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Die künstlerische Gestaltung der Fassade verschränkt Vergangenheit und Gegenwart, Handwerk und Massenproduktion, schlägt die Brücke von der Römerschale zur thermoplastischen Getränkeflasche unserer Tage, aber auch von der Tonerde zum Substrat aus Betonguss. An der Ornamentik spiegelt sich nicht zuletzt die kulturelle Logik des Museums als Beziehungsfeld von Rarität und Konsumartikel, Unikat und Massenware.
Blüten aus Beton
Vorarlberg Museum in Bregenz
Bei der Fassadengestaltung für den Neubau des Vorarlberg Museums sind Architektur und Kunst im wahrsten Sinne des Wortes aus einem Guss. Durch die intensive und enge Zusammenarbeit der Architekten mit dem Südtiroler Künstler Manfred Alois Mayr entstand ein Fassadenrelief, das mit seinem Licht-Schattenspiel in ständiger Verbindung mit dem Tageslicht und den Jahreszeiten steht.
Architekten: cukrowicz nachbaur architekten, Bregenz
Standort: Kornmarktplatz 1, A-6900 Bregenz
Standort: Kornmarktplatz 1, A-6900 Bregenz
Das Konzept basiert auf dem Prinzip des Weiterbauens. Der denkmalgeschützte Gebäudebestand der Bezirkshauptmannschaft wurde aus Denkmalschutzgründen in wesentlichen Teilen erhalten und in die Gesamtlösung integriert. Zwei neue Geschosse erweitern das bestehende Gebäude in vertikaler Richtung. Direkt anschließend wurde Richtung Kornmarktplatz ein fünfgeschossiger Neubau entwickelt. Gebäudebestand, Aufstockung und Neubau bilden mit einer klaren und kompakten Gebäudefigur eine neue Großform. Durch das Freihalten der bestehenden spitzen Südecke des Landesmuseums und das Knicken der Südwestfassade im Übergang zwischen Alt und Neu generiert sich eine neue städtebauliche Situation. Die Blockrandbebauung wurde aufgelöst, der neue Baukörper funktioniert als Solitär. Im Bereich Rathausstrasse/ Kornmarktplatz wird der See durch erweiterte Blickbeziehungen erlebbarer und wirkt nun positiv ins Stadtgefüge.
Die unterschiedlichen Bauabschnitte wurden durch differenzierte Fassadenstrukturen und Oberflächentexturen sichtbar gemacht. Eine einheitliche Farbgebung aus dem Weiß der Champagnerkreide verbindet sämtliche Gebäudeteile zu einem großen Ganzen.
Die unterschiedlichen Bauabschnitte wurden durch differenzierte Fassadenstrukturen und Oberflächentexturen sichtbar gemacht. Eine einheitliche Farbgebung aus dem Weiß der Champagnerkreide verbindet sämtliche Gebäudeteile zu einem großen Ganzen.
Sämtliche Funktionsbereiche des Museums gruppieren sich ringförmig um das innen liegende Atrium, eine ebenfalls ringförmige Erschließung bildet die interne Verbindung aller Bereiche. Die offen gestaltete Erdgeschosszone mit Foyer und Café verbindet Platzraum und überdeckten Innenhof. Die Raumzone für Vermittlung ist im Erdgeschoss des Bestandes untergebracht, die Anlieferung befindet sich im Nordosten und erfolgt über die gemeinsame Anlieferungszone mit Kunsthaus und Theater.
Im ersten Obergeschoss befinden sich zwei Veranstaltungsräume, welche flexibel als Ausstellungsfläche zugeschaltet werden können. Die gesamte Verwaltung wird im Bestand des 1. OG organisiert und kann extern über den bestehenden Eingang von Norden her erschlossen werden. Die obersten drei Geschosse sind reine Ausstellungsgeschosse mit maximaler Nutzungsflexibilität. Durch Hofzuordnungen und Ausblicke werden nutzungsneutral feine Raumdifferenzierungen generiert. Der Bereich vor dem Panoramafenster im vierten Obergeschoss dient als kontemplativer Bereich oder Entspannungszone. Das Atrium schafft Großzügigkeit und Orientierung im Gebäudeinneren und kann als zusätzlicher Aktionsraum für Veranstaltungen und Rauminstallationen verwendet werden.
