Kongress zum Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen« entwickelt, an dem über 700 Teilnehmer aus Bund, Ländern und Kommunen, aus Verbänden, Mietervereinen und der Wohnungsbauwirtschaft teilnahmen. Ein 10-Punkte-Programm soll nun die Voraussetzung schaffen, um den Bedarf rasch zu decken. Das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen setzt sich für eine Stärkung der Investitionstätigkeit, aber auch um ausgewogene mietrechtliche und sozialpolitische Fragestellungen ein. Die Aufgabe der Baukostensenkungskommission ist es, Neubau und Modernisierung von Wohngebäuden zu fördern. Dafür werden die aktuelle Baukostenentwicklung detailliert betrachtet und Kostentreiber analysiert. Ziel ist es, tragfähige Lösungen zu erarbeiten, wie man mehr Bautätigkeit in guter Qualität zu angemessenen Preisen erreichen kann.
Michael Neitzel war nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung. Seit 2001 ist er Geschäftsführer der InWIS Forschung & Beratung GmbH, seit 2008 Geschäftsführer des Forschungsinstitutes InWIS GmbH.
Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen
Johanna Burkert, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn
Seit Jahren steigt die Nachfrage nach Wohnraum in deutschen Städten und Ballungsgebieten. Verschärft wird die Lage auf dem Wohnungsmarkt von einer wachsenden Zahl Studierender, die immer öfter in ihren eigenen vier Wänden leben wollen. Zusätzlicher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum entsteht durch die steigende Anzahl Auszubildender in Metropolregionen, durch Rentner und anerkannte Flüchtlinge. Um der schon heute problematischen Situation in vielen Hochschulstädten langfristig zu begegnen, fördert der Bund im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau seit Ende 2015 mit 120 Millionen Euro Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Wohnprojekten für Studierende und Auszubildende (Variowohnungen). Ziel des auf drei Jahre angelegten Förderprogramms, das Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks Anfang November 2015 startete, ist die Erforschung sogenannter »Variowohnungen«. Klein, flexibel und auch bei geringem Einkommen bezahlbar, sollen sie nicht nur den besonderen Anforderungen von Studierenden, Auszubildenden und Rentnern gerecht werden, sondern zugleich eine hohe architektonische und wohnliche Qualität aufweisen. Gefragt sind ebenso effiziente wie zukunftsweisende Wohnkonzepte, die eine Antwort auf den demografischen Wandel geben sowie sich schnell und mit möglichst geringen Kosten realisieren lassen.
Johanna Burkert ist seit 2016 Referentin beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR im Referat »Forschung im Bauwesen« und Projektleiterin des Förderprogramms für Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen. Sie studierte Architektur an der TU Berlin und ENSA Toulouse und arbeitete in Architekturbüros in Zürich und Berlin.
Studie – Individuelle Wohnansprüche im Lebenszyklus
Julia Kirch, Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur, Hochschule OWL
Die Studie »Universal Privacy Room« wurde im Rahmen des PerceptionLab von 2015-2016 im Auftrag der kooperierenden Firmen Vauth-Sagel und nolteD durchgeführt. Die Ergebnisse wurden erstmals auf der Messe Altenpflege 2016 in Hannover präsentiert. In der Studie wurde eine Protagonistin von ihrer ersten Wohnung zu Studienzeiten bis ins hohe Alter in ihrem Nutzungsverhalten in ihrer jeweiligen Wohnumgebung beschrieben. Besonders wurden dabei die Räume für Aufbewahrung im privatesten, dem Schlafen nahen, Bereich betrachtet. Es zeigte sich, dass Anforderungen und Platzbedarf im Lebenszyklus je nach Alter und Umständen sehr differenziert sind – Flexibilität ist gefragt. Andererseits werden die Bereiche, die komfortabel zugänglich sind mit dem Alter immer eingeschränkter. Unter dem Titel »PerceptionLab« haben sich Hochschullehrende aus den Fachbereichen Architektur und Innenarchitektur sowie Medienproduktion mit dem Ziel zusammen geschlossen, die Wahrnehmung von Objekten, Räumen und medialen Umgebungen durch den Menschen bzw. den Nutzer in den Mittelpunkt von Forschung und Lehre zu stellen.
Julia Kirch hat an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe Innenarchitektur und Architektur studiert. Dort arbeitet sie auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt PerceptionLab und koordiniert Projekte, die sich auf der Grundlage umweltpsychologischer Methoden mit Wahrnehmung und Verhalten des Menschen in der gebauten Umwelt beschäftigen. Berufsbegleitend bildet sie sich im multiprofessionellen Masterstudiengang »Versorgung von Menschen mit Demenz« an der Universität Witten/Herdecke weiter.
Wohnungswirtschaft: Kieler Modell – Gutes Wohnen für Alle
Dietmar Walberg, Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., Kiel
Die Planungshilfe des Kieler Modells gibt Anregungen und Hinweise, ob und in wieweit sich »gutes Wohnen« – gefördert aus den Mitteln der sozialen Wohnraumförderung – für alle Formen der Unterbringung von Flüchtlingen gleichermaßen eignen kann. Wichtiger Bestandteil des Kieler Modells ist dabei die langfristige (Nach-)Nutzung der Wohnobjekte im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus als Studenten-, Familien- oder Altenwohnungen. Einsparungen der Baukosten werden durch konzeptionelle, konstruktive und technische Aspekte gefördert.
Dietmar Walberg ist Architekt und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V.
Ausbauhäuser – Viel Wohnraum für unterschiedliche Lebensentwürfe und Budgets
Henri Praeger, Praeger Richter Architekten, Berlin
Das Büro Praeger Richter Architekten hat mit diversen Ausbauhäusern flexiblen Wohnraum für Baugruppen konzipiert. Das Konzept ist es, kostengünstig zu bauen und trotzdem genügend Spielraum für individuelle Wünsche und Bedürfnisse zu geben. Dabei sind großzügige Lofts bis hin zu klassischen 4-Zimmer-Familienwohnungen und auch der Ausbau in Eigenleistung möglich. In der ersten Ausbaustufe werden die Wohnungen als einfache Lofts hergestellt. Alle haustechnischen Anschlüsse der Wohnung, die Heizung und die Fenster sind darin bereits enthalten. Je nach Bedürfnissen und individuellem Budget können die Wohnungen dann in einem zweiten Schritt ausgebaut werden – auch in Eigenleistung. Durch die Befreiung des Grundrisses von der Tragstruktur und die flexible Fassade sind vielfältigste Grundrissvarianten möglich ohne in die Gesamtstruktur des Hauses eingreifen zu müssen. Ein späterer Umbau, z.B. bei veränderten Lebensumständen bleibt möglich.
Henri Praeger ist gemeinsam mit Jana Richter Inhaber des Büros Praeger Richter Architekten in Berlin. Er studierte Städtebau an der BTU Cottbus und Architektur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Städelschule) in Frankfurt/ Main. Von 2006 bis 2011 war er als wissenschaftlicher Mitarbeit an der BTU Cottbus, Institut für Entwerfen, Baukonstruktion, Fachgebiet Entwerfen und Gebäudekunde tätig.