Das Relief zeigt sich als plastisch wirkende Fassade und besteht aus 16.656 einzelnen Betonblüten, die in einem flächenfüllenden ornamentalen Streumuster über die Fassadenteile des Neubaus verteilt wurden. Als Inspirationsquelle dienten Fundstücke und Sammlungsteile aus dem reichen Fundus des Landesmuseums, historische Behälter und Gefäße aus Ton oder Glas. Als Matrizen für die blütenartigen Motive dienten verschiedene Böden handelsüblicher PET-Flaschen, jene bruchfesten, seit den 1970er Jahren gebräuchlichen Kunststoffflaschen.
Die dreizehn verschiedenen Flaschenbodenmotive bilden an der Fassade ein zufälliges Streumuster und wirken in ihrer Gesamtheit wie ein großes Meer aus Betonblüten. Für die präzise Positionierung der einzelnen Punkte wurde in Zusammenarbeit mit Urs B. Roth aus Zürich ein Punktegitter entwickelt. Diesem Punktesystem liegt eine quasichaotische Struktur zugrunde, das heißt ein System mit Wiederholungen, ein regelmäßiges Muster aus Ellipsen, regulär affinen Fünfecken und Quadraten.
Die wichtigste Herausforderung war es, die Vorgabe die Fassade fugenlos zu gestalten.
Die 17 cm dicke Betonscheibe mit den Blüten wurde daher stehend vor Ort hergestellt. Um das richtige Resultat zu erziehen wurden im Vorfeld mehrere Betonmischungen ausprobiert.
Zum Einsatz kam schließlich selbstverdichtender Beton mit einer extrem hohen Viskosität und einem maximierten Anteil an weißen Pigmenten, um der Farbgebung des Gesamtkomplexes entsprechen zu können.
Die 17 cm dicke Betonscheibe mit den Blüten wurde daher stehend vor Ort hergestellt. Um das richtige Resultat zu erziehen wurden im Vorfeld mehrere Betonmischungen ausprobiert.
Zum Einsatz kam schließlich selbstverdichtender Beton mit einer extrem hohen Viskosität und einem maximierten Anteil an weißen Pigmenten, um der Farbgebung des Gesamtkomplexes entsprechen zu können.
Die Pläne für die Matrizen waren durch Manfred Alois Mayr sowie den Zürcher Künstler und Mathematiker Urs Beat Roth so angefertigt worden, dass pro Geschoss nur drei miteinander kombinierbare Hauptmatrizen und die für Ecken und Leibungen notwendige Zusatzmatrizen ausreichten, um die gesamte Fassade mit dem unregelmäßigen Muster zu gestalten.
Die künstlerische Gestaltung der Fassade verschränkt Vergangenheit und Gegenwart, Handwerk und Massenproduktion, schlägt die Brücke von der Römerschale zur thermoplastischen Getränkeflasche unserer Tage, aber auch von der Tonerde zum Substrat aus Betonguss. An der Ornamentik spiegelt sich nicht zuletzt die kulturelle Logik des Museums als Beziehungsfeld von Rarität und Konsumartikel, Unikat und Massenware.
Das Projekt wurde in Juli 2013 mit best architects award in Gold ausgezeichnet. Über weitere Gewinner lesen Sie in unseren Artikel best architects 14 – Vielfalt und Qualität begeistern die Jury.
Bauherr: Land Vorarlberg, Bregenz
Nutzer: Vorarlberg Museum, Bregenz
Nutzer: Vorarlberg Museum, Bregenz
Wettbewerb: Dezember 2007 (1. Preis)
Baubeginn: April 2010
Fertigstellung: Dezember 2012
Baubeginn: April 2010
Fertigstellung: Dezember 2012
Eröffnung: 21. Juni 2013
Grundstücksfläche: 1.530 m²
Bebaute Fläche: 1.436 m²
Kubatur: 37.780 m³
Nutzfläche: 6.085 m² (Bauteil Altbau 2.922 m², Zubau 3.163 m²)
Ausstellungsfläche: 2.404 m²
(inkl. Atrium- und Galerieflächen)
Baukosten: 27,3 Mio Euro
Bebaute Fläche: 1.436 m²
Kubatur: 37.780 m³
Nutzfläche: 6.085 m² (Bauteil Altbau 2.922 m², Zubau 3.163 m²)
Ausstellungsfläche: 2.404 m²
(inkl. Atrium- und Galerieflächen)
Baukosten: 27,3 Mio Euro
»Spiel mit Betonblüten« - weitere Bilder zum Projekt
Einen ausführlichen Technik-Artikel, der sich mit dem Entstehungsprozess der Fassade beschäftigt, finden Sie als Print-Dokumentation in unserer aktuellen Ausgabe DETAIL 2014/6 zum Thema »Bauen mit Beton«